Rezension zu "Lauter Irre: Roman" von Tom SHARPE
Solange man denken kann, haben bei der Familie Grope die Frauen das Sagen. Dazu bringen sie auch fast nur Töchter zur Welt, was zur Folge hat, dass die Männer zur Fortpflanzung eigens herangekarrt werden müssen. Belinda Grope nun, die jüngste Nachfahrin der Sippe, ist in der bedauerlichen Lage, einen Mann geheiratet zu haben, der ihr keinen Nachwuchs schenken konnte. Also bedient sie sich in der Familie, kidnappt ihren Neffen Esmond, der seinerseits aus einer verkorksten Familie kommt, und kehrt zurück zum Grope'schen Stammsitz, um den erforderlichen Kindersegen zu realisieren. Neffe Esmond und seine Eltern sind psychologisch gesehen Sonderfälle und durch diese Verästelungen erwachsen die turbulenten Geschehnisse, an deren Schluss so einige auf der Strecke bleiben.
Sharpe beginnt das Buch langatmig, dann nimmt es Fahrt auf und man erkennt die Strukturen, denen er sich in seinen Romanen bedient. Er hat quasi von sich selbst abgeschrieben, nur, dass nicht mehr die Funken sprühen, wie bei "Puppenmord", "Mohrenwäsche" oder "Feine Familie". Immer irgendwie mit der Bremse am Fuß manövriert er sich durch Situationen, die seinen Lesern früher den einen oder anderen heftigen Lachkrampf entrissen haben. Sharpe kopiert sich und vergisst die Pointen zu setzen. Das tut dem Fan natürlich weh, man möchte sagen: "Mr. Sharpe, bitte setzen Sie sich hin und schreiben Sie die Szene so, wie zur Zeit von "Trabbel für Henry". Für diejenigen, die Sharpe nicht kennen, ist das ein schönes, amüsantes Buch, für die Fans eher eine Enttäuschung.