Rezension zu "Das Zeitalter der Unschärfe" von Tobias Hürter
Trotz des markanten Buchtitels war ich etwas skeptisch, ob dieses Werk tatsächlich etwas für mich sein würde. Immerhin bin ich kein Physiker. Am Anfang sah ich dann auch gleich meine Befürchtungen bestätigt. Hürter beginnt mit einem bloßen Abarbeiten der Kurzbiographien verschiedener Physiker und beschreibt dazu nicht viel mehr als das, was ich auch im Lexikon oder bei Wikipedia hätte nachlesen können. Dabei hatte ich sehr auf Interaktionen / Verbindungen zwischen den einzelnen Koryphäen der Physik gehofft. Zumal sie alle zur gleichen Zeit gelebt und gearbeitet haben. Bevor allerdings Frust oder Desinteresse aufkommen konnten, passierte tatsächlich das Erhoffte: Der Sachbuchautor schildert, wie sich Albert Einstein mit Max Planck und Niels Bohr in Berlin trifft. Und wie Niels Bohr sich mit Werner Heisenberg anlegt und die zwei später zusammenarbeiten. Und wie Erwin Schrödinger 1926 Niels Bohr in dessen dänischer Heimat besucht und die zwei tagelang über Zeit und Raum fachsimpeln, bis einer von beiden körperlich am Ende ist. Das und vieles mehr. Nicht immer läuft alles harmonisch ab – dafür stehen sich die Egos und wichtigen Forschungen der Beteiligten zu sehr im Weg. Zusätzlich zu vielen interessanten Streitgesprächen erfährt man so einiges über die Entstehung der Allgemeine Relativitätstheorie, der Heisenbergsche Unschärferelation und Quantenphysik. „Das Zeitalter der Unschärfe“ dreht sich auch nicht ausschließlich um die Physikprominenz. Neben den bereits Genannten werden ebenso viele weniger bekannte Namen wie Lise Meitner, Wolfgang Pauli, Max Born oder Paul Ehrenfest genannt. Dadurch hat man nach Abschluss des Sachbuchs wirklich einen recht umfangreichen Überblick die sechzig höchst bemerkenswerten Jahre in der Wissenschafts- und Menschheitsgeschichte erhalten.
Die ungekürzte Hörbuchfassung hat eine Dauer von knapp 13 Stunden und wird souverän von Frank Arnold gelesen. Durch (unter anderem) seine vielen Tom-Clancy-Hörbücher hat er mehr als genug Übung im interessanten Vortragen vieler theoretischer Fakten.