Tom Petsinis

 3,1 Sterne bei 21 Bewertungen

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Cover des Buches Die Buchliebhaberin (ISBN: 9783442726691)
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Rezension zu "Die Buchliebhaberin" von Tom Petsinis

Wenn Marx und Moses miteinander diskutiert hätten...
Kopf-Kinovor 9 Jahren

»Hast du gelernt, die Welt zu akzeptieren, Paul?«
»Ich habe die Poesie nicht aufgegeben.«
»Ein Märtyrer des Lebens«, gab er lächelnd zurück.
»Nein, Arthur, einfach ein Dichter.«

'Die Buchliebhaberin' Sonya wagt den Sprung in die Selbstständigkeit und erfüllt sich einen Lebenstraum: ein eigenes kleines Antiquariat, um gänzlich in den geliebten Bücherkosmos versinken zu können. Aufgrund der allgemeinen Rezession bleiben jedoch in Bälde die Kunden fern. Als wäre das nicht bereits schlimm genug, eröffnet in ihrer Straße auch noch die Billig-Kette 'Bücher kiloweise' eine Filiale. Als Sonya eines Tages einen goldenen Briefumschlag, der ein handschriftliches Manuskript enthält, in ihrer Buchhandlung findet, spendet ihr die Geschichte sowohl Trost als auch Flucht vor den Existenzsorgen. Der Brief enthält ein Gespräch zwischen zwei Büsten - Marx und Moses diskutieren darin über Religion und den Vergleich zu Kapitalismus/Kommunismus -, aber keinen Hinweis auf dessen Autor. Schon bald taucht die nächste anonyme Geschichte auf...

Tom Petsinis' Roman ist ein wahrer Ausflug in die Kulturgeschichte gelungen. Die fiktiven Dialoge, die im Laufe des Romans zwischen Schriftstellern, Philosophen und anderen Größen der Geschichte stattfinden, behandeln große Themen, wie Moral, Religion, Literatur, Wahrheit und natürlich die Liebe. Die geistreichen Gesprächspartner, die innerhalb der anonymen Manuskripte aufeinander treffen, reichen von Sokrates bis Kafka, um lediglich zwei zu nennen. Die Gespräche sind stellenweise recht komplex und erfordern beim Lesen eine gute Portion Konzentration ab, da sie den meisten Raum des Romans einnehmen. Somit ist das Buch kein Schmöker für zwischendurch oder nebenbei. Der Autor regt tiefgreifend zum Nachdenken an.

Wenn eine Kultur noch jung und stark sei, hätten die Künstler keine Angst, tief in ihre Seele zu blicken. Indem sie unsere Ängste ausdrückten, würden sie ihnen etwas von ihrem Schrecken nehmen; indem sie unsere Albträume auf die Bühne brachten, würden sie uns befreien, das Licht des Tages zu genießen. Die Tragödie sei letztendlich die Konfrontation des Menschlichen mit dem, was darüber hinausweise, mit der Freiheit als Belohnung.

In der Rahmenhandlung schaut der Leser der 30-jährige und schüchterne Sonya über die Schulter, wie sie mit Koffern bewaffnet die Flohmärkte abklappert, Bücher verschenkt, beklaut wird und sowohl vor ihrem Vermieter als auch dem Bankangestellten zittert, die sich die regelmäßig die Klinge in die Hand geben. Zudem begleitet man sie auf der Suche nach dem Unbekannten, der stets mysteriöser wird – er scheint Sonya unbemerkt zu beobachten. Ob Sonya einen Weg findet, sowohl den Urheber zu finden, als auch ihrer misslichen Lage zu entkommen, müsst ihr natürlich selbst herausfinden.

Der Himmelsschreiber besudelt kostbar öffentlichen Raum! Sonyas Empörung wächst, während er seinen ersten Buchstaben, ein B., vollendet. Inserenten haben schon die Erde mit ihren Wurfsendungen verschmutzt, nun verunreinigen sie auch noch den Himmel, korrumpieren das Alphabet und erniedrigen das Wunder des Lesens, indem sie es dazu missbrauchten, ihre Produkte zu verkaufen. Es sollte zwei Alphabete geben, denkt sie plötzlich. Eines für Texte, die aufklären, das andere für Reklame.

Der Schreibstil des Autors ist flüssig und weist lediglich innerhalb der Dialoge längere Schachtelsätze auf, die ich generell sehr schätze. Je nachdem zwischen wem der jeweilige Dialog bzw. Disput stattfindet, passt sich der Autor zart der dazugehörigen Sprache, Thematik und Berufung an. Somit fällt beispielsweise die Unterhaltung zwischen Rimbaud und Verlaine recht poetisch aus.

Die Geschichten innerhalb der Geschichte waren mein persönliches Highlight. Jeder Dialog war für mich ein kleines Meisterstück. Natürlich fand ich den einen interessanter als manch anderen – summa summarum jedoch sagten sie mir alle zu. Manche Thematiken wiederholen sich, werden jedoch je nach Kontext der Dialoge anders beleuchtet.

Um ehrlich zu sein, interessierte ich mich im Laufe der Geschichte weniger für die Rahmenhandlung, sondern umso mehr für die spannenden Geschichten. Mit 'spannend' beziehe ich mich ausschließlich auf die Spannung zwischen den Wortgefechten und Interaktionen der Beteiligten. Somit könnte manch einem der Roman zu langweilig sein – ich fühlte mich gut unterhalten.

Ich gebe dem Roman 4 Sterne, da bspw.. manche Figuren, die in der Rahmenhandlung auftreten, zwar charakterisiert werden, dafür jedoch schnell und klanglos von der Bildfläche verschwinden. Manchmal blieb mir Sonya mit ihren Entscheidungen etwas fremd. Wer ein rein detailliertes Buch über das Leben einer Buchhändlerin und deren Liebe zur Literatur erwartet, könnte hier enttäuscht werden - die Dialoge und Gedankenspiele nehmen (zu meinem Glück) den meisten Platz ein. Die Manuskripte bzw. Dialoge sind jedoch erstklassig und raffiniert! Allein deswegen möchte ich diesen Roman wärmstens empfehlen.

»Das Feuer der Jugend!«, sagte Arthur. »Manche macht es milder und willensstärker, eine Schule des Charakters. Andere verbrennen zu Asche.«

Cover des Buches Die Buchliebhaberin (ISBN: 9783442726691)
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Rezension zu "Die Buchliebhaberin" von Tom Petsinis

Rezension zu "Die Buchliebhaberin" von Tom Petsinis
Stirbelwurmvor 12 Jahren

Eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte über die Kraft der Worte.

Die Buchhändlerin Sonya findet geheimnisvolle Briefe vor ihrer Ladentür. Es sind Dialoge zwischen grossen Dichtern, Denkern und Propheten, und sie scheinen nur für sie bestimmt zu sein. Als der geniale Verfasser sich zu erkennen gibt, nimmt Sonyas Leben eine aufregende Wendung...

Ein literarisches Festmahl, Kriminalroman und Liebesgeschichte zugleich, bei dem die Liebe zu Büchern zelebriert wird....

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