Charlotte Simmons ist blitzgescheit, sie wächst in einem Dorf in den Bergen in Amerika auf.
Alle Pfeile deuten in eine Richtung: Stipendium an einer Elite-Universität. Sie hat die große Hoffnung, dass sie dort unter Ihresgleichen nun endlich aus dem Schatten ihres Außenseitertums zu treten vermag. Doch die Realität holt sie rasch ein. Sie wird mit oberflächlichen, vergnügungssüchtigen und moralisch wankelmütigen Mitstudenten konfrontiert. Geschockt ist sie von Extrakursen für Sportstudenten mit auf deren geistigem Niveau angepassten Pseudo-Scheinen.
Aufgrund ihres Aussehens hat sie zwar rasch ein paar Verehrer an der Angel, doch deren Absichten sind mitunter alles andere als lauter. Charlotte fällt ja auch aus dem Rahmen der sonst größtenteils nur auf ihr Äußeres bedachten Mitstudentinnen, die sich gerne als unterwürfige Trophäe gutgebauten Jungmännern anbiedern.
Doch Charlotte möchte dazugehören und passt sich gutgläubig an die Gepflogenheiten an und entfernt sich damit Stück für Stück von ihren alten Idealen und verliert sich selber und ihr Gefühl der guten Menschenkenntnis. Offensichtlich kann sie nur schwer unterscheiden, wer es ehrlich mit ihr meint und wer nicht.....
Der Autor Tom Wolfe ist 2018 verstorben. Er war mir bisher nur dem Namen nach bekannt. Nun also mein erstes Werk von ihm. Wenn ich mir meine Inhaltsangabe nochmals durchlese, denke ich so bei mir, dass mir das Grundthema doch ziemlich vertraut vorkommt. So ist es auch wenig überraschend, dass an der Elite-Einrichtung mehr Schein als Sein vorherrscht und das unschuldige Wesen, dass zwischen ihre Räder gerät, doch ziemlich Federn lassen muss. Neben einer politischen Ebene nur so am Rande, durch einen aufgedeckten Skandal auf dem Campus, ist die Handlung doch sehr auf das eine Mädchen zentriert. Wolfe lässt uns an ihrer „Feuerprobe“ teilhaben, lässt uns mitleiden und führt die Geschichte zu einem Abschluss, den man durchaus nicht als Happy End bezeichnen sollte. Außerdem wird einmal mehr deutlich, dass der kognitive IQ nicht zwingend mit der emotionalen Intelligenz korreliert.
Ich würde mich mal aus dem Fenster lehnen und behaupten, dass die geschilderten Zustände im gehobenen Bildungssystemen sicherlich nicht nur auf Amerika begrenzt sind. Letztendlich zeigt es die veränderte Haltung auf moralischer Ebene in weiten Kreisen der heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Auch das keine Überraschung, oder?
Gelesen wird das Hörbuch von Matthias Brandt (Sohn von Willy Brandt), routiniert und angenehm zum Zuhören. Es sind 6 CDs mit über 7 Stunden Laufzeit.
Es handelt sich um ein (sicherlich stark gekürzte) Lesefassung (die Buchvorlage (gebunden) hat ca. 800 Seiten!!)
Fazit: Hochintelligentes Mauerblümchen vom Lande wird in die unverblümte Studentenrealität an einer Elite-Universität geworfen. Dabei verliert sie nicht nur ihre körperliche Unschuld.....