Cover des Buches Tausend kleine Schritte (ISBN: 9783492259637)
Rezension zu Tausend kleine Schritte von Toni Jordan

Tausend kleine Schritte von Toni Jordan.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 11 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 11 Jahren
Grace zählt alles, Schritte, Kuchenstücke, Zahnbürsten. Dann lernt sie Seamus kennen, und nach Jahren alleine verliebt sie sich wieder. Die Beziehung wird schnell ernst und Grace hat die Nase voll von den Zahlen, die ihr Leben bestimmen. Sie fängt eine Therapie an, doch die Medikamente nehmen ihr mehr als nur den Drang zu zählen.

Für mich DER Frauenroman des Jahres. Wenn ich jemals ein Buch dieses Genres permanent mit meinem Regal verheirate dann dieses hier. Gut, ich bin nicht Frauenroman erfahren, aber ich gehe einfach mal so weit zu sagen – muss ich nicht sein!

Denn dieses Buch bietet alles, was einem ein gutes Stück Gegenwartsliteratur auch bietet, und mehr – nämlich Sex, (prescription) Drugs and – nun ja, Rock ‘N Roll sucht man hier zwar vergebens, dafür gibt es aber Zahlen, Zahnbürsten und Erfinder satt. Du siehst, ich bin immer noch ganz wuschig.

Die Ich-Erzählerin hat mein Herz erobert, mit ihrer Skurrilität und ihrer Schwärmerei für den Erfinder Nikola Tesla. Der eigentlich gar nicht so unattraktiv war, mal abgesehen von Schnurrbart und Fifi-Frisur (irgendwie sieht er ein bisschen so aus wie das “Love-Child” von George Orwell und Ralph Fiennes).

Okay, genug des Geplauders über die Sex-Symbole des Industrie-Zeitalters, zurück zum Buch. Und das war, wie oben schon angedeutet, wirklich sehr gut. Ich finde es trifft genau den richtigen Ton zwischen Komik und Tragik. Zum einen hat man die leichtfüßige Liebesgeschichte, zum anderen das ernste Thema Zwangsstörungen.

Und dann gibt es obendrauf noch eine saftige Portion Philosophie/medizinische Ethik. Denn im Handlungsverlauf wirft die Autorin, mit Hilfe der Entwicklung ihrer Hauptfigur, die Frage auf, ob Psychopharmaka und eine mit ihrer Einnahme verbundene Sympthom-Minderung, die Nebenwirkungen und Persönlichkeits-Veränderungen rechtfertigen, die mit ihnen einher gehen.

Langer Satz und ein großes Ziel für dieses Buch, das man zunächst gar nicht, als eines der ernsteren erkennen mag. Mich erinnert diese Wendung stark an Mängelexemplar von Sarah Kuttner, die ebenfalls mit ihrer witzigen Schreibe ein ernstes Thema, in diesem Fall Depressionen, auflockert. Sowas lese ich gerne, da ich in Reinform eher zurück scheue vor zu viel Süße oder auch zu viele Bitterkeit in Büchern. Die Mischung macht dieses Buch einzigartig und lesenswert, und die Grundaussage gibt dem Leser Aufwind:

Normalität kommt in vielen verschiedenen Ausprägungen, finde Deine Nische im Leben, werde glücklich und scher Dich nicht darum, der Norm zu entsprechen.

Ich möchte dieses Buch jeder weiblichen erwachsenen Person ans Herz legen die gerne liest. Denn es hat wirklich für jeden Geschmack etwas zu bieten. Besonders schön und bestärkend wird die Lektüre für diejenigen sein, die sich intensiv mit dem Thema psychische Störungen (bzw. was ist schon normal) auseinandersetzen möchten.

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