Rezension zu "Whiskey, Tränen und die Onkelz" von Torsten Gränzer
„Fauxpas war immer (m) ein Seelenstrip und dieses Buch ist vermutlich auch einer. Es ist selbstdarstellerische Lektüre, ein Ego-Trip, Erinnerungen, die manchmal nicht einfach niederzuschreiben waren“. Schon diese ersten beiden Sätze im Vorwort fassen den Inhalt von Torstens im Januar 2010 erschienenen zweiten Buch perfekt zusammen, denn es erzählt wesentlich mehr als „über zwölf Jahre in einer Rockband“, wie es im Untertitel heißt. Torsten nimmt uns mit auf die Reise durch seine eigene Geschichte. Die Musik war dabei stets eine der Konstanten, aus denen er schier unendliche Kräfte schöpfte und bittere Erfahrungen machte. Ebenso kommen aber auch Frauen, das Berufsleben, seine Depressionen und selbst mein geliebter FC Stahl Brandenburg in allen Phasen seines Lebens vor, und so auch in diesem Buch. Die Entwicklung der Band Fauxpas ist dabei der rote Faden, wirkt aber zuweilen wie ein Nebenkriegsschauplatz, wenn Torsten über seinen persönlichen Werdegang erzählt: Vom scheinbaren Asozialen, dessen Lebenssinn neben der Musik irgendwo zwischen ständigem Suff und nicht minder häufigen Ficks zu liegen schien. Der irgendwann den Absprung vom Alkohol schaffte, dadurch seine immer häufiger auftretenden Selbstzweifel und Depressionen aber auch nicht mehr zu betäuben wusste. Und der beruflich seinen Platz zwischen dem finanziell notwendigen Scheißjob und brotloser Selbstverwirklichung suchte, aber seinen ersten wirklichen Halt erst in einer Psychotherapie in der Brandenburger Landesklinik fand, als er es schaffte, seine Ängste und Depressionen aufzuarbeiten, um mit neuem Selbstbewusstsein in ein anderes Leben zu starten, das nichtsdestotrotz nie frei von Rückschlägen – psychisch und physisch - war. Stets blieb Torsten dabei ein rastloser Zweifler, immer wieder die Gesellschaft und die Menschlichkeit der heutigen Zeit in Frage stellend, der auch im Schoße seiner Frau und Tochter nie vollends glücklich wurde. Und der am Ende trotz ansteigendem Erfolg auch unter seine geliebte Band einen Schlussstrich zog, um sich auch aus künstlerischen Grenzen zu befreien und mit Puls-T neue Wege zu gehen… Alles in allem ist "Whiskey, Tränen und die Onkelz" weitaus mehr als eine Bandbiografie. Und ebenso, wie das Niederschreiben Torsten nicht immer leicht gefallen ist, war auch das Lesen meist alles andere als einfach. Wenn man den Protagonisten und einige andere handelnde Personen dann auch noch persönlich kennt, erscheint das Ganze in einem zusätzlich dramatischen Blickwinkel. Zudem habe ich beim Lesen eine Menge gelernt. Vor allem vom kursiv gedruckten Text auf Seite 258 verspreche ich mir auch für mein eigenes Leben etwas. Und nicht zuletzt sehe ich durch dieses Buch auch die Musik von Fauxpas anders. Ja, ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass ich das Album "Therapie" erst jetzt richtig verstehe... Klasse Buch, JEDEM zu empfehlen!!!