Rezension zu "Die Templerkathedrale" von Tobias Daniel Wabbel
Als ich das Vorgängerwerk „Der Templerschatz. Eine Spurensuche“ vom Tobias Daniel Wabbel zuende gelesen hatte, wusste ich seinerzeit, dass ein Dogma der Geschichte gefallen war – zu Fall gebracht von einem jungen deutschen Autor, der sich daran gemacht hat, eins der größten Geheimnisse unserer Zeit zu lüften. Mit dem direkten Nachfolger „Die Templerkathedrale: Der Geheimcode von Chartres“ begibt sich Wabbel erneut auf eine Spurensuche, die – entgegen möglicher Erwartungen anhand des Titels – nicht völlig vom Begriff „Templer“ getragen wird, sondern diesen erst im weiteren Verlauf des Buches als Medium verwendet, dem Leser das Wunder der Kathedrale von Chartres näherzubringen.
Ob die Geschichte der Bundeslade, die offensichtlichen Parallelen zu einem der heiligsten Schätze der Menschheitsgeschichte, die Schilderung der teils längst vergessenen sieben antiken Künste, die Frage der Finanzierung der Kathedrale von Chartres samt ihres Baus innerhalb von 26 Jahren oder der Exkurs in den gotischen Baustil samt mathematischer Belege – Tobias Daniel Wabbel lässt nichts aus und keine Frage, die sich als Quintessenz der Erlebnisse und Schilderungen des Autors ergibt, offen. Die gesamte Erzählung wirkt wie aus einem Guss und selbst die mathematischen Gleichnisse, die nicht jedermanns Geschmack sein werden, liegen in Form des sprichwörtlichen roten Fadens klar auf der Hand: Hier wurde kein als Sachbuch getarnter Schundroman mit historischen Elementen veröffentlicht, sondern ein lebendiges und brillant recherchiertes Nachschlagewerk, das nicht nur durch die Art der Erzählung, sondern durch zahlreiche detaillierte Quellenbelege lebt und fesselt. Science Fiction ist etwas anderes, „Die Templerkathedrale“ ist Geschichtswissenschaft in ihrer unterhaltsamsten und lehrreichsten Form.
Genauer betrachtet mag „Die Templerkathedrale“ in der Fülle ihrer Informationen am Anfang erdrückend erscheinen, wer aber nach dem Lesen dieses Buches Architektur und speziell Kathedralen im allgemeinen nicht mit gänzlich anderen Augen wahrnimmt, ist deutlich am Kern dieses Werkes vorbeigeschrammt – vom historischen Bezug zum Templerorden, den der Autor perfekt in Szene setzt, einmal ganz zu schweigen. Das aktuelle Buch von Tobias Daniel Wabbel ist weit entfernt davon, ein trockenes Sachbuch zu sein, da der Leser den Autor in der Ich-Perspektive quasi auf Schritt und Tritt begleitet und an den Schlussfolgerungen Wabbels direkten Anteil hat: Langweilig wird es nie und wem das Vorgängerwerk noch zu wissenschaftlich war, wird hier durch die andere, lebendige Erzählweise auf seine Kosten kommen!
Fazit: Ein wenig „Indiana Jones“-Flair also gepaart mit den typischen Beobachtungen eines Touristen samt Fakten, Fakten und Fakten und dem – nun auch mathematisch belegten – Offensichtlichen schnürt ein ungemein spannendes und faszinierendes Literaturpaket, das sowohl dem Historiker als auch dem Gelegenheitsleser gefallen sollte, der einfach nur wieder einen weiteren Templerroman erwartet. Und um es schlussendlich in den Worten von Dr. Jones zu sagen, dessen Zitate uns durch das ganze Buch begleiten: „Nur der zur Buße bereite Mann wird bestehen“. Dem bleibt in Anbetracht von Demut vor Wabbels Entdeckungen nichts hinzuzufügen. Die Lösung liegt vor unseren Augen, wir müssen nur an sie glauben – denn in Anbetracht dessen, was bis heute noch verborgen ist und was Tobias Daniel Wabbel mehr als nur offensichtlich gelüftet hat, bekommt die bereits im „Templerschatz“ erzeugte Gänsehaut mit diesem Werk eine ganz neue Dimension!