Tore Kvæven

 4,7 Sterne bei 6 Bewertungen
Autor*in von Eisiges Land und Eisiges Land.

Lebenslauf

Tore Kvæven, geboren 1969 in Sirdal, Südnorwegen, studierte an der Landwirtschaftsschule Lyngdal sowie am Agder University College. Er hat neben seiner Tätigkeit als Schafzüchter und Autor auch als Lehrer gearbeitet. Mit »Eisiges Land« gelang ihm der literarische Durchbruch. Das Buch gewann alle wichtigen norwegischen Literaturpreise, darunter auch den renommierten Brageprisen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tore Kvæven

Cover des Buches Eisiges Land (ISBN: 9783492072359)

Eisiges Land

(4)
Erschienen am 30.11.2023
Cover des Buches Eisiges Land (ISBN: B0D3M1VZY7)

Eisiges Land

(2)
Erschienen am 13.06.2024

Neue Rezensionen zu Tore Kvæven

Cover des Buches Eisiges Land (ISBN: B0D3M1VZY7)
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Rezension zu "Eisiges Land" von Tore Kvæven

Gwhynwhyfar
historisch fundiert, angelegt an Erich den Roten

«Drei Zehnriemer, zwei Achtriemer, vier Boote mit sechs und zwei oder drei kleine Boote mit jeweils zwei Ruderern. Alle hinterließen grün schimmerndes Kielwasser im Schatten der Felswände. Arnar dachte, dass ihr Boot an diesem Tag wohl kaum vom Meergott gestoppt werden könnte. Denn er wusste, dass Steinulfur und Burfell über gewaltige Körperkräfte verfügten. Er spürte ihre Ruderzüge durch den Rumpf des Boots dringen. Und auch die anderen beiden Männer, Vermund und Gunnar, waren gute Ruderer, auch wenn sie es nicht mit den Himin-Gorms Brüdern aufnehmen konnten. Arnar selbst würde zeigen, dass auch er sich den Platz auf der Ruderbank verdient hatte. Von diesem Tag an und bei allen Walrossjagden, die noch kommen würden.»


Grönland, 1293: Ein Gesetz besagt, dass alle Höfe informiert müssen, wenn Walrösser in die Fjorde kommen. Der 15-jährige Arnar Vilhjalmsson, Sohn von Vilhjalm Rågsson, darf an seiner ersten Walrossjagd teilnehmen. An Bord trifft er auf den gefürchteten Stammesanführer Himin-Gorm und seinen Sohn Hûnvarg – und Arnar geht als ein Held aus der Jagd hervor, was dazu führt, dass eine andauernde Rivalität zwischen ihm und Hûnvarg beginnt. Im Laufe der Handlung werden sich immer wieder blutig ihre Wege kreuzen. Das Land ist karg und unerbittlich, weshalb die Stämme sich strenge Verbote auferlegt haben, die Arnar stets im Weg stehen, ob Landrechte, Jagdrechte und Fischereirechte  – auch wenn es um die Frau geht, in die er sich verliebt hat. 


Atmosphärisch wird das Leben in der kargen Region erzählt, sehr eindrucksvoll die Bedrohung durch einen Eisbär; oder die Szene, als der Eisbär auf einen Grönland-Hai trifft. Historisch fundiert hält sich Tore Kvæven an die Geschichte von Erich dem Roten, der in Norwegen und auf Island kontinuierlich für Ärger sorgte, bis er nach Grönland verbannt wurde. Zwischen 984 n. Chr. und einem unbekannten Jahr im 15. Jahrhundert lebten die Wikinger in zwei Siedlungen an der Westküste. Obwohl sie eine blühende Gesellschaft aufbauten, die über 400 Jahre lang Bestand hatte, bleibt ihr Verschwinden eines von Grönlands großen Geheimnissen. Die verschiedenen Kulturen waren sich nicht immer ganz grün. In den Bergen hält man Schafe und Kühe, glaubt an die alten Götter der Asen, löst Streitigkeiten auf dem Blutanger – der Stärkere bekommt Recht. In den Fjorden lebt man vom Fischfang, und hier ist man zum christlichen Glauben übergetreten, wo man Streitigkeiten auf dem Thingplatz mit Worten ausfechtet und Recht spricht. Genau das sorgt für Spannung zwischen den Kulturen. Ebenso tauchen nun auch noch die Skrälinger auf - die Inuit, die mit ihren Hundeschlitten, den anderen beidenGruppen in der Bewegungsfreiheit überlegen sind. 


«In der Welt, in der er lebte, und in den Träumen, die ihn beflügelten, hatte ihm die Zukunft offen gestanden. Noch hatte er nicht verstanden, dass Träume aus Luft und Menschen aus Stein sein konnten.»


Arnar ist ein Antiheld – er möchte sich etwas aufbauen, einen eigenen Hof errichten, aber immer steht ihm Himin-Gorm im Weg. Arnar  verliebt sich in Eir, und genau diese Frau verliebt sich in ihn. Doch sie ist längst Hûnvarg versprochen. Der Autor versetzt sich nicht nur ausschließlich in seine Figuren, er schlüpft ebenso in Tiere hinein, einen Moschusochsen, einen Eisbären, einen alten Wal und einen dreihundert Jahre alten Grönlandhai. Das Leben für die Menschen war hart, Getreide, musste importiert werden, auf Holz konnte man lediglich hoffen – auf das, was das Meer an den Strand schwemmte. Ohne Holz keine Boote. Doch plötzlich wurde der Schiffsverkehr mit Europa eingestellt, warum auch immer und es gab keinen Nachschub lebenswichtiger Waren. Die Siedlungen waren dem Untergang geweiht. Ein eindrucksvoller historischer Roman]


Tore Kvæven, geboren 1969 in Sirdal, Südnorwegen, studierte an der Landwirtschaftsschule Lyngdal sowie am Agder University College. Er hat neben seiner Tätigkeit als Schafzüchter und Autor auch als Lehrer gearbeitet. Mit „Eisiges Land“ gelang ihm der literarische Durchbruch. Das Buch gewann alle wichtigen norwegischen Literaturpreise, darunter auch den renommierten Brageprisen.


Cover des Buches Eisiges Land (ISBN: 9783492072359)
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Rezension zu "Eisiges Land" von Tore Kvæven

gagamaus
gehaltvolle Geschichte

Das Buch spielt im 13. Jahrhundert unter den Wikingern. Dort treffen wir den jungen Arnar bei seiner ersten Walroßjagd. Und der Leser begleiten ihn durch sein wildes und raues Leben, in dem die Natur in Eis und Kälte ebenso eine große Rolle spielt, wie die Machtkämpfe der Wikingergruppen untereinander. Arnar lernt sich zu behaupten und um die Frau zu kämpfen, die ihm am Herzen liegt.

Der Roman besticht erst mal durch ein wundervolles Cover. Selbst im Ebook ist das deutlich zu sehen. Und die Sprache des Autors ist durchaus anspruchsvoll und in vielen Kleinigkeiten lyrisch und kraftvoll zugleich. Ich habe kurz gebraucht, mich dem Erzählstil zu nähern aber dann wurde ich hineingezogen in diese spannende Geschichte und wurde aufs Beste unterhalten. Genau so könnte es gewesen sein, das Leben damals. Anlässlich dieses Romans habe ich mir ein eben erschienenes Sachbuch über die Wikinger zugelegt. Sie waren so viel mehr, als wilde Gesellen, die Dörfer übervielen und als Hörnern tranken. Das kommt auch in diesem Buch vortrefflich zur Geltung.

Cover des Buches Eisiges Land (ISBN: 9783492072359)
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Rezension zu "Eisiges Land" von Tore Kvæven

Sigismund
Faszinierender, faktenreicher Wikinger-Roman

REZENSION
– Allzu oft greifen Leser gern zu Neuerscheinungen bereits bekannter Schriftsteller in der trügerischen Hoffnung, damit nicht enttäuscht werden zu können. Doch nur selten kann ein solches Buch wirklich überraschen, kennt man doch schon frühere Werke des Autors. Deshalb empfehle ich oft und immer wieder gern, hin und wieder nach dem Roman eines noch völlig unbekannten Autors zu greifen und sich von dessen Inhalt und Sprache einfach überraschen zu lassen. Eine solche literarische Überraschung ist zweifellos der aus mehreren Gründen faszinierende, im November im Piper Verlag veröffentlichte Roman „Eisiges Land“ des norwegischen Schriftstellers Tore Kvaeven (54), hauptberuflich Schafzüchter und ehemals Dorflehrer. Sein bereits 2018 in Norwegen erschienene Wikinger-Roman wurde meines Erachtens völlig zu Recht mit allen wichtigen norwegischen Literaturpreisen, vor allem dem renommierten Brageprisen, ausgezeichnet.

Allein schon Ort und Zeit der Handlung faszinierten mich, zumal sich Kvaeven damit von gängigen historischen Romanen auf dem deutschen Buchmarkt abgrenzt: Der Norweger versetzt seine Leser ins mittelalterliche Grönland der 1290er Jahre. Es ist jene Zeit, in der sich der Niedergang der Wikinger schon abzeichnet und im düster klingenden Originaltitel des Romans „Når landet mørknar“ – auf Deutsch etwa „Wenn das Land dunkler wird“ – besser zum Ausdruck kommt. Es ist eine Zeit des Umbruchs: Wir lesen vom jungen Christentum auf Grönland im Widerstreit mit dem heidnischen Götterglauben, von Kämpfen zwischen Grönländern und eindringenden Inuit, zwischen Kavdlunaken und Skrälingern.

Nach der Landnahme Grönlands durch Erik den Roten im Jahr 985 hatten es die Grönländer trotz des schwierigen Lebensumfelds durch regen Seehandel mit Norwegen und sogar Vinland, dem späteren Amerika, zu wirtschaftlicher Blüte gebracht, was die Siedler des ausgehenden 13. Jahrhunderts allerdings nur noch aus überlieferten Erzählungen wissen. Denn längst ist dieser Schiffsverkehr abgebrochen. Es gab kein Baumaterial für eigenen Schiffbau, weshalb man ohne jeglichen Handelskontakt nur noch von dem leben konnte, was Grönland, seine karge Landschaft und das Meer hergaben.

In Kvaevens Roman lernen wir den jungen Wikinger Arnar Vilhjalmsson kennen, Sohn eines Bergbauern, der an seiner ersten Walrossjagd teilnehmen darf. In den nächsten Jahren widersetzt sich der junge Wikinger auf dem Weg zum erfolgreichen Hofbesitzer nicht nur den Geboten seines Stammesführers und bricht mit den tradierten Gesetzen der Wikinger, sondern geht zudem ein Liebesverhältnis mit der jungen Eir ein, die bereits einem anderen versprochen ist. Deshalb kommt es unweigerlich zum Kampf zwischen beiden auf dem Blutanger, wo schon immer Stammesfehden blutig ausgetragen wurden.

Doch es ist nicht allein die Handlung das Wesentliche und Spannende am Roman, zumal dieser ohnehin erst im zweiten Teil an Dramatik gewinnt. Das eigentlich Faszinierende ist die anschauliche und in Einzelheiten gehende Schilderung der Lebensumstände und des gewöhnlichen Alltags der Siedler zu jener Zeit in Grönland. Der Autor lässt uns am Walfang und an Walrossjagden der Fjordbewohner ebenso wie am Landleben der Schaf- und Viehzüchter in den Bergen teilnehmen. Wir erfahren, wie die Häuser und Hütten gebaut wurden, wie die Wikinger darin gelebt und wie sie ihre Werkzeuge, Arbeitsgeräte und Waffen gebaut haben. Es ist faszinierend, wie der Autor es schafft, eine Vielzahl eigentlich trockener Sachinformationen so geschickt in die Handlung einzubauen, ohne der Handlung die Spannung zu nehmen, sondern dadurch eher lebendiger werden zu lassen.

Vor allem aber ist es der feinsinnige, atmosphärische, gelegentlich fast poetische Sprachstil, der Kvaevens empfehlenswerten Roman zu einer besonderen Lektüre macht, wobei selbstverständlich dessen wirklich gelungene Übertragung ins Deutsche der erfahrenen Übersetzerin Gabriele Haefs zu verdanken ist. Nach „Eisiges Land“ kann man deshalb nur hoffen, dass der Piper Verlag auch Kvaevens bereits 2011 veröffentlichtes Debüt „Hard er mitt lands lov“ (Hart ist das Gesetz meines Landes) ihr zur Übersetzung gibt, der zu Beginn der Besiedlung Grönlands im Jahr 1010 spielt, also 300 Jahre früher zur Zeit des Wikingers und Amerika-Entdeckers Leif Eriksson. 

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