Ein stiller Roman, der aber dennoch mit einer schreienden Wirkung nachhallt und bewegt
von loveisfriendship
Kurzmeinung: Berührender Roman, der durch seine Distanziertheit unglaublich nahe geht.
Rezension
Ein stiller Roman, der aber dennoch mit einer schreienden Wirkung nachhallt und bewegt.
Zum Inhalt verrate ich nicht mehr als dies: Der 18jährige Simon wendet sich auf einer Zugfahrt in einem Brief an die Sängerin Nina Simone, in dem er von seinem Vater und seiner Mutter erzählt und dem, was sich ereignete und was er gar nicht richtig begreifen kann.
Fretheim lässt Simon in einer reduzierten Sprache berichten – karg, knapp, präzise, unterkühlt. Diese nüchterne Erzählweise empfand ich als nachvollziehbar und passend. Simons ungeschönt wiedergegebenen Gedanken zeugen davon, wie ihm nach den Geschehnissen Kraft und Sinn fehlen, sprachlich aus sich herauszugehen. Er weiß selbst nicht was er denken soll. In Rückblenden setzen sich die Puzzleteile nach und nach zusammen, die Fassade erlangt immer hässlichere Risse. Es bleibt auf einer andeutenden, ungewissen Ebene, man muss die Lücken selbst füllen.
Fazit: „Die Stille nach Nina Simone“ von Tor Fretheim ist ein bedrückendes, ernstes Jugendbuch mit einer unterschwellig-bedrohlichen Atmosphäre und einem ungewöhnlichen Stil. Harter Tobak, der durch die Distanziertheit unglaublich nahe geht und mich wuchtig getroffen hat.
Auch zu lesen unter:
https://jubiwi.wordpress.com/2016/04/18/buchvorstellung-die-stille-nach-nina-simone/