Cover des Buches Das Bücherhaus (ISBN: 9783945182123)
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Rezension zu Das Bücherhaus von Tom Burger

Der Petrarca-Club...

von parden vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein mysteriöses Geschehen in der Provence, das lange Rätsel aufwirft. Landschaft und kulinarische Genüsse bieten eine schöne Kulisse!

Rezension

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pardenvor 9 Jahren
DER PETRARCA-CLUB...

Wer liebt sie nicht, die Provence, zauberhafte Landschaft am Mittelmeer, schön gelegen zwischen dem Rhônetal und Italien? Wer hat sie nicht vor Augen, die endlosen Lavendelfelder, leuchtend blühend im Sonnenschein?
Nun, hier bekommt der Landstrich doch eine recht düstere Note, viel rauer und irgendwie unheimlich. Dabei beginnt der zweite Krimi um Luc Vidal eigentlich recht unscheinbar - eine alte Frau wird in ihrem Bett tot aufgefunden, und ihre Enkelin vermutet nur, dass es sich hier um einen Mordfall handeln könnte. Natürlich muss die Polizei dem Verdacht nachgehen...


Der Kommissar ließ sich die Bibliothek zeigen. Es war ein Raum voller Magie, mit uralten Bücherregalen aus poliertem Holz, die über zwei Ebenen die hohen Wände bedeckten und deren obere Ebene von einer umlaufenden Galerie erschlossen war. Eine schmale Treppe aus dem gleichen, rötlich glänzenden Holz führte hinauf. Das weite Geviert war mit großen quadratischen Fliesen aus grob behauenem Stein bedeckt und die Luft war erfüllt von dem Duft alter Bücher. Abertausende davon standen in schier endlosen Regalreihen.


Es ist schon ein besonderes Haus, in dem die verstorbene Claire de Roquesteron lebte. Das Bücherhaus, Mille Livre, wird es genannt, weil es eine unglaubliche Sammlung antiquarischer und wertvoller Bücher beherbergt. Und ausgerechnet eines der wertvollsten Bücher fehlt nun, ein uraltes Werk des in der Provence beheimateten Dichters Petrarca (1304-1374).
Als bald darauf ein zweiter Mord geschieht, bei dem das verschwundene Buch ebenfalls eine Rolle spielt, wird Luc Vidal klar, dass sie erst am Anfang einer umfassenden Ermittlung stehen.

Tom Burger entführt den Leser in die Tiefen der Provence, mitten hinein in das dörfliche Leben, wo jeder jeden kennt und auch Geheimnisse nicht immer sicher sind. Mit jedem Tag wird der Fall jedoch undurchsichtiger, und die Flut der Menschen, die hier eine Rolle spielen, will gar kein Ende nehmen.
Die verstorbene Claire hatte gemeinsam mit einigen Freunden in ihrer Jugend in Verrehrung des antiken Dichters einen Petrarca-Club gegründet, und im Grunde hätte jeder der inzwischen hochbetagten Mitglieder ein Motiv gehabt, die alte Dame zu ermorden. Oder war es vielleicht doch die Enkelin Amandine, die schließlich nun die Alleinerbin der antiken Schätze ist? Und was hat es mit diesem mysteriösen Mönch auf sich, der immer wieder auftaucht und eine undurchsichtige Rolle spielt?

Mir persönlich waren es ehrlich gesagt einige Personen zu viel. Zugegeben, diese Vielzahl sorgte für Verwirrung - viele der Personen scheinen hier aber ausschließlich zu diesem Zweck eine Rolle zugewiesen bekommen zu haben. Diese Vielzahl sorgte in meinen Augen jedoch auch dafür, dass sich die Handlung an manchen Stellen sehr in die Länge zog - da war das Tempo selbst für mich dann zu gemächlich.
Der Kommissar Luc Vidal gewann für mich im Laufe der Handlung zunehmend an Konturen - und meine Sympathie dazu. Auch sein privates Umfeld war sympathisch und lebhaft gezeichnet, was mir gut gefallen hat. Der Rest der Charaktere allerdings blieb eher blass und war mir durchweg unsympathisch - bestenfalls riefen sie noch eine Art Mitleid hervor. Vor allem die Mitglieder des Petrarca-Clubs entpuppten sich zunehmend als altersstarrsinnige und egoistische Zeitgenossen, für die das Wort 'Skrupel' wohl eher ein Fremdwort ist.

Gut gefallen haben mir in diesem Krimi vor allem die oftmals poetischen Beschreibungen. Seien es besondere Gebäude, Landschaften oder auch kulinarische Genüsse - hierbei entstanden in meinem Kopf farbige Bilder, die mich begeistern konnten. Ansonsten erschien mir die Provence durch das mystisch-mysteriöse Geschehen diesmal doch recht düster.
Die Idee, das Leben und Werk des antiken Dichters Petrarca mit dem Geschehen im Hier und Jetzt zu verknüpfen, hat etwas reizvolles. Manche der Verknüpfungen waren vielleicht etwas weit hergeholt, aber in der Summe war das Konzept doch überzeugend. Auch das Verhältnis zwischen dem Fall ansich und dem Einblick in das Privatleben des Kommissars war für mich stimmig. Allerdings hätte ich mir doch einen noch intensiveren Einblick in die eigentliche Ermittlungsarbeit gewünscht.

Ein recht interessanter Fall mit einem außergewöhnlichen Hintergrund in einer schöner Kulisse - angenehm zu lesen, am besten mit einem Glas gekühlten Weißweins auf der sommerlichen Terrasse...


© Parden

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