Cover des Buches Der den Sturm stillt (ISBN: 9783641167677)
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Rezension zu Der den Sturm stillt von Titus Müller

Menschen begegnen Jesus

von frenx1 vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch mit 25 kurzen Geschichten aus dem Neuen Testament, die neu erzählt werden - zum Teil mit überraschenden Akzentsetzungen

Rezension

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frenx1vor 9 Jahren
Der Schriftsteller Titus Müller, der sich sonst eher mit historischen Themen beschäftigt, hat sich nun biblische Geschichten vorgenommen. In seinem Band “Der den Sturm stillt” schildert er Begegnungen mit Jesus. Das Besondere daran? Titus Müller erzählt die Geschichten des Neuen Testaments zumeist nicht einfach nach, sondern erzählt sie neu.

Er lässt die Menschen, die Jesus begegneten, zu Wort kommen, stellt ihre Perspektive auf das Geschehen dar. Dadurch wirken die Geschichten zumeist sehr lebendig, man spürt, dass es sich wirklich um Begegnungen handelt.

Manchmal gelingt es Müller dabei, die Geschichten “gegen den Strich zu bürsten”, einen neuen Blickwinkel aufzuzeigen. Am überzeugendsten ist ihm dies meiner Meinung nach bei Judas gelungen: der will selbst das Reich Gottes anbrechen lassen, indem er Jesus verrät – womit Judas aber nicht gerechnet hast ist, dass Jesus sich bei seiner Verhaftung gar nicht wehrt.

Eine interessante Akzentsetzung nimmt Titus Müller auch bei der Auferstehungsgeschichte vor: er deutet sie als Kampf zwischen den Dämonen. Keine klassische Auferstehungsgeschichte also. Allerdings muss ich zugeben, dass mich diese Geschichte so gar nicht überzeugt hat. Natürlich haben mir manche der Geschichten weniger gefallen. Barabbas als Gegenspieler von Pilatus darzustellen, gelingt meiner Meinung nach zum Beispiel nicht.

Ein Gewinn beim Lesen sind Titus Müllers Geschichten aber auch durch die Vielzahl an mitgelieferten Hintergrundinformationen. So erfährt man in der Weihnachtsgeschichte von der Rolle und der (niederen) gesellschaftlichen Stellung der Hirten, in den Passionsgeschichten von den jüdischen Gruppen zur Zeit Jesu. Und auch in den letzten Geschichten des Buches, die von den ersten Aposteln handeln, merkt man, dass Müller gründlich recherchiert hat, nimmt er doch die altkirchliche Sicht auf, dass ein Begleiter des Paulus der Verfasser des Markus-Evangeliums war.

Man kann Titus Müllers Geschichten nicht am Stück lesen – man sollte es auch nicht. Sie entfalten ihre Wirkung gerade dann, wenn man sie eine Weile “sacken” lässt. Und dann kommt man unweigerlich zu der Erkenntnis: irgendetwas muss an diesem Jesus dran gewesen sein.

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