Tobias Reckermann

 4,4 Sterne bei 7 Bewertungen

Alle Bücher von Tobias Reckermann

Cover des Buches Das Schlafende Gleis (ISBN: 9781500423940)

Das Schlafende Gleis

(1)
Erschienen am 06.07.2014
Cover des Buches Das Unikat (ISBN: 9798756451801)

Das Unikat

(1)
Erschienen am 30.11.2021
Cover des Buches Langfaust: eine Wuxia Fantasy (ISBN: 9781503217775)

Langfaust: eine Wuxia Fantasy

(1)
Erschienen am 08.12.2014
Cover des Buches Rumors Fährte: Schwarze Fantastik (ISBN: 9781729613641)

Rumors Fährte: Schwarze Fantastik

(1)
Erschienen am 31.12.2018

Neue Rezensionen zu Tobias Reckermann

Cover des Buches Das Unikat (ISBN: 9798756451801)
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Rezension zu "Das Unikat" von Tobias Reckermann

Elmar Huber
Das Unikat

STORY
Der Hobbyschriftsteller Allard Simeon hat gerade seinen dritten Roman beendet, zu dem er auf einer kleinen Messe fantastischer Literatur eine Lesung bestreitet. Dort stellt sich ihm der Literaturagent Gisbert Helling vor, der dem Autor ein ungewöhnliches Angebot unterbreitet. Für eine absurd hohe Geldsumme soll Allard innerhalb von zwölf Monaten sein nächstes Buch schreiben, von dem jedoch nur ein einziges Exemplar für einen unbekannten Sammler gedruckt werden soll.

Der ersten Überraschung über diese außergewöhnliche Offerte folgen bald vernünftige Überlegungen. Mit diesem finanziellen Polster – einen Teil des Geldes soll er regelmäßig während des Schreibprozesses erhalten – wäre Allard endlich unabhängig und könnte das tun, von was er immer geträumt hat: schreiben ohne störende Einflüsse, ohne sich von einem Brotjob oder sonstige Notwendigkeiten des Lebens ablenken lassen zu müssen.

Absurderweise ist es eben diese Freiheit, die ihn von nun an hemmt. Obwohl der Auftrag mit keinerlei Vorgaben einher geht, hadert Simeon, ob er den unbekannten Erwartungen seines Auftraggebers gerecht werden kann.

MEINUNG
In „Das Unikat“ nimmt Tobias Reckermann ein Thema als Aufhänger, das im Umfeld von Kleinverlagen gängige Praxis ist. Gerade im Bereich fantastischer Literatur sind limitierte Buchausgaben oder Privatveröffentlichungen mit manchmal nur zweistelligen Auflagenzahlen keine Seltenheit und entwickeln sich zu begehrten Sammlerobjekten.

Gleichzeitig wirft der Autor die Frage auf, was ein Schriftsteller möchte. Möglichst viel Geld mit seiner Kreativität verdienen, auch wenn niemand – außer einer Person – das geschriebene je lesen wird, oder ein möglichst großes und interessiertes Publikum erreichen, um die anerkennenden Früchte seiner Berufung zu ernten?

Es zeigt sich, dass gerade die Situation vermeintlicher Autonomie Simeon kolossal unter Druck setzt, dem Kunden – oder dem Lektor Helling – zu gefallen. Immer mehr kreisen seine Gedanken durch diese Spirale, während er seine Ehe sträflich vernachlässigt. Absurde Gedanken verfolgen ihn bis in seine Träume.

Zwar erzählt „Das Unikat“ keine fantastische Geschichte im klassischen Sinne, doch bleibt durchweg ein Gefühl der Unschärfe. Der Literaturagent tritt als (teuflischer) Verführer auf, der Auftraggeber bleibt komplett gesichtslos. Obwohl gar nicht die Notwendigkeit besteht, verändert sich Simeons Wesen zu seinem Nachteil, nur um diesen geheimnisvollen Käuzen zu gefallen, die trotz ihrer dauerhaften Absenz die Situation beherrschen. Ein Investigationspart – Simeon sucht den Drucker auf, der in Handarbeit das einzige Exemplar seines Buches fertigen soll – wirft mehr Fragen auf, als Antworten zu liefern.

„Das Unikat“ ist in Eigenregie, als Auftakt der Reihe „Whitetrain Underground – Chapbooks & Novellen“ erschienen. Die Novelle hätte in Länge und Inhalt auch perfekt ins Programm von Jörg Kleudgens Privatverlag Goblin Press gepasst. Immerhin wird die Ortschaft Beuringen genannt, die sich als festes Element in den Veröffentlichungen der Goblin Press etabliert hat.

Weitere Erzählungen über besessene Sammelleidenschaft sind zum Beispiel Robert Blochs „Der Mann, der Poe sammelte“, Kim Newmans „Der Mann, der Clive Barker sammelte“, Nick Mamatas‘ und Tim Pratts „The dude who collected Lovecraft“ und Eberhard Weidners „Der Mann, der Lovecraft sammelte“ (keine Nacherzählung der Mamatas/Pratt-Story), auch wenn diese alle in eine andere Richtung gehen. Erkennbar sind dagegen einige Parallelen zu Tobias Bachmanns „Ein wahrhaft seltener Privatdruck“ (Goblin Press, Büdingen 2014, Wiederveröffentlichung 2020 als Bastei „Gespenster-Krimi 36 – Melusine“).

FAZIT
Facettenreiche Novelle über ausgeprägte Sammelleidenschaft und die Macht der Verführung, die sich in der Szene fantastischer Kleinverlage abspielt.

Nighttrain: Windschatten


„Als ich um die Ecke biege, sehe ich, dass die Kleine aus dem Shop gerade dabei ist, einen der wassergefüllten Kübel an der Zapfsäule – eigentlich zum scheibenputzen gedacht – an ihren Mund zu heben. Dann trinkt sie mit gierigen Schlucken daraus. Wasser rinnt ihr in Strömen über die Brust hinab, es scheint sie nicht weiter zu stören. Irgendwo klingeln immer noch Glöckchen.“
(Erik R. Andara: „Das Zittern der Welt“)

Ein knappes halbes Jahr nach „Next Weird“ liegt schon Band 2 der losen Weird Fiction-Reihe aus dem Hause Whitetrain/Nighttrain vor. Für „Windschatten“ sind deutsche Genre-Autoren angetreten und man muss feststellen, dass sich die Weird Fiction-Landschaft mit einigen jungen Autoren, die das Parkett in den letzten Jahren betreten haben, deutlich (wieder)belebt hat.

Nun zeichnet sich die „Weird Fiction“ eben dadurch aus, dass sie ein Gefühl der Unwirklichkeit heraufbeschwört, Zweifel an der Realität, wie sie von den Protagonisten wahrgenommen wird, kommen auf oder sogar wachsende Unsicherheit, was die eigene Identität angeht. Sicher geglaubte Eckpfeiler der Existenz werden plötzlich in Frage gestellt, Alltägliches löst sich auf, die Wirklichkeit verschwimmt.

Schon Ina Elbrachts „Nachsehen“, irgendwo zwischen E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ und Philip K. Dicks „Blade Runner“ angesiedelt, stellt die Frage nach der Art der eigenen Existenz. Der Patient einer Anstalt hat krankhafte Angst vor Androiden, „Automaten“, wie er sie nennt. Eine Paranoia, die schließlich sogar auf seinen Pfleger überspringt.

Arcadio, aus Christian Veit Eschenfelders „Sagittarius“ (lat. für „Schütze“) ist nervös. Wie soll er erklären, woher er die unmöglichen Gegenstände hat, die plötzlich in seiner Wohnung auftauchen, seit dieses Ding eines morgens in seiner Abstellkammer war? Jeder würde doch sofort einen Blick in den Raum werfen wollen und damit das Ding füttern. Freiwillig oder unfreiwillig.

Erik R. Andara schickt seinen Protagonisten am Heiligen Abend noch an die Tanke, schnell noch einige Lebensmittel einkaufen für das einsame Fest. Gar nicht so einfach in seinem Zustand, mit dem grellen Lichtern überall und dem fortwährenden Zittern der Realität. Als es ihm endlich gelingt, eine der rettenden Pillen einzuwerfen, zersplittert die Wirklichkeit vollends. Ein fieberhafter Albtraum unterlegt mit einem stetigen, an- und abschwellenden elektronischen Brummen.
(Die Story kann auf http://nighttrain.whitetrain.de online gelesen werden)

„Ich sehe was, was du nicht siehst“. Für den zurückgezogen lebenden Marcus Dittrich alles andere als ein Kinderspiel, denn was er sieht, entspringt den schlimmsten Alpträumen. Seine besorgte Schwester schenkt ihm zum Geburtstag den Account bei einer Partnerbörse. Marcus‘ Neugier besiegt die Skepsis und er landet sofort einen Volltreffer. Doch auch hier holt ihn seine „Gabe“ wieder ein.

Obschon kein besonderer Anhänger von Reisen, begibt sich Philipp Schaabs Erzähler nach Genua, wo er den „Cimitero monumentale di Staglieno“ (den mehr als 1qkm großen Monumentalfriedhof Staglieno) besucht. Trotz eines selbsternannten Führers an seiner Seite verirrt er sich in der riesigen Nekropole und wird Zeuge unmöglicher Dinge. Wer Jean Rollins Film „Die eiserne Rose“ kennt, hat einen Eindruck, wie sich die Wirklichkeit beim herumirren in der mächtigen Gräberanlage langsam auflöst.

Auch in Sascha Dinses „Mise en abyme“ (bezeichnet ein Bild, das sich selbst enthält) wandelt sich die Realität. Zuerst sind es beinahe unmerkliche Veränderungen, die sich scheinbar von selbst ergeben: Der Baufortschritt eines Gebäudes, an dem nie Arbeiter zu sehen sind, eine andere Anzahl Treppenstufen als am Vortag, und immer wieder die Ratten, die den Protagonisten schließlich in den Raum zwischen den Bildern der Realität führen.

Michael Perkampus‘ Protagonist folgt der Straße, genannt „Malheur“, die mitten in der Stadt beginnt, doch keinen erkennbaren Zweck verfolgt. Über Land, außerhalb der Stadt, scheint sie zu verschwinden und nicht im Nachbarort anzukommen. Dann hört er die Geschichte, wie die Straße Malheur entstand. Ein Weg, der nur zum Selbstzweck existiert, ja, sich scheinbar selbst geschaffen hat. Erinnert an Thomas Ligottis „Der rote Turm“.

Der vermeintliche „Weg hinauf“, auf der Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht, erweist sich für Nafes als unendliche Aufgabe. Nur vier Seiten umfasst diese kryptische Erzählung von Herausgeber Tobias Reckermann, die sich womöglich nicht sofort erschließt. Es verdichtet der Eindruck, dass Nafes viel eher nach Vergebung sucht, denn nach einem Nachtlager.

Nach zehn Jahren treffen sich drei Jugendfreunde wieder, um endlich das Abenteuer ihrer Kindheit zu Ende zu führen: Sie steigen in den Keller des Hauses ein, über das sie sich damals Gruselgeschichten ausgedacht haben. Doch es ist nur ein normales Untergeschoß, voller Sperrmüll und Gerümpel, den sie zuerst vorfinden. Bis sie auf ein Treppenhaus stoßen, das von hier aus nur nach unten führt. Wie der Keller zunächst ein ganz normaler zu sein scheint, so scheint Felix Woitkowskis „Membran“ zunächst eine (neo-)klassische Gruselgeschichte zu sein. Doch wie der Keller unversehens sein bizarres Geheimnis offenbart, strebt auch die Geschichte in eine neue Richtung. Kafkas „Die Verwandlung“ lässt grüßen.

„In der Hoffnung, bald auf die Außenmauern des Friedhofs zu stoßen, begab ich mich auf die Suche durch den Irrgarten der Gräberfelder und nachtschattenwerfender Baumreihen. Die Gräber rechts und links des Weges waren noch prunkvoller, schöner, aber auch schauerlicher als zuvor. Vielköpfige und gehörnte Monstrositäten, darunter Faune, Basilisken, Harpyen, Werwölfe und Undinen treten immer häufiger in Erscheinung.“
(Philipp Schaab: „Die Stadt der leuchtenden Schmetterlinge“)

Tobias Bachmann, der das Vorwort zu der Sammlung verfasst hat, macht deutlich, dass der Titel „Windschatten“ keineswegs bedeuten soll, hier ausschließlich altbekanntes aus dem sicheren Windschatten des Bewährten, serviert zu bekommen. Im Gegenteil, er nutzt das Bild einer befahrenen Autobahn, um zu verdeutlichen, dass man aus dem Windschatten seiner Vorbilder und Idole heraustreten muss, um einen freien Blick zu haben, ein eigenes Tempo zu finden und eine eigene Stimme zu entwickeln.

Genau das passiert hier und man muss Whitetrain/Nighttrain gratulieren, diese Autoren, die sich gerade freifahren, gefunden zu haben. Hier wird fortgeführt, was Eddie M. Angerhuber und Thomas Wagner 20 Jahre zuvor angefangen haben.

Dass die Autoren einiges aus dem Windschatten mitgebracht haben, schadet dabei nicht. Das sollte eher als Verbeugung vor den Vorbildern gesehen werden. Zumal nur einzelne Elemente im Rahmen der eigenen Erzählungen wieder verwendet und nicht einfach abgeschrieben werden.

Die Geschichten entwickeln sich unvorhersehbar, bizarr und enden mehr oder weniger offen im Unwirklichen, für das es keine genretypische und schon gar keine logische Erklärung gibt. Schon deswegen eine volle Empfehlung für den, der gerne die phantastischen Nebenstraßen betritt.

Wie schon „Next Weird“ wird die Printausgabe „Windschatten“ als Print on Demand im Format 17x26cm (etwa Comic-Paperpackgröße) produziert. Bereits im Spätsommer 2019 ist Band 3, „Nachtschatten“, eine Hommage an Thomas Ligotti, erschienen.

Nichts ist wie es scheint

"Dann kommt da dieser Moment, in dem man sich als Autor freischreibt, den Blinker setzt, ausschert und die drei Elemente miteinander verknüpft: Der Windschatten, der lange Blick zurück und der Aufbruch in neue literarische Genre." (aus dem Vorwort) Nighttrain: Windschatten versammelt dunkelfantastische Genregrenzgänge von Erik R. Andara, Sascha Dinse, Ina Elbracht, Christian Veit Eschenfelder, Alla Leshenko, Michael Perkampus, Tobias Reckermann, Philipp Schaab und Felix Woitkowski, eingeleitet durch ein Vorwort von Tobias Bachmann, mit einer Coverillustration von Svart Myr... (Klappentext)

✯✯✯✯✯

"Wenn wir die Metapher mit dem Auto mal weglassen, spreche ich von nichts anderem, als von Grenzüberschreitungen. Die ausgetretenen Pfade eines Genres verlassen und sie mit neuen Ideen oder anderen Genres in Verbindung bringen."
(S. 6)

Diese Anthologie voller fantastischer, unheimlicher und seltsamer Geschichten wird mit einem Vorwort von Tobias Bachmann (Deutscher Schriftsteller der Phantastik) eingeleitet. Dieses alleine ist schon ein Genuss zu lesen.
Einerseits stimmt es einen hervorragend auf die kommenden Stories ein, andererseits richtet es sich sowohl an Leser, wie auch an Autoren - das Thema: literarische Grenzüberschreitung, das Ausbrechen aus dem Genre und das Einschlagen neuer Wege. Hierbei bedient sich Bachmann einer ganz besonderen Metapher und vergleicht den Weg eines Autors mit der Autobahn.
In diesem Buch sind jedoch auch Autoren enthalten, welche nicht nur die altbekannte Autobahn, sondern gänzlich neue Wege befahren. Wir Leser dürfen sie dabei begleiten, sitzen dabei auf dem Beifahrersitz und befahren mit ihnen Wege durch dichten Nebel, in die Finsternis und Wege auf denen nichts ist wie es scheint - die Wege der Weird Fiction and Strange Fiction.

Und hier sind die 9 Stationen, welche dieser Weg beinhaltet:

1. "Nachsehen" von Ina Elbracht

Automaten, Roboter, Androide, doch was ist, wenn man nicht unterscheiden kann, ob einem ein Mensch oder eine Maschine gegenüber steht, ob man nicht schon lange von ihnen umgeben ist ohne es bemerkt zu haben? Was ist, wenn alles eine große Lüge ist, was ist, wenn....?
Ein wahrhaft beklemmender SciFi, geschrieben in einem fesselnden Schreibstil und einem genialen Ende. By the way - ich gehe dann auch mal nachsehen....

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2. "Sagittarius" von Christian Veit Eschenfelder

Arc lebt in einer futuristischen Zukunft und verdient sein Geld mit Hehlerei äußerst seltener Dinge, welche es eigentlich nicht geben dürfte. Woher er sie hat ist jedoch sein Geheimnis und muss es auch bleiben. nur der Leser ist Mitwisser und weiß woher diese Gegenstände kommen. Ich sage nur: "Haltet Euch von der Abstellkammer fern!" Fesselnde Story in einem flüssigen und bildhaften Schreibstil. Ich konnte den Gestank regelrecht riechen. Nur das Ende war für mich etwas seltsam.

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3. "Das Zittern der Welt" von Erik R. Andara

"Das Antlitz des Mädchens erhebt sich über die Scherbenlandschaft wie ein angeschwollener Mond. Ihre stark geschminkten Augen sind auch von Nahem betrachtet nicht mehr als ausgefranste schwarze Löcher, die mich gierig aus dem Hintergrund anzulocken versuchen."
(S. 40)

Von diesem Autor habe ich schon zwei Bücher und einige Kurzgeschichten gelesen. Bereits nach dem ersten Werk war ich von seinem Stil begeistert.
Die vorliegende Story hat schon einige Jahre auf dem Buckel und war seine erste astreine Weird Fiction-Story die er geschrieben hat. Doch schon in dieser Kurzgeschichte ist sein unvergleichbarer Stil erkennbar und schon hier schafft es der Autor mir nach nur wenigen Zeilen dieses beklemmende Gefühl in den Nacken zu setzen, welcher einen bis zum Ende nicht loslässt. Nach dem Lesen wird man um Tankstellen einen großen Bogen machen, bei diesen nie wieder nach dem Kloschlüssel fragen und ich habe nun Angst vor meiner nächsten Migräne.

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4. "Ich sehe was, was Du nicht siehst" von Alla Leshenko

Leidet der Protagonist an Wahnvorstellungen oder sind diese Stimmen und unheimlichen Begegnungen real? Für Kopfkino wird hier gesorgt und mit dem Bus werde ich die nächste Zeit wohl auch nur ungern fahren.
Starke Story bei der mich nur das Ende leicht enttäuscht zurück ließ, da es die Kurzgeschichte unfertig erscheinen lässt.

✯✯✯

5. "Die Stadt der leuchtenden Schmetterlinge" von Philipp Schaab

In dieser Kurzgeschichte reist man mit dem Protagonisten nach Genove, genauer gesagt nach Cimitero monumentale di Staglieno, in die Totenstadt. Dort wandelt man durch die Gräber und Gänge und übertritt fast unmerklich die Grenze.
Der Autor schafft es auf wunderbare Weise mich durch die berühmte Totenstadt zu führen. Die Story selbst ist schaurig und wunderschön zugleich, der Schreibstil flüssig und bildhaft und somit war dies einer meiner Favoriten unter den Stories.

✯✯✯

6. "Mise en abyme" von Sascha Dinse

Alles nur ein Film der uns die Realität vorspielt und in dem wir die unwissenden Protagonisten sind? Regieren Ratten die Welt? Was ist wahr und was nicht?
Der Autor schafft es hier Alltäglichem einen surrealen und creepy Stempel aufzudrücken. Weird Fiction vom Feinsten.

✯✯✯

7. "Die Straße 'Malheur'" von Michael Perkampus

"Ja, ich war ein Wanderer zwischen den Welten, ein rastloser Sucher. Von den Jägern und Sammlern war ich der letzte, den dunklen Wasser ein Bruder."
(S. 94)

Dies ist eine dieser hermetischen Stories, eine dieser Stories dessen Inhalt sich mir entzogen hat, aber verdammt - was für eine wunderschöne lyrische Sprache im klassischen Stil, mit Worten, Sätzen, ja ganzen Absätzen, die es verdient haben nicht nur gelesen, sondern laut ausgesprochen zu werden.

✯✯✯

8. "Weg hinauf" von Tobias Reckermann

Dieser Autor, welcher auch Herausgeber bei Whitetrain und somit dieser Anthologie ist, konnte mich schon mit seinen Erzählungen in "Rumors Fährte" begeistern und so auch diese Story.
In dieser begeben wir uns auf eine nie endende Reise. So muss es sein, wenn man durch Helheim wandelt ... immer wieder.
Diese Geschichte erstreckt sich über nur vier Seiten und auf diesen wenigen Seiten schafft es der Autor Bilder im Kopf entstehen zu lassen und eine dichte und zunehmend beklemmende Atmosphäre zu erschaffen.

✯✯✯

9. "Membran" von Felix Woitkowski

Eine Geschichte die als Entdeckungsreise beginnt, zunehmend unheimlicher wird und als Kafkas "Verwandlung" endet ... in gewisser Weise ;-)
Flüssiger und klarer Schreibstil, während der Erzählstil an Tempo und Spannung im Verlauf zunimmt und die Story absolut abgefahren endet.

✯✯✯✯✯

Dies waren die Kurzbeschreibungen zu diesen neun Kurzgeschichten. Jede ist anders, doch jede entführt den Leser in eine Welt in der nichts ist wie es scheint und die mit einer überraschenden Wendung enden. Jede STory ist auf ihre eigene Art und Weise fesselnd und einnehmend, unheimlich und düster, aber auch absolut strange und fern des Mainstreams.

In dieser Anthologie hat der Verlag unterschiedliche deutschsprachige Autoren der Subgenres Phantastik und Weird Fiction vereint. Angefangen von Urgesteinen, über Autoren, welche gerade groß im Kommen sind, sowie solche, die ihre ersten Schritte gehen. Dies ist also eine bunt gemischte und facettenreiche Anthologie vom Feinsten.

Fazit:
Das Buch ist viel zu kurz!!
Da es mir fantastische Lesestunden (im wahrsten Sinne) bescherte, habe ich es nämlich nicht nur gelesen, sondern regelrecht inhaliert. Ein Muss für alle, die deutschsprachige Phantastik bereits schätzen und lieben und all diejenigen, welche auf diesem Subgenre neue Wege einschlagen wollen, um Neues kennenzulernen.

© Pink Anemone

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