Cover des Buches Das Schweigen der Toten (ISBN: 9783499255885)
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Rezension zu Das Schweigen der Toten von Todd Ritter

Rezension zu "Das Schweigen der Toten" von Todd Ritter

von Stahlfixx vor 13 Jahren

Rezension

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Stahlfixxvor 13 Jahren
Über das Buch: In Perry Hollow, einem verschlafenen kleinen Nest, mitten im ländlichen Nirgendwo Pennsylvanias wird eine grausam zugerichtete Leiche in einer Holzkiste gefunden. Der Tote ist ein älterer (unbescholtener) Farmer, George Winnick, aus Perry Hollow, der weder Feinde hatte, noch sonst irgendein Motiv für die Tat liefert. Kat Campbell die örtliche Polizeichefin, die bisher außer einigen Raufereien oder Trunkenheitsfahrten keine großen Verbrechen aufklären musste, holt sich Hilfe von der Bundespolizei, das ruft Nick Donelly zusammen mit seinem Team, auf den Plan. Nachdem sich der örtliche "Nachrufschreiber" Henry Goll meldet, dass er kurz vor dem Tod des Farmers schon ein Fax über sein Ableben erhalten hat, wird klar, hier geht es um mehr als nur Rache an einem älteren Mann. "Das Schweigen der Toten" ist der Debüt-Thriller von Todd Ritter, dem ich leider, auch mit viel gutem Willen, kaum mehr als Mittelmaß bescheinigen kann. Für einen "Erstling" sicher kein schlechtes Buch, allerdings für mehr als einen Versuch, sich von der Masse der (Einheits-)Thriller abzuheben, reicht es nicht aus. Ich weiss nicht, ob ich gerade nicht einfach zu viele Bücher aus dieser Richtung gelesen habe, dass mich dieses bekannte Schema (Psycho-Täter, Ermittler mit kleinem bis mittelgroßem Spektrum an Problemen, einige (mitunter ungeschickt präsentierte) Verdächtige, bei denen von vornherein klar ist, dass sie noch nicht der richtige Psycho sein können, denn was wäre dann der Inhalt der restlichen zwei Drittel des Buches) einfach nicht mehr "vom Hocker reißt". Normalerweise sind Thriller meine bevorzugte "Einschlaflektüre", ich erwarte damit auch keine großen Denkanstöße, nur sehr (sehr) bedingt (Lebens-) Weisheit, nicht unbedingt Stoff zum Nachdenken, nur etwas, das mich "beunruhigt" einschlafen lässt - einfach ein wenig "Thrill" oder Gruselstimmung, menschliche Abgründe und eine Geschichte, die mich (trotz oder gerade wegen meines recht geringen Anspruchs) nicht unterfordert und an 100 andere Bücher erinnert. Todd Ritter hatte auch einige gute Ansätze, sich etwas von der Masse abzuheben, welche allerdings entweder etwas halbherzig waren oder irgendwie verkümmert sind. So beginnt es schon mit dem Opfer, keine schöne junge Frau, nein, ein älterer Mann, das hat ja prinzipiell schon einmal ein gewisses Potenzial. Dem ersten Toten folgen natürlich noch weitere, zeitlich aber mit größerem Abstand, die Geschichte zieht sich quasi über mehr als ein halbes Jahr (was man fast überlesen hätte können). Einige Klischees wurden auch gar nicht bemüht (schön), so gab es keine Reibereien zwischen den Behörden und keine Lovestory zwischen Kat und Nick (was ich mir allerdings durchaus noch vorstellen könnte, sollte dies nicht das einzige Buch mit den beiden bleiben). Dann gab es noch Henry Goll, ein Charakter, der eigentlich auch noch ausbaufähiger gewesen wäre, Problembeladen, entstellt, einsam und durch die seltsamen Faxe in den Fall involviert, aber auch seine Geschichte verläuft recht seicht im Sand. Aber damit hat es sich dann auch schon, mit dem Auslassen der (schon zig malig bemühten) Klischees - Kat (eine perfekt unperfekte Frau mit kleinen Fehlern, geschieden, alleinerziehend…) ist Mutter eines Sohnes mit Down-Syndrom (was mir so zwar noch nicht untergekommen ist, aber leider so herzig und relativ problemlos geschildert wird, als wäre er nur ein Kind mit einer gewissen Lernschwäche). Nicks (er ist übrigens gutaussehend) Schwester wurde wahrscheinlich Opfer eines Serientäters und er klärt (Serien-)Verbrechen sozusagen in ihrem Namen auf… (…kommt mir irgendwie "unheimlich" bekannt vor…). Das ganze ist noch garniert mit einigen Bewohnern von Perry Hollow, dem örtlichen Kleinganoven, Leuten die entweder ihren (seltsamen) Hobbys nachgehen oder sich anderweitig ein wenig verdächtig machen, aber alle beschriebenen Menschen sind oder werden in irgendeiner Form in den Fall einbezogen, es gibt niemanden, der nicht involviert wird, da fehlt der Geschichte einfach ein "Teil Geschichte", der der Tiefe und Atmosphäre verleiht, der zu den Morden noch etwas erzählt - so war mir das leider einfach zu wenig, Ansätze dazu wären ja auch vorhanden gewesen. Die Taten an sich sind relativ brutal, was sich schon im Prolog abzeichnet, denn da erlebt man die letzten Minuten von George Winnick mit und man (frau) möchte nicht unbedingt mit hm tauschen… Aber auch das ist nichts was ich nicht schon unzählige Male gelesen habe, brutal - "schön und gut", ein schockierender Einstieg - mag ich eigentlich, aber wenn der einzige Unterschied zu anderen Büchern in den Details der Grausamkeiten liegt, ist mir auch das zu wenig. Ansonsten finden sich noch Beschreibungen zum Einbalsamieren von Toten, was zwar auch nicht für schwache Nerven geeignet ist, allerdings weit hinter meinen Erwartungen zurückblieb (denn auf einer der ersten Seiten bekam der Leser Vorschusslorbeeren in Form von: «Ein äußerst überzeugendes, vor Blut nur so triefendes Debüt.»….. präsentiert.) Die Geschichte wird genretypisch (einfach) aus der Sicht von Kat, Nick oder Henry Goll erzählt. Kurze Kapitel mit einigen Überraschungen und kleinen Cliffhangern, die sich in der Regel im nächsten Kapitel auflösen. Vieles wird meiner Meinung nach (zu) kurz abgehandelt, Nebenhandlungen und Nebencharaktere (und damit auch der gesamte Inhalt) kommen etwas zu kurz (und wenn nicht zu kurz, dann einfach etwas lieblos und mit wenig Raffinesse). Zeitlich ist der Thriller in drei Teile aufgeteilt, grob gesagt handelt es sich die jeweiligen Zeitabschnitte der Morde, die jeweils ähnlich strukturiert sind und sich kaum voneinander unterscheiden. Die Umschlaggestaltung verspricht meiner Meinung nach mehr "Thrill" als das Buch letztendlich bietet, der Titel dagegen ist eigentlich recht passend, denn den Opfern wird (vor ihrem Tod) der Mund zugenäht… Auch mit dem Ende lässt es sich bei mir nicht punkten, erwartungsgemäß ein großer Showdown mit einem Täter, der dem geübten Leser spätestens ab der Mitte des Buches, ins Visier gekommen ist und ein Motiv, das man nur als an den Haaren herbeigezogen bezeichnen kann. Insgesamt kein schlechter, aber auch keinesfalls mehr als ein durchschnittlicher (teilweise recht brutaler) Debüt-Thriller, der dem Genrekenner leider kaum etwas neues oder außergewöhnliches bieten kann - keine neue Idee, im besten Fall einige spannende Lesestunden.
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