Cover des Buches Thesen über die Existenz der Liebe (ISBN: 9783100270382)
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Rezension zu Thesen über die Existenz der Liebe von Torben Guldberg

Rezension zu "Thesen über die Existenz der Liebe" von Torben Guldberg

von Claudia-Marina vor 13 Jahren

Rezension

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Claudia-Marinavor 13 Jahren
„Der tiefere Austausch war Liebe, was sonst, aber über dieses reine Gefühl war ein so gut wie undurchdringliches Netz aus ungeschriebenen und mehr oder weniger ungenügend ausformulierten Regeln gespannt, auf dem die meisten Menschen herumzuhüpfen schienen – wie Zirkusclowns auf dem Netz unter den Trapezen -, wenn sie sich dem Maskenspiel der Verführung, dem Nehmen und Geben in der Partnerschaft, dem Versteckspiel der Untreue oder dem stets ungleichen Tanz der Trennung hingaben.“ Fünf Jahrhunderte Liebe – fünf Liebegeschichten – eine Reise durch die letzten fünf Jahrhunderte; durch Dänemark, Amsterdam, Berlin und New York. Unser Erzähler – oder besser mein Erzähler, denn beim Lesen fühlt es sich so an, als würde er nur für mich erzählen – ist fünfhundert Jahre alt – nein sogar noch ein wenig älter. Er hat Geschichten gesammelt – Liebesgeschichten und Geschichten über die Liebe. Bei Frans und Amelie ist es eine verbotene Liebe, die ihren Höhepunkt in einem gemeinsamen Kind findet – für Gregarius heißt die Liebe Kunst – für Hans heißt sie Wissenschaft – und für Ludwig Philosophie – Henrik hingegen überhäuft die Liebe mit Fragen: Was kostet sie oder ist sie umsonst? Bei allen diesen Menschen steht ein Gefühl im Mittelpunkt: Liebe – auch wenn sie diesem Gefühl vielleicht nicht immer diesen Namen geben würden. Für sie ist es Leidenschaft, Besessenheit, Zärtlichkeit, Rebellion. Dabei verlieren sie häufig den eigentlichen Kern der Sache aus den Augen. So wie ich. Mein Erzähler schweift ab, und manchmal verstehe ich nicht ganz oder auf Anhieb, was die jeweilige Geschichte denn nun mit Liebe zu tun hat. Man muss sie suchen, die Liebe – und Geduld haben. Was ist Liebe? Darum geht es in Torben Guldbergs Roman – die Protagonisten haben die Antwort darauf gefunden – wenn auch unbewusst – der Leser muss sie noch finden. Und so versuche ich, mich in die einzelnen Jahrhunderte reinzulesen, das jeweilige Verständnis von Liebe nachzuspüren – nur um immer wieder zu entdecken, dass es nicht meinem eigenen entspricht. Nebenbei genieße ich diese Zeitreise, verstehe geschichtliche Zusammenhänge neu – sehe einfach die Welt mit den Augen der Liebe. Sprachlich ist Guldbergs Roman für mich ein Hochgenuss – ohne es genauer erklären zu können – aber seine Sprache zu akzeptieren fällt mir einfach leicht, ich kann sie aufsaugen, ich verstehe sie ohne sie zu hinterfragen – eigentlich ist sie eher ein Gefühl für mich. Alles in allem ist Thesen über die Existenz der Liebe aber ein Roman, den ich nicht erklären kann, der mir bei dem Versuch immer ein wenig entgleitet, den ich einfach nur spüren kann – ohne Worte, nur mit einem Gefühl von Liebe zum Buch. Was Liebe ist weiß ich immer noch nicht – Thesen über die Liebe werden keine aufgestellt. An ihrer Existenz wird der Roman jedoch niemanden zweifeln lassen.
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