Tiphaine Rivière

 3,9 Sterne bei 25 Bewertungen

Lebenslauf

Tiphaine Rivière weiß, worüber sie schreibt: Nach dem dreijährigen Versuch, ihre Doktorarbeit in Literatur abzuschließen, startete sie den illustrierten Blog „Le bureau 14 de la Sorbonne“ und ihre Karriere als Comic-Zeichnerin. Mit ihrem Debüt landete sie einen Überraschungserfolg, der in mehrere Sprachen übersetzt wird. Rivière lebt in Paris.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tiphaine Rivière

Cover des Buches Studierst du noch oder lebst du schon? (ISBN: 9783813507409)

Studierst du noch oder lebst du schon?

 (25)
Erschienen am 11.10.2016

Neue Rezensionen zu Tiphaine Rivière

Cover des Buches Studierst du noch oder lebst du schon? (ISBN: 9783813507409)
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Rezension zu "Studierst du noch oder lebst du schon?" von Tiphaine Rivière

Eine Aneinanderreihung verschiedener Probleme
Primrosevor 4 Jahren

„Studierst du noch oder lebst du schon?“ ist die allererste Graphic Novel, die ich gelesen habe. Es handelt sich um die Geschichte der Jeanne Dargan, einer französischen, motivierten, jungen Frau, die promovieren möchte. Dass der Prozess allerdings nicht geradlinig und leicht verläuft, wird schnell klar. Immer wieder werden ihr von verschiedenen Seiten Hürden in den Weg gelegt. Die Promotion verschiebt sich, die Probleme werden größer und Jeannes Motivation nimmt von Problem zu Problem ab.

Graphic Novels, also längere Geschichten, die als hochwertige Comics aufgearbeitet wurden, haben sich in den letzten zehn Jahren immer stärker etabliert und sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Buchbranche. In „Studierst du noch oder lebst du schon?“ sind die Bilder recht einfach gehalten, was zwar einen visuellen Einblick in die Farben und Formen der Geschichte gibt, aber dennoch den Fokus auf den Inhalt und Text an sich setzt.

Die Geschichte von Jeanne ist vor allem für diejenigen Personen interessant, die sich in ihre Situation hineinversetzen können, weil sie sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden oder diese schon hinter sich haben. Wer also schon mal eine Bachelor- oder Masterarbeit geschrieben hat oder gar dabei ist zu promovieren, wird hier so wie ich viele Parallelen wiedererkennen. Man kann sich gut in Jeanne und ihre Probleme hineinversetzen, allerdings ist das dann auch schon so ziemlich alles, was die Graphic Novel hergibt – eine Aufzählung der Hürden, die das Promovieren mit sich bringt. Leider nimmt die gestresste Grundstimmung mehr und mehr Überhand, ohne einen wirklichen Mehrwert zu bieten. 

„Studierst du noch oder lebst du schon?“ zeichnet auf traurig realistische Weise das Leben einer Promotionsstudentin auf. Eine interessante Geschichte in Form einer Graphic Novel, die beim Lesen jedoch nicht gerade Lust auf eine akademische Laufbahn macht.

Cover des Buches Studierst du noch oder lebst du schon? (ISBN: 9783813507409)
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Rezension zu "Studierst du noch oder lebst du schon?" von Tiphaine Rivière

Total cool :D
Mareiavor 7 Jahren

Studierst du noch oder lebst du schon ist die erste Graphic Novel, die ich gelesen habe. Ich hatte lange Zeit das Gefühl, dass es in diesem Genre nichts so richtig gibt, was mich interessieren würde. Doch dann erzählte mir Sandra von diesem Buch und da ich selbst gerade erst mein Studium angefangen hatte, klang es für mich doch sehr vielversprechend! (Hier kommt ihr zu Sandras Rezension.)
Ohne mir groß den Klappentext oder andere Meinungen durchzulesen stürzte ich mich in diese neue Erfahrung und war damit ungefähr so vorbereitet, wie Jeanne selbst. Doch von Anfang an konnten mich ihre Geschichte und nicht zuletzt auch die Aufmachung überzeugen. Sehr humorvoll in Bild und Sprache wird die Geschichte einer Doktorandin erzählt, sodass man sich am Liebsten gleich an die eigene Promotion setzen möchte… nicht. Ein Leben zwischen Uni und Alltag und das gerade für eine junge Frau, die selbst bereits mitten im Leben stand. Keine einfache Aufgabe, sowohl für die Protagonisten, als auch für die Autorin. Doch gerade letztere meistert es wunderbar die eine oder andere Hürde zu überspringen und so selbst vermeintlich langweilige Themen, wie
"Das labyrinthische Motiv in der Türhüterparabel in Kafkas Prozess"unterhaltsam und künstlerisch darzustellen. Hin und wieder, als kleiner Kritikpunkt, hätte ich mir allerdings ein wenig mehr Abwechslung gewünscht, was die Handlung betrifft, denn auch wenn es nie langweilig war, gab es hier und da leichte Tiefpunkte (Betonung liegt auf leicht.).Zur Protagonistin lässt sich viel sagen, da sie eine ziemliche Entwicklung innerhalb der Graphic Novel durchmacht. Es hat mich wirklich überrascht, wie stark sie diese Veränderungen durchlebt. Teilweise war sie mir wirklich sehr sympathisch, aber gerade in ihren tiefsten Motivationstiefs empfand ich sie auch schon mal als sehr nervig. Nicht, dass man ihre Beweggründe nicht nachvollziehen konnte, das war durchaus der Fall und natürlich war dies auch beabsichtigt, denn ungefähr so, wie der Leser sie empfindet, empfindet sie auch das jeweilige Umfeld zu dem Zeitpunkt. So wird dieser scheinbare Kritikpunkt in meinen Augen schon wieder zu einem Plus, denn anders als sonst so oft ist es hier tatsächlich gewollt die Art der Protagonistin auch einmal nicht zu mögen. Allgemein also eine wirklich innovative und erfischend andersartige Geschichte!
Auch, wenn dieses Buch also nicht unbedingt das perfekte Geschenk für alle ist, die gerade mit ihrer Doktorarbeit beginnen, hat es durchaus seinen Charme und regt mich nicht zuletzt dazu an in Zukunft öfter mal einen Blick in die Graphic Novel Abteilung zu werfen.

Cover des Buches Studierst du noch oder lebst du schon? (ISBN: 9783813507409)
Gwhynwhyfars avatar

Rezension zu "Studierst du noch oder lebst du schon?" von Tiphaine Rivière

Herrliche Zeichnungen
Gwhynwhyfarvor 7 Jahren

»Stimmt es, dass du an der Schule aufgehört hast, weil du Angst hast erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen?« (fragt die kleine Nichte Jeanne)

Jeanne ist Lehrerin, stellt aber bei einem Ausflug fest: Kinder sind Monster. Irgendwie hatte sie sich den Beruf anders vorgestellt. Darum entschließt sie sich, eine Hochschullaufbahn einzuschlagen. Zuerst muss sie eine Dissertation schreiben, ein Thema fällt ihr ein: die Erzählung des Wächters, Kafkas Torhüterparabel. Um ein Stipendium zu ergattern, muss sie sich aber verpflichten, selbst eine Lehrveranstaltungen abzuhalten. Was sind schon vier Wochenstunden Unterricht?, denkt sie. Jeanne bekommt das Stipendium und hat nun drei Jahre Zeit, ihre Arbeit zu verfassen, schreibt sich an der Pariser Sorbonne ein, um zu promovieren. Und dann erhält sie das Thema ihrer Lehrveranstaltung: Mittelalterliche Literaturgeschichte. Keine Ahnung. Mit den Seminarvorbereitungen ist die halbe Woche abgedeckt. Irgendwie wird sie es schaffen, zu ihrem eigenen Thema zu recherchieren ... Sie macht sich einen Stundenplan von 7 - 23 Uhr, 7 Tage. Geht doch.

Das Gehalt ist nicht großartig, also zieht Jeanne mit ihrem Freund zusammen, der Konflikt ist vorprogrammiert. Gutes Gehalt für eine zeitraubende Arbeit? Wer denkt denn sowas? Erfahrung, so sagt man Jeanne, sei viel wertvoller. Immerhin, die kann einem keiner klauen, insofern muss was dran sein, oder?

»Und was macht man dann damit?« - die ewige Frage

Wer studiert ist faul, hat keine Lust zu arbeiten, so flüstert die Familie hinter vorgehaltener Hand, will keine Verantwortung übernehmen ... Die Eltern, der Freund, alle setzen Jeanne unter Druck: Wie weit bist du?, wann bist du endlich fertig?, was macht die Doktorarbeit? Ja überhaupt, was schreibst du da? Wie erklärt man seiner Verwandtschaft, dass man eine Doktorarbeit über ein einziges beklopptes Buch schreibt? Welchen Nutzen hat das für diese Welt? Wie gern wäre man in diesem Augenblick Ingenieur! Jeanne denkt an Melanie, die seit sieben Jahren an ihrer Doktorarbeit schreibt. Das könnte ihr nie passieren!

Hier geht es um das Schreiben einer Doktorarbeit. Letztendlich ist das Thema austauschbar mit Diplomarbeit oder Masterarbeit. Jeder der die Tortur hinter sich hat, wird mitfühlen können. Jeanne bastelt an ihrem Inhaltsverzeichnis, tauscht Unterkapitel gegen Unterkapitel aus 3.3.1 gegen 3.2.2 Bevor man beginnt, schnell mal Schopenhauer lesen, um danach festzustellen, dass man die Gliederung völlig falsch anging. 2.7.3 gegen 4.5.2 tauschen. Auch der Titel bedarf Bearbeitung, Worte werden umgestellt, leicht verändert, es gibt 1000 Möglichkeiten, diese Wörter zu drehen und zu wenden, denn Worte sagen viel aus. Jeane liest und liest, bringt aber selbst nicht einen einzigen Satz zustande, ich vergaß, Überschrift und Inhaltsverzeichnis ...

Ihre Dozententätigkeit frisst sie auf. Was sind schon 4 Unterrichtsstunden? 4 Stunden Unterricht, 50 Stunden Vorbereitung. Jeanne verändert sich, innerlich, wie äußerlich, sie verwahrlost ein wenig, aber nicht nur sie. Amüsant sind die »Fotos« der Doktoranden, vor der Arbeit, nach der Arbeit: Jünglinge wurden zu Greisen. Jeanne, müde, kränklich wirkend, miesepetrig, gealtert, schlampig, innerlich wie äußerlich. Meine Lieblingsfigur ist die Sekretärin, das Zentrum der Macht.

Am Anfang dachte ich, hier erwartet mich viel Ironie, leicht tragender Sarkasmus, pointierter Witz. Nein, der Comic ist eine Abrechnung. Sie zahlt des ihrer UNI heim, Tiphaine Rivière schreibt sich den Frust aus der Seele, sie, die ihre Dissertation in Literatur im dritten Jahr abbrach. Jeanne beißt sich allerdings verbissen durch, so klingt auch der Text ein wenig verbohrt. Die Zeichnungen sind fantastisch. Rivière schafft Atmosphäre, lässt ihre Figuren leben, lässt sie leiden, lästern, genervt sein, arrogant, bittend, müde, wir verstehen sie auch ohne Text. Die Farben halten sich gedeckt, wie durch einen »Transfer-« oder »Blass-Filter« wahrgenommen. Die Farbwahl unterstreicht die Tristes, Verbitterung, Griesgrämigkeit, Verbissenheit.

Alles in allem ein toller Comic, eine Graphic Novel. Ich hatte das Buch als Geschenk geholt und kann es empfehlen. Früher habe ich oft gute Comics gelesen. Warum hatte ich das eigentlich vernachlässigt? Gezeichnet ist dieser Comic in der Spitzenklasse anzusiedeln. Inhaltlich hätte mir Satire ein wenig besser gefallen, als dieser depressive Negativklotz.

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