Cover des Buches Die schönsten Dinge (ISBN: 9783492054652)
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Rezension zu Die schönsten Dinge von Toni Jordan

Ich würde gerne null Sterne geben ...

von CleoVomMars vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Das ist mit Abstand das schlimmste, was ich je gelesen habe.

Rezension

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CleoVomMarsvor 7 Jahren
... aber das geht leider nicht. Dieses Buch verdient keinen Stern, außer vielleicht für den hübschen Einband.

Was sagt der Klappentext?

Nach dem Überraschungserfolg von »Tausend kleine Schritte« legt Toni Jordan den nächsten Roman über eine hinreißend originelle Heldin vor – eine Wissenschaftlerin, die keine ist, auf der Suche nach einem Tier, das es nicht gibt, verliebt in einen Mann, den sie maßlos unterschätzt …

Sie ist klug, attraktiv und engagiert – Ella Canfield scheint Wissenschaftlerin mit Leib und Seele zu sein. Als Evolutionsbiologin forscht sie über ausgestorbene Tiere wie den Tasmanischen Tiger. Ella weiß, was sie will – und hat endlich den idealen Geldgeber für ihr Projekt gefunden: Daniel Metcalf, den gutaussehenden und schwerreichen Vorsitzenden der Metcalf-Stiftung. Daniel interessiert sich brennend für Unternehmungen wie das von Ella. Bedauerlicherweise gibt es zwei Haken an der Sache. Haken Nummer eins: Dr. Ella Canfield heißt in Wirklichkeit Della Gilmore und ist gar keine Wissenschaftlerin. Haken Nummer zwei: Della Gilmore ist zwar ausgesprochen klug, aber nicht klug genug, um der trügerischen Anziehungskraft von Daniel Metcalf zu widerstehen …

Wieso habe ich dieses Buch gelesen?

Ich habe dieses Buch beim Stöbern in der Buchhandlung entdeckt. Mir gefiel der Einband, auch dass es um den Tasmanischen Tiger gehen sollte, machte mich neugierig. Ich bin fasziniert von jüngst ausgestorbenen Tierarten und dachte mir, ich gebe der darum gesponnenen Liebesgeschichte mal eine Chance, auch wenn ich ein Fan von Liebesgeschichten bin.

Wie kam ich mit dem Buch voran?

Es ist nicht das umfangreichste, daher ging es recht schnell. Zum Glück!

Was halte ich von diesem Buch?

Tief Luft holen ...
Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben eine so unerhört hanebüchene Story, verbunden mit so unerhört schwachen Charakteren gelesen! Daher werde ich die Story auch, Spoiler hin oder her, vollständig hier auswalzen. Sie ist einfach zu ... bescheuert!
Wo fange ich an?
Wir werden in Ella Canfields Leben hineingeworfen und erleben sie als Evolutionsbiologin, die sich durch eine Stiftung Geld für ihre Forschung erhofft. So weit so gut. Wir erfahren jedoch recht schnell, dass sie eigentlich Della Gilmore heißt und in einer Familie von Betrügern aufgewachsen ist. Sie bestreiten ihren Lebensunterhalt, indem sie andere Menschen um ihr Geld bringen. Die ganze Familie, bestehend aus Vater, Stiefmutter, Tochter Della, einem Bruder, einer Tante, einem Onkel, einem Cousin und einer Cousine, sind Teil dieses florierenden Unternehmens und wohnen alle unter demselben Dach. Die Kinder wurden schon von klein auf darauf gedrillt, anderen Menschen mit Lügen und Betrügereien das Geld aus der Tasche zu ziehen. Je größer die ergaunerte Summe und je reiner das Gewissen, desto besser steht man innerhalb der Familie da. Man hat keine Freunde und sowieso keine Beziehungen, alle leben völlig unabhängig von jedem anderen Menschen und haben mindestens 10 Tarnidentitäten. Dabei leben sie aber seit Jahren an ein und demselben Ort.
So weit so gut. Die Familie wird vorgestellt, wobei jedes Mitglied mit einem kurzen Absatz bedacht wird, in dem wir erfahren, wie er oder sie aussieht und was ihn charakterlich ausmacht. Frei nach dem Motto: beschreibe dich in drei Worten. Das hätte man sich jedoch auch sparen können, denn niemand aus der Familie braucht überhaupt einen Charakter. Sie wirken wie Statisten, damit die Protagonistin ein soziales Umfeld hat, mit dem sie kommunizieren kann.
Della hat sich vorgenommen, sich als Forscherin auszugeben, die nach einem ausgestorbenen Beuteltier forscht, und will ein Stiftungsgeld in Höhe von 50.000 Dollar ergaunern, das von einem jungen Dynastieerben - Daniel Metcalf - ausgeschrieben wurde, der sich ebenfalls für diesen Forschungszweig zu interessieren scheint. Er möchte sie in ihrem Büro in der Universität besuchen, und schon sieht sie sich vor ihrer ersten großen Herausforderung: Sie und ihre Gauner-Familie müssen irgendwie die Universtät infiltrieren, um dem guten Metcalf weis zu machen, sie sei Lehrende dort. Man fertigt falsche Türschilder an, fälscht Auszeichnungen und Fotos und schummelt alles - vollkommen unbemerkt - in die biologische Fakultät der Universität. Es wirkt ein wenig wie die minutiöse Planung, wie man sie aus guten Agententhrillern in Filmform kennt. Aber als ich das las, standen mir die Haare zu Berge. Es war die erste Situation von vielen, die ich außerordentlich unrealistisch empfand.
Natürlich klappt aber alles wie am Schnürchen, der reiche Sack (der natürlich auf eine undefinierte Art extrem attraktiv ist) schluckt die Geschichte und nach kaum einer Viertelstunde ist der Spuk vorbei. Da frage ich mich: Wäre es nicht lukrativer, sich einfach einen Job an der Tanke zu suchen? Das ist jedenfalls weniger aufwändig und der Lohn ist einem sicher.
Wir lernen alsbald eine weitere Figur aus Dellas Umfeld kennen: Ihren Exfreund, der sich ständig in ihrer Nähe herumtreibt, weil er sie noch immer liebt. Ich fragte mich mehr als einmal: wieso? Außer, dass Della rote Haare hat, hübsch und äußerst intelligent ist, erfahren wir nichts über sie, lernen also auch keinerlei liebenswerte Seiten an ihr kennen. Es ist auch unverständlich, wieso sie dem armen Kerl nicht einfach sagt, dass er sich verpissen soll - das wäre das einfachste. Übrig hat sie nichts für ihn, Mitleid kann sie also nicht dazu verleiten, seine ständige Anwesenheit zu dulden - er bringt sie regelmäßig auf die Palme, trotzdem nimmt sie es hin, dass er um sie herumgeistert. Wieso, zum Teufel? Es ist nicht nachvollziehbar, sie ist nicht nachvollziehbar!
Der reiche Daniel Matcalf möchte unterdessen mit Ella/Della/eigentlichistesegalwiesieheißt einen Ausflug in die Karpaten machen, um zu sehen, wie sie arbeitet. Außerdem erhöht er die Stipendiumssumme auf unfassbare 250.000 Dollar! Auch hier stellt sich wieder die Frage nach dem Warum, aber wir müssen es wohl einfach hinnehmen, dass mehrere Familienmitglieder erneut einen Heidenaufstand veranstalten, um dem Kerl vorzugaukeln, Della sei Forscherin. Die Geschwister werden kurzerhand als Studenten gecastet und man macht sich auf in die Natur. Natürlich hat Della keine Ahnung, was sie da tut, Daniel Metcalf jedoch scheint ein Profi zu sein (klar, er ist ja auch stinkreich und hatte alle Zeit der Welt, sich eingehend mit dem Thema zu beschäftigen, man hat ja nichts besseres zu tun). Sie wirft ihm immer wieder Blicke zu, dir ihr die Röte ins Gesicht treiben und es fällt ihr zusehends schwerer, sich daraf zu konzentrieren, einen kompetenten Eindruck zu machen. Zwar wissen wir nicht, was genau sie an Daniel Metcalf so attraktiv findet, aber er muss einfach die Wucht sein. Der Hammer. Und reich. Was will man mehr?
Natürlich will man, dass, mitten in der Pampa, der eifersüchtige Exfreund auftaucht! Er spielt zum Glück bei ihrem Spielchen mit, lässt es sich jedoch nicht nehmen, passiv-agressive Spitzen in EllaDellas Richtung zu schicken. Metcalf merkt von alldem natürlich nichts, er ist nämlich nicht nur reich und gutaussehend, sondern hat auch die Auffassungsgabe eines Maulwurfs. Was ihm jedoch auffällt, sind EllaDellas Blicke, die ihn formlisch verschlingen. Als sie später wieder auf dem Parkplatz landen, der den Start ihres Ausflus markierte, verführt er sie beinahe, indem er drei mal mit dem Wimpern klimpert. Fast gibt sie sich ihm in aller Öffentlichkeit an dem parkenden Auto hin, bis er plötzlich einfach so verschwindet. Wow. Ich glaube jedes Wort von dem, was ich da lese.
Ich bekomme nicht mehr ganz zusammen, wieso das folgende passiert, aber plötzlich, im letzten Fünftel des Buches, geht plötzlich die Post ab! EllaDella ist bei Daniel zuhause, in seiner Prachtvilla, verbringt einen heißen Abend mit ihm und stromert dann durch sein Haus - da findet sie plötzlich ein Zimmer voll mit Lehrbüchern über die Evolution und alles, was sie als angebliche Forscherin eigentlich wissen wollte. Oh nein!, fällt ihr auf. Ich wollte ihn doch über Ohr hauen, aber in Wahrheit hat er mich übers Ohr gehauen, weil er irgendwie die Lunte gerochen haben muss!
Ja, klar.
Sie eilt daraufhin nach hause, ohne sich von Daniel aufhalten zu lassen, und muss dort zu ihrem Leidwesen feststellen, dass ihr Vater, der Oberbetrüger, alt, dumm und nachlässig geworden ist und einen so schwerwiegenden Fehler bei irgendeinem Betrug gemacht hat, dass er aufgeflogen ist und das ganze Haus voll ist mit Polizisten. Della setzt sich daraufhin ab auf irgendeine weit entfernte Obstplantage und verbringt dort ein halbes Jahr in vollkommener Abgeschiedenheit. Sie kehrt erst zurück an ihre ehemalige Wirkstätte, als ihre Stiefmutter sie kontaktiert und bittet, nach hause zu kommen. Am Flughafen wartet jedoch - Daniel Metcalf! What?!
Er klärt sie natürlich auf: Er hat sie, die ach so intelligente Della, bei ihrem ersten Besuch schon durchschaut und hatte sich entschieden, ein Spielchen mit ihr zu treiben. Denn er hat keine Ahnung von Evolutionsbiologie! Er hat dieses Zimmer extra für sie so arrangiert, damit sie glaubt, er hätte sie aufs Glatteis geführt!
What. The. Fuck.
Und danach hat er natürlch ein halbes Jahr lang auf sie gewartet. Aus eine Frau, die ihn verarschen wollte, die er zwei Wochen lang kannte und mit der er einmal im Bett war.
Also, entweder muss sie die absolute Granate gewesen sein, oder das ist einfach nur an den Haaren herbeigezogener Schwachsinn!

Und danach?

Ich glaube, ich habe es tatsächlich weggeworfen, so schlecht fand ich es. Das wollte ich nicht im Bücherregal stehen haben.
Ich mag glaubwürdige Charaktere mit glaubwürdigen Motiven. Wenn ein Charakter etwas unvorhergesehenes tut, muss das schon sehr gut begründet sein und nachvollziehbar geschildert werden. Dies war aber bei diesem Buch nicht ein einziges mal gegeben. Die ganze Geschichte entwickelt sich so unglaubwürdig und unwahrscheinlich dass man sich ständig fragt, wie sich dieses oder jenes Verhalten, das dazu geführt hat, erklären lässt. Aber es gibt keine Erklärungen! Es ist einfach alles so wie es ist. Und das hasse ich!

Wer sollte dieses Buch lesen?

Gute Frage. Ich weiß es nicht. Menschen ohne jeglichen Anspruch an eine in sich geschlossene, nachvollziehbare Story vielleicht. Menschen, die eine nicht vorhandene Chemie zwischen zwei Charakteren tatsächlich als komantisch empfinden oder die davon träumen, dass jemand, den sie seit zwei Wochen kennen, ein halbes Jahr lang auf sie wartet. Keine Ahnung. Wer gute Geschichten mag, sollte jedenfalls nicht zu diesem Buch greifen.

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