Rezension zu "Rezitativ" von Toni Morrison
Zwei achtjährig Mädchen landen in einem Waisenhaus obwohl beider Mütter noch leben - aber die eine ist krank und die andere tanzt die ganze Nacht....
Die beiden Mädchen werden Zimmergenossinnen und Freundinnen, bleiben aber innerhalb des Heims Außenseiter.
Eine von ihnen ist schwarz, die andere weiß und der Leser wird bis zum Ende nicht erfahren wer nun welche Hautfarbe hat.
Sie treffen im weiteren Leben noch öfter aufeinander, entfremden sich und kämpfen mit ihren Erinnerungen an das Leben im Heim und die Misshandlung einer alten, stummen Küchenhilfe während ihrer kurzen, nur viermonatigen Zeit dort.
Indem die Hauptfarbe unklar bleibt, wird man sich als Leser seiner eigenen Denkschemata und Voreingenommenheiten bewusst.
Spannend und anregend. (4,5 Sterne)
Was ich hier aber wieder mal als störend empfinde ist die Geldmacherei durch den Verlag.
Eine Erzählung von nur vierzig (kleinformatigen) Seiten wird durch ein ebenso langes Nachwort (das mich an die schrecklichen Texterörterungen aus meiner Schulzeit erinnert hat) einer bekannten Autorin (Zadie Smith) aufgeblasen und dann für 20 Euro auf den Markt geworfen.