Cover des Buches Nachtauge (ISBN: 9783453437760)
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Rezension zu Nachtauge von Titus Müller

Ein Roman, der nachdenklich macht

von Arwen10 vor 9 Jahren

Rezension

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Arwen10vor 9 Jahren
Dieser Roman beruht auf historischen Zeugnissen. Im Anhang des Buches kann man den historischen Hintergrund nachlesen.

Der britische Geheimdienst MI5 jagd Jahrelang eine deutsche Spionin mit Codename "Nachtauge". Sie ist so gerissen, dass sie ihnen immer entwischt. Doch nun sind sie ihr ganz nahe auf den Fersen. Eine Operation der britischen Luftwaffe , Ziel die Möhnetalsperre, ist gefährdet.

Georg Hartmann, Leiter im Lager der ukrainischen Frauen, die in der Munitionsfabrik arbeiten, ist eigentlich Lehrer. Er ist dem Einsatz an der Front nur entkommen, weil sich sein Schwager, der bei der Gestapo arbeitet für ihn eingesetzt hat. Die Ungarin Nadjeschka wird ihm neu zugeteilt. Georg verliebt sich in sie und stellt zum widerholten Male das System in Frage.

Dieser Roman liest sich wunderbar. Die Atmosphäre der damaligen Zeit ist gut eingefangen. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen, auch für die Zivilbevölkerung ist greifbar nahe. Es ist eine Zeit, die wohl keiner von uns so wieder erleben möchte und doch gibt es in dieser Welt immer wieder Krieg, der ähnlich schlimm ist, wie die hier beschriebenen Zustände. Immer wieder sind unschuldige Menschen Opfer in einem Kampf mit sinnloser Gewalt.

Der Angriff auf die Möhnetalsperre ist ein Ereignis, das aus dem Kriegsgeschehen herausragt. Unvergessen bleibt die Flut, die über die Stadt Neheim hereinbrach und die unzähligen Menschen das Leben gekostet hat. Der Roman zeigt auch deutlich, wie die Ideologie das Gehirn der Menschen umnebelt hat und sie falschen Werten gefolgt sind. Aber auch das ist nichts Neues. Um sich vor falscher Ideologie zu schützen, muss man wachsam sein und darf nicht nur danach schauen, ob es einem selbst gut geht.

Nur wenige Menschen stellen daher das System in Frage und überlegen, was sie dagegen tun können. Heute, viele Jahre nach diesen Ereignissen kann man behaupten, man hätte es anders gemacht. Ist es wirklich so ? Auch heute sind viele Dinge im Gange und die Menschen merken es nicht, bis es zu spät ist.

Was mich in diesem Roman auch etwas erschreckt hat, dass ein Menschenleben teilweise nichts zählt. Um Ziele zu erreichen, werden Menschen einfach getötet, manchmal im Vorbeigehen. Die Spionin "Nachtauge" ist so ein Beispiel. Immer wieder tötet sie Menschen, um ihrem Land zu dienen. Ihre Vorgeschichte ist vielleicht der Grund dafür, dass sie so geworden ist. Und Georgs Schwager Axel, der bei der Gestapo arbeitet. Zunehmend identifiziert er sich mit der Ideologie und vergißt dabei das Wichtigste im Leben. Hinter jeder Person steht eine Geschichte, die uns zusammen mit unserem Handeln und Denken zu dem macht, was wir sind. Manchmal muss man eine schreckliche Vergangenheit begraben , um ein anderes Leben führen zu können. Man muss vergeben. Sonst schürt Hass immer wieder neuen Hass.

Fazit: Es erwartet euch ein einfühlsamer Roman, der auch zum Nachdenken anregt. Die Spionageschichte steht nicht im Vordergrund sondern bildet mit der Geschichte um Georg Hartmann und Nadjeschka und den allgemeinen Kriegsereignissen ein harmonisches Ganzes. Die Tatsachen im Anhang sind erschreckend.


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