Rezension zu "Sprechende Götter" von Tony Hillerman
Kulturelles Erbe erhalten ist das Eine. Es öffentlich zur Schau zu stellen das Andere. Doch was ist, wenn diesem Erbe noch Erben angehängt sind? Wenn die diese Erbe zurückfordern? Oder noch schlimmer, wenn es Fanatiker aus persönlichen Gründen unbedingt diesen Erben zurückgeben wollen? Oft müssen dann die Behörden einschreiten.
Wie zum Beispiel Jim Chee und Joe Leaphorn. Der Eine behandelt gerade einen Fall mit einer noch nicht identifizierten Leiche, die an den Gleisen gefunden wurde. Der Andere sucht einen fanatischen Restaurator, Henry Highhawk. Die ihm zur Last gelegten Verbrechen sind zahlreich und vielfältig. Beide kommen nicht so recht voran bis … ja, bis eindeutig ist, dass ihre beiden Fälle auf grauenvolle Art zusammenhängen.
Es ist ein Leichtes Mummenschanz und Effekt erhaschende Mystik in einen Topf zu schmeißen und so lange darin zu rühren bis die Dämpfe dieser wabernden Masse einem die Sinne vernebeln. Tony Hillerman geht den unbequemen Weg, um den Leser in seinen Bann zu ziehen. Tief, ganz tief gräbt er in der Kultur der Navajo. Ihm reicht es nicht einfach nur mit Stammesritualen sorglos umherzuwerfen. Er taucht in eine Kultur ein, die eben mehr als Reitkunst und bunte Klamotten beinhaltet.
Einmal mehr besticht einer seiner Romane der Reihe um die Navajo-Police in Arizona, Utah und New Mexico durch exzellente Recherche und einzigartiges Wissen über Gebräuche und Denkweisen der Navajo. Dass auch hier die Welt nicht in Ordnung ist, wird schnell klar. Treffen Tradition und Realität aufeinander, kollidieren Mythen und Geldgier, sprechen die Götter. Und die sind erbarmungslos und kennen keine Gnade.