Cover des Buches Unbekannt verzogen (ISBN: 9783458359166)
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Rezension zu Unbekannt verzogen von Tom Winter

Mehr erwartet....

von tinstamp vor 11 Jahren

Rezension

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tinstampvor 11 Jahren
Die Inhaltsbeschreibung dieses Romans hatte mich überzeugt dieses Buch aus der Bücherei mit nach Hause zu nehmen. Alleine das Thema "Briefe" tat sein Übriges, denn seit meiner Kindheit habe ich Brieffreundschaften in der ganzen Welt. Auch wenn viele davon nicht mehr regelmäßig Kontakt halten und wir nur mehr über Mail oder Facebook kommunizieren, so sind manch wirklich tolle Freundschaften entstanden. Aber ich schweife ab....
Auch die Geschichte der beiden Hauptprotagonisten hörte sich interessant an und ich stellte mir einen teilweise unterhaltsamen Roman vor. Natürlich wusste ich durch den Klappentext, dass es auch um "Midlife-Crisis" und verlassen werden geht. Doch trotz des bösen, schwarzen englischen Humors hat dieses Buch eine sehr negative Grundstimmung. Deswegen musste ich in der Mitte des Buches etwas anderes leichtes, lustiges dazwischen lesen....so zog mich der Roman hinab. Denn Lesen bedeutet für mich vorallem (Ent-)spannung und Abschalten vom Alltag. Das ist mir bei diesem Buch nicht gelungen, da es zu viele pessimistische Töne hat.
Carol, eine der beiden Hauptprotagonisten, lebt ein Leben, das sie eigentlich hasst und von dem sie enttäuscht ist. Ihre Teenie-Tochter Sophie ist ihr fremd und ihren Mann Bob liebt sie nicht mehr. Am liebsten würde sie beide verlassen und ein neues Leben irgendwo anders beginnen. Oft denkt sie an ihre große Liebe und wie wohl ihr Leben ausgesehen hätte, hätte sie es mit ihm verbracht. Vielen Menschen, egal ob Mann oder Frau, tragen sich in der Mitte des Lebens mit ähnliche Gedanken. Sie hinterfragen, was sie in ihrem Dasein eigentlich bis jetzt richtig gemacht haben oder was aus ihren Wünschen und Träumen wurde. Carol ist sich sicher, dass sie den falschen Mann geheiratet hat und so nimmt sie sich vor die Beziehung zu beenden. Doch genau an diesem Tag erhält Bob die Diagnose Krebs und Carol ringt mit sich....In ihrem Frust schreibt sie Briefe ans Universum und steckt diese in den nächsten Briefkasten.....nur versehen mit einem Smiley =)

Albert, unser zweiter Hauptprotagonist, steht kurz vor der Pension. Er ist Postler und sein ganzes Leben besteht aus seiner Arbeit und seiner Katze Gloria. Seine Frau hat er schon früh verloren und sein Nachbar in der Altbauwohnung ist ein richtiger "Ungustl" .....ein unguter Geselle ;) für Nichtösterreicher. Er verhöhnt Albert sooft er nur kann. Als Albert Wochen vor seiner Pensionierung in die Abteilung "unzustellbare Post" gesteckt wird, arbeitet er auch dort zuverlässig und ohne zu Murren. Und eines Tages entdeckt er Carols Brief und liest und liest.....und kann es nicht erwarten, bald wieder Post von der Unbekannten C. zu bekommen. Und er beginnt über sein Leben nachzudenken....

Leider plätschert die Geschichte dann mehr oder weniger dahin. Hinsichtlich der Figuren dieses Romans bin ich zweigeteilter Meinung. Einerseits spielt hier der schräge Sarkasmus eine große Rolle, der mir das Lesen des Buches erleichtert hat und der die negative Grundstimmung hebte. Andererseits wurde ich mit keiner einzigen Person aus dem Buch so richtig warm. Teilweise konnte ich Carols Frust verstehen und auch die Zwickmühle, in der sie sitzt, andererseits waren mir viele ihrer Handlungen unverständlich. Auch Alberts war zwar ein netter Mann, aber so derartig vereinsamt, dass er einem mehr leid tat, als Sympathie zu spüren.
Manchmal sitzt man in einem Hamsterrad und kommt nicht raus; man möchte ganz was anderes tun und glaubt, man muss seine persönlichen Befindlichkeiten hinten anstellen. Trotzdem verstand ich nicht, wie man beispielsweise das halbes Leben lang in einer Situation verharrt, in der man unglücklich ist und warum beide, vorallem Albert, sich keine anderen Dinge im Leben gesucht und nie versucht hat, seine Lage zu ändern.
Das Ende kommt dann allerdings aprupt und ließ leider einige Fragen offen, was ich so gar nicht abkann.

Cover:


Mir gefällt eigentlich auch das deutsche Cover sehr gut, aber die englischen sind viel schöner und beziehen sich viel mehr auf den Inhalt.
Auch finde ich den deutschen Titel nicht richtig, denn Carol hat nie eine Adresse auf ihre Briefe geschrieben und somit kann dieser auch nicht mit "Unbekannt verzogen" abgestempelt werden.

Schreibstil:
Tom Winter's Schreibstil ist flüssig und geprägt von seinem schrägen Sarkasmus und durch die kurzen Kapitel lässt sich das Buch leichter lesen, auch wenn ich manchmal mit der Geschichte zu kämpfen hatte.

Fazit:
Ein tolles Thema, das der Autor hier aufgegriffen hat. Leider fand ich die tatsächliche Geschichte nur halb so gut und wurde mit den Personen nicht wirklich warm. Die sehr negative Grundstimmung des Buches trug nicht wirklich zur Lesefreude bei. Trotzdem regt es zum Nachdenken an...
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