„Familie heißt Arbeit teilen“, diese Erkenntnis der Sozialwissenschaftlerin Tomke König im gleichnamigen Buch ist vielen Frauen und Männern, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten in ihrem privaten Bereich oft ohne große gesellschaftliche Anerkennung eine auch geschlechtsneutrale Arbeitsteilung praktizieren oder es zumindest versuchen, nichts Neues mehr. Ich lerne als Seelsorger etwa bei Trau- und Taufgesprächen viele junge Frauen und Männer kennen, die das ohne große politischen Ansprüche und ohne das Wort „gender“ überhaupt zu kennen, in ihrem Berufs- und Familienalltag praktizieren, mal mit mehr , mal mit weniger Erfolg.
Und bei tieferem Nachfragen stellt sich heraus, dass es immer wieder die klassischen Felder sind der Familienarbeit, die zu Konflikten führen, die die jungen Menschen aber, wie ich finde, erstaunlich konstruktiv lösen.
Langsam, aber immer wirksamer, so Tomke König, wenn sie die Ergebnisse ihrer Forschungen referiert, in denen sie neben Pierre Bourdieus Theorie der „Männlichen Herrschaft“ auch Judith Butlers Konzept „regulativer Geschlechterideale“ rezipiert hat, entwickeln sich aus den immer zahlreicher werdenden Beziehung und Familien, die an einer echten Teilung von Familienarbeit lebend arbeiten, ganz neue Vorstellungen von Mütterlichkeit, von Väterlichkeit, aber auch vom Geschlecht und vom Verhältnis der Geschlechter.
Sie werden nicht nur das Leben der einzelnen Frauen und Männer in den Familien verändernd bereichern, sondern auch das der Kinder, und sie werden so zum erst unscheinbaren, dann aber sehr wirksamen Motor gesellschaftlicher Transformation.