Rezension zu "Der Schatten des Phönix" von Tom Zausner
Von diesem Buch bin ich hin und weg sowie restlos begeistert.
Dieser listige österreichische Autor Tom Zausner hat hier ein wahrhaftes Kompendium der positiven Überraschungen auf die ahnungslosen Leser losgelassen! Jetzt bin ich froh, in dieses Buch initiiert zu sein! Ha!
Das Buch hat 568 Seiten und keine davon ist zuviel.
Tja, um was geht es? Es ist nicht ganz leicht, die komplexe Handlung auf eine relativ kurze Beschreibung herunterzubrechen, aber ich werde mein Bestes geben.
David Emmanuel, ein fünfundzwanzigjähriger promovierter Philosoph, rechte Hand und Assistent des Professors, der sein Förderer ist, an der Vilenzer Universität. Vilenz ( ein zwar fiktiver Stadtstaat, aber von massiv österreichischem Charme und Kultur geprägt! 😘 ) ist nicht außergewöhnlich, so scheint es. Eine Stadt Mitteleuropas wie viele andere auch? Ja, von wegen!
Erst hat David ( der übrigens rothaarig ist, was paßt! Wer das Buch liest oder bereits gelesen hat, weiß was ich meine ) eine verstörende Begegnung über philosophische Grundsatzfragen mit einem ihm unbekannten Altstudenten.
Dann begegnet ihm in der U-Bahn ein sprechendes Pferd und ein Brand, direkt neben ihm bricht aus. Diesen Riss in der vermeintlichen Realität begegnet David mit einem Stupor. Und landet in der Psychiatrie. In seinen Alpträumen oder Visionen oder anderen Dimension trifft David auf eine furchteinflößende Gestalt, die ihm offenbar Übles will.
Aus der Psychiatrie wird er von zwei mysteriösen Personen geholt und an einen merkwürdigen Ort gebracht, jedenfalls seltsam für David, der mehr auf Ratio und Beweise setzt, als auf alles andere. Ein geheimnisvoller magischer Geheimbund will David im Kampf gegen seinen besessenen Schatten helfen, der nur Schlechtes im Sinn hat.
Kann er ihnen vertrauen? Sagen sie die Wahrheit? Was ist Realität? Ist unsere Welt die einzige? Warum ist sein Schatten besessen und wer und warum zieht die Fäden?
Es ist ein uralter Fluch involviert, doch wie tangiert das David? Was hat seine Familie damit zu tun? Und wie hängen seine früheren Inkarnationen damit zusammen? Was wird ihm noch abverlangt werden?
Das Buch erreicht eine Tiefgründigkeit, die man in Fantasy gerne noch öfters hätte und man merkt, daß Tom Zausner Philosophie studiert hat, denn dieses Denken ist auf angenehme Weise eingeflossen. Es ist nicht akademisch geworden oder belehrend bzw. langweilig, sondern locker, aber stringent eingebunden. Viele der aufgeworfenen Fragen und deren möglichen Antworten haben viele von uns garantiert schon einmal abgewogen.
Inkarnation, andere Dimensionen, Sinnhaftigkeit, was Realität oder Denken überhaupt ist und wie man sich sicher sein kann, daß die Realität tatsächlich echt ist, die man gerade erlebt. Aber bedeutungsschwer bleiern wird das Buch keineswegs, weil ein unwiderstehlicher Humor wie ein Taifun die Handlung herrlich aufwirbelt. Klasse ironisch und wunderbar, wie Eigenarten und Schwächen von Menschen aufs Korn genommen werden!
Und dann noch all die anderen schönen Beigaben, die Erinnyen ( schön schräg! ), sprechende Sphingen, Engel und sprechende Engelsstatuen, Flaschengeister, verhextes Klo, Elementargeister, Magier, und und und.
Eine wahrhafte Fülle, die aber den Leser nicht erschlägt und ein Buch, daß zum Ende alles auflösend ein sehr passendes Ende hat. Melancholia mischt sich auch so manches Mal hinein. Und die österreichische Grammatik ( wie ich sie mal nenne ) sowie Ausdrücke geben dem Buch einen zusätzlichen Liebreiz, aber keine Angst, nicht Dialekt oder unverständlich, einfach nur der Wiener Geist Tom Zausners, der hier eingeflossen ist. Ein hypnotischer Schreibstil, sehr gut zu lesen und ungemein originell sowie auf positive Art ganz anders!