Cover des Buches River Singers - Aufbruch ins Ungewisse (ISBN: 9783499212239)
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Rezension zu River Singers - Aufbruch ins Ungewisse von Tom Moorhouse

Ein Fluss, vier kleine Mäuse und der Sinn des Lebens

von danuzza vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Schöne Geschichte über die Macht der Natur, ihre Schönheit und ihre Gesetze

Rezension

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danuzzavor 10 Jahren
Heute ist DER Tag. Der Tag, an dem Sylvan, ein ganz junger Mäuserich, mit seinem Bruder und seinen beiden Schwestern zum ersten Mal die Nestkammer seines Baus verlassen wird, um die Welt zu erkunden. Voller Freude und Neugier geht er auf Entdeckungsreise, und der Leser kann genau verfolgen, wie seine ersten Eindrücke sind: das helle Licht, die frische, belebende Luft, die unbekannten Gerüche und Geräusche, das klare Wasser von Sinethis, dem großen Fluss, die süße Saft aus der Mittel eines Stängels Süßgras… Ihre Mutter führt die kleinen Schermäuse sicher in die Geheimnisse der großen Welt hinein, sie setzt Markierungen, zeigt ihnen, wie sie schnell laufen sollen und wo sie Schutz finden können, sie bringt ihnen das Schwimmen bei. Doch die Welt draußen ist voller Gefahren: Unterschiedliche Vögel mit ihren langen, spitzen und bösartigen Schnäbeln lauern im Dunkel, und man spricht von einer seltsamen, schrecklichen Kreatur, die nach und nach alle Weibchen auffrisst… Als eine furchtbare Nacht auch Sylvans Mutter vom unbekannten Ungeheuer geschnappt wird, bleiben die kleinen Schermäuse auf sich allein gestellt, ohne Zuhause, ohne Schutz. Ein großes Abenteuer beginnt, eine lange, gefährliche Reise, in der sie mit den großen Themen des Lebens wie Freundschaft, Mut und Trauer konfrontiert werden.

Dieses Buch hebt sich stark von den parallelen Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt ab. Die Geschichte wird aus der Sicht der Schermäuse erzählt, doch verfügen diese über keine magischen Kräfte, sie folgen keine Mythen und entdecken keine alten Legenden und Geheimnisse. Sie kämpfen ums Überleben, sie haben Hunger und Angst, sie lernen, Fremden zu vertrauen und sich füreinander zu engagieren.

Ganz interessant fand ich das Spiegelspiel mit der Erzählperspektive: Einerseits sind die Mäuse personifiziert, wir können ihre Gefühle nachvollziehen und ihre Sprache verstehen und uns komplett mit ihnen identifizieren. Andererseits lässt die Mäuseperspektive die kleine Welt am Ufer riesig erscheinen, was auch für die kleinen Leser, die das Buch ansprechen möchte, ungewöhnlich und spannend ist: die Gänge eines Rattenbaus verlaufen unendlich, ein Otter kann gigantisch und mächtig wirken und Kraft und Gefahr ausstrahlen…

Nebenbei erfährt man auch ziemlich viel über das Leben und die Gewohnheiten der Schermäuse, denn der Autor ist Ökologe an der Universität Oxford und das Buch basiert auf fundierte Kenntnisse der Naturwelt. Und ausgerechnet die Natur und seine Macht werden mit dieser schönen Tiergeschichte zelebriert: Die Natur als Lebenszyklus, als eine harte aber aufrichtige Welt, mit seiner Schönheit, seinen Rhythmen und seiner Kraft. Diese ist auch die wertvolle Botschaft dieser Geschichte, die ich hier zum Abschluss meiner Leseempfehlung in „Rattensprache“ wiedergeben möchte:

„Niemand mit dem wir spricht, sagt, wir lebt für immer. Wir alle weiß, wie es ist zu verlieren. Und ist hart. Ich weiß es, und du weiß es. […] Ist nicht Schuld von irgendwem. Ist Teil der Welt. So wie Regen, Käfer, Gras. So wie Freunde.“ (S. 186)
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