Cover des Buches Agent 6 (ISBN: 9783442475032)
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Rezension zu Agent 6 von Tom Rob Smith

Kein Thriller, aber ein hervorragender politischer Roman

von Gospelsinger vor 11 Jahren

Rezension

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Gospelsingervor 11 Jahren
Geheimdienstagent Leo Demidow hat es 1950 in Moskau nicht leicht, die laut Stalin allgegenwärtigen Staatfeinde aufzuspüren. Jeder ist verdächtig, jede noch so harmlos erscheinende Kleinigkeit kann ein Indiz für die Ablehnung des Staates sein.
Abwechslung bietet sich für Leo, als ein Besuch des afroamerikanischen Sängers Jesse Austin ansteht. Dem glühenden Kommunisten soll natürlich ein geschöntes Bild der Sowjetunion präsentiert werden, und Leo Demidow ist dafür verantwortlich, dass alles glattgeht. Das erweist sich als schwierig, denn Jesse Austin liebt Alleingänge…
Fünfzehn Jahre später. Leo ist in Ungnade gefallen, lebt in einer deutlich schlechteren Wohnung als zuvor, ist aber glücklich mit seiner Frau Raisa und den beiden adoptierten Töchtern.
Als Raisa und die Töchter für ein Propagandakonzert in die USA reisen und dabei auf den von der US-Regierung verfolgten und ruinierten Jesse Austin treffen, nimmt eine Tragödie ihren Lauf.
Verzweifelt widmet Leo sein Leben der Aufklärung der damaligen Ereignisse. Aber das ist nach so langer Zeit und von seinem jetzigen Standort aus extrem schwierig, denn er ist bei der Besetzung Afghanistans durch die Sowjets dabei.
Irgendwie muss Leo es in die USA schaffen, um den Agenten 6 zu finden, der damals eine entscheidende Rolle spielte…
Dies ist der letzte Band der Trilogie um den Agenten Leo Demidow, und ich finde diesen Abschluss sehr gelungen.
Ein Krimi ist das allerdings nicht, und ein Thriller auch nicht. Aber dieses Buch ist ein ganz hervorragender politischer Roman über die Sowjetunion in den 50er Jahren, die USA in den 60er Jahren und den Krieg der Sowjets in Afghanistan Ende der 70er Jahre. Exzellent geschrieben und bewegend, informationsreich und spannend, ist dies ein Buch, das mich in seinen Sog gezogen hat.
Sowohl die Atmosphäre von Angst und Verfolgung in der Stalin-Ära, als auch die der Kommunistenhatz in den USA der 60er Jahre sind hervorragend eingefangen. Besonders spannend fand ich die Hintergrundinformationen zum Krieg in Afghanistan; dieser Teil ist für mich der stärkste im Buch.
Wer sich darauf einlassen kann, dass es sich nicht um einen temporeichen Thriller handelt, und wer an Geschichte und Politik interessiert ist, wird dieses Buch mögen.


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