Anhand des Klappentextes kann man nicht erkennen, um was es in diesem Buch geht und das finde ich bei einem Buch mit einer Leseempfehlung seitens des Verlags für Kinder ab 11 Jahre nicht gut. Da die Hauptprotagonistin erst 10 Jahre alt ist wird dieses Buch ältere Jugendliche wohl nicht so sehr interessieren. "Ich heiße Julia. Diese ist die Geschichte jenes Sommers, in dem ich beinahe meine Mum verlor und einen Hai fand, der älter als die Bäume war. Keine Sorge, das Ende verrate ich noch nicht..."
In diesem Buch geht es um Julia die mit ihren Eltern für einen Sommer in einen Leuchtturm auf einer Shetlandinsel zieht. Ihr Vater soll dort ein Computerprogramm schreiben, damit das Leuchtfeuer im Leuchtturm automatisch an- und ausgeht. Julias Mutter ist Meeresbiologin und möchte in dieser Zeit ihren großen Traum verwirklichen und den großen Grönlandhai suchen, der älter sein soll, als alles was wir kennen und von dem die Mutter erhofft Antworten für die Forschung auf ein längeres Leben der Menschheit zu bekommen.
Julia lernt auf der Insel Kin (Kinshuk) kennen und freundet sich mit ihm an. Kin und seine Familie haben einen Migrationshintergrund und kommen nicht aus Schottland. Der Junge wird von anderen Jungs der Insel gemoppt. Dadurch gerät auch Julia ins Visier dieser Kinder. Die Freundschaft wird kompliziert.
Julia hat ein enges Verhältnis zu ihrer Mutter undbewundert sie und ihre Arbeit. Leider werden der Mutter keine Forschungsgelder zur Verfügung gestellt was die Mutter in ein Gefühlschaos treibt. Phansen von überschwänglichen Glücksgefühlen in denen die Mutter sich ein altes Boot kauft um allein und ohne Förderung nach dem Hai zu suchen, abgewechselt von tiefsten Depressionen in denen sie sich am Ende der Geschichte, nach all den Förderabsagen der Universitäten und nachdem keiner mehr hinter ihrer Suche steht, mit Tabletten das Leben nehmen will. Während die Mutter im Krankenhaus liegt macht sich Julia allein mit dem Boot auf die Suche nach dem Hai und verliert im Sturm auf dem offenen Meer fast selbst ihr Leben.
𝙈𝙚𝙞𝙣 𝙀𝙞𝙣𝙙𝙧𝙪𝙘𝙠 Am Anfang habe ich mich echt schwer getan in die Geschichte hineinzukommen. Auch weil ich nicht wusste, ob die Mutter im Laufe der Geschichte stirbt. Auch wenn der Klappentext dies nicht aussagt, hatte ich dieses Gefühl.
Nach der Hälfte der Seiten fragte ich mich immer wieder, ob dies eine Nacherzählung einer wahren Begebenheiten ist. Die ist es nicht direkt, haben aber die Schriftstellerin und der Illustrator selbst oder oder Kontakt zu Menschen mit Bipolaren Störungen. Denn diese Krankheit hat Julias Mutter, es geht weiterhin um Depressionen, um Ablehnungen, komplizierte Freundschaften. All diese Themen, am Ende mit dem Versuch der Selbsttötung der Mutter finde ich für ein Kinderbuch ab 11 Jahren sehr bedenklich.
Dies hätte auch mindestens im Klappentext erwähnt werden müssen.
Diese Krankheiten sind schlimm und es ist wichtig darüber aufzuklären. Aber bitte nicht so.
Julia wird von ihrem Eltern nicht über die Erkrankung der Mutter aufgeklärt. Am Ende verläuft die Geschichte viel zu schnell. Der Vater weckt das Kind mitten in der Nacht, ist hektisch und bringt sie ohne Erklärung zu Gin, dem Besitzer des kleinen Gemischtwarenladens im Dorf. Sie erfährt vom Suizidversuch der Mutter erst über Adrian, dem Enkelkind von Gin und wird mit ihren Gedanken und Gefühlen allein gelassen.
Nach ihrem Alleingang auf das offene Meer im Boot der Mutter und ihrem Überbordgang bei dem Sturm kommt Julia ebenfalls ins Krankenhaus und erfährt nun endlich welche Krankheit die Mutter hat. Es scheint alles ganz einfach. Ein längerer Krankenhausaufenthalt, Medikamente und schon ist die Mutter wieder zu Hause. Fröhlich, unbekümmert und wieder ganz die Alte. Aber so einfach ist das alles nicht, das darf man auch einem Kind so nicht vermitteln, gerade wenn es evtl. familiär mit diesen Krankheiten konfrontiert sein sollte. Auch nicht mit einem Suizid, der anscheinend mit einer Handvoll Tabletten schnell vollzogen werden kann.
Ein sehr langes Fazit zu einer Geschichte die eigentlich, wenn man sich erst einmal eingelesen hat, sehr fesselnd geschrieben wurde. Mit einigen Höhepunkten, mit denen man so nicht gerechnet hat. Mit Themen wie Familie, Umweltschutz, Klimawandel, Tierliebe, Freundschaft.
Wäre dies ein Buch für Erwachsene, ohne Kinder als Hauptprotagonisten, würde ich diesem Buch ⭐⭐⭐⭐/5 geben.
Für ein Kinderbuch ab 11 Jahre erhält dieses Buch von mir keine Kaufempfehlung und somit nur ⭐⭐/5