Inhalt
Heather ist durch einige glückliche Zufälle in die Film-und Fernsehbranche gerutscht und spielt nun die Rolle von Dana Burton in der Daily Soap "Westside Blvd". In Richard Kent, dem prominentesten Schauspieler am Set, der Dana Burtons Vater verkörpert, hat sie nicht nur einen Mentor gefunden, der ihr immer wieder zeigt, wie sie ihren Rolle Leben einhauen kann, sondern auch einen Freund. Als sie eines Abends auf dem Weg nach Hause ist, wird sie plötzlich von hinten angegriffen. Als sie wieder zur sich kommt, ist Heather in einem dunklen Kellerverlies eingesperrt. Schnell zeigt sich ihr ihr Entführer, doch der will, entgegen Heathers Annahme kein Geld. Vielmehr ist sein Anliegen doch sehr ungewöhnlich. Denn nach seiner Aussage ist Heathers Vater gar nicht der rechtschaffende und brave Bürger, wie seine Tochter meint. Vielmehr behauptet ihr Entführer, ihr Vater hätte einen anderen Menschen getötet, ein junges Mächen Nachdem er sie brutal vergewaltigt hat...
Meine Meinung
An dieses Buch bin ich auf ganz nette Art und Weise gekommen. Auf dem Blog Lesendes Katzenpersonal habe ich eine Rezension zu diesem Buch gelesen und war sofort angefixt. Also hab ich einen kleinen Kommentar dagelassen und schwups.. hatte ich eine E-Mail im Postfach - vom Autor Torsten Hoppe himself. Ein unglaublich netter Mensch, bei dem ich mich hiermit nochmals für das Buch bedanken möchte.
Als ich das Buch dann auf meinem Kobo hatte, hat es nicht lange gedauert, bis ich darin eingetaucht bin. Und schon der Einstieg in die Geschichte hat mir gut gefallen, denn das Buch beginnt damit, dass ein junges Mädchen von ihrem Vater geschlagen und beschimpft wird. Da ist man als Leser doch gleich mal mitten drin, statt nur dabei. Zwar stellt sich recht schnell heraus, dass es sich dabei um eine Szene aus der Daily Soap "Westside Blvd." handelt, die in dem Moment von Heather und Richard gedreht wird, aber da ist man als Leser dann schon irgendwie neugierig. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass die Handlung direkt ins Rollen kommt, ohne dass die Entführung, um die es ja geht, ewig auf sich warten lässt.
Die ersten Kapitel sind aus Heathers Sicht in der Ich-Schreibweise erzählt. Somit bekommt man einen wirklich guten Einblick, welche Gefühle Heather erleiden muss, während sie in die Gewalt eines fremden Mannes fällt. Ich glaube, dass man gar keine richtige Vorstellung davon haben kann, welche Ausnahmesituation sich da ergibt, wenn man in von einem wildfremden Menschen aus seiner gewöhnlichen Umgebung gerissen wird und dann auch noch seine Freiheit verliert. Doch Torsten Hoppe hat es geschafft, dem Leser zumindest einen Einblick in ein solches Gefühlschaos zu verschaffen.
Wie gesagt, wurden die ersten Kapitel aus Heathers Sicht erzählt, danach wechselt die Erzählsicht zwischen ihr und Lieutenant Steve Delany, der mit der Aufklärung des Falls betraut ist. Alle Kapitel sind dabei aus der Ich-Sicht des jeweiligen Erzählers geschrieben. Dabei muss ich ehrlich sagen, dass ich mir mit der Erzählweise etwas schwer tat, da die Geschichte aus der Ich-Sicht erzählt wird, aber trotzdem Ansätze eines auktorialen Erzählers aufweist. Als kleines Beispiel habe ich mir einen von Heathers Ausschnitten ausgesucht. Da liegt Heather nämlich im Delirium in ihrem Gefängnis und berichtet dem Leser aber ausführlich, wie der Entführer das Zimmer betritt, obwohl sie im gleichen Satz erklärt, dass sie momentan nicht ganz bei Bewusstsein ist. Das kann man schon so machen, allerdings fand ich das ein klein wenig inkonsequent. Mir persönlich gefällt ein außenstehender Erzähler bei Krimis und Thriller meist sowieso besser, aber das ist jetzt wieder Geschmackssache.
Das Buch wurde grob in mehrere Tage eingeteilt, also die Zeit, in der Heather in der Gewalt ihres Peinigers ist. Diese Tage werden dann abwechselnd von Heather und Steve erzählt. Die Kapitel sind dabei recht kurz gehalten. Der Lesefluss wird dabei vorangetrieben und hat mir ermöglicht, das Buch recht zügig zu lesen.
Die dominierenden Charaktere sind Heather und Steve Delany, der Polizist, der den Fall bearbeitet. Beide haben mir sehr gut gefallen. Obwohl Heather mehr durch Glück als durch Können ihre Schauspielrolle bekommen hat, ist sie dabei doch auf dem Teppich geblieben und eigentlich eine ganz normales, liebes Mädchen. Obwohl sie durch ihre Entführung und ihre Gefangenschaft einen relativ geringen Aktionsradius hat, spielt sie immer wieder aktiv eine Rolle für das Geschehen.
Steve Delaney dagegen kam mir eher etwas ruhig und introvertiert vor, hat seine eigene kleine Hintergrundgeschichte, die weder zur ausgeprägt ist, noch in sonst einer Form den Verlauf der Geschichte stört. Das ganze Polizei-Team fand ich insgesamt unglaublich gelungen, da Steve noch sein Partner und eine Psychologin zur Seite stehen.
Die Geschichte an sich war an einigen wenigen Stellen schon vorhersehbar, aber genauso viele Überraschungen gab es auch. Torsten Hoppe hat sich eine ausgeklügelte Hintergrundgeschichte ausgedacht und nicht nur eine 08-15-Lösegeldforderung aus dem Hut gezaubert. In der Mitte des Buches hatte der Spannungsbogen meiner Meinung nach einen kleinen Abfall. Mit der Entführung beginnt der Verlauf gleich actionreicht und auch das Ende hat mir gut gefallen, da es da nochmal so richtig abging. Nur im Mittelteil hätte vielleicht die eine oder andere Szene kürzer gefasst werden können. Trotzdem handelt es sich um eine insgesamt spannende Geschichte. Außerdem hat mir wirklich gut gefallen, welche Entwicklung vor allem Heather durchmacht. Da kam mir direkt der Spruch "Der Mensch wächst an seinen Aufgaben" in den Sinn.
Zum Schluss sei noch erwähnt: der eine oder andere Selfpublisher darf sich gerne eine Scheibe von Torsten Hoppe abschneiden, denn er beweist mit seinem Buch, dass man auch ohne Verlag und Lektor ein Buch veröffentlichen kann, das nicht vor Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehlern strotzt.
Mein Fazit
Westside Blvd. - Entführung in L.A." ist eine spannende Entführungsgeschichte mit einer neuen Hintergrundgeschichte. Die Charaktere haben mir durch die Band weg alle gut gefallen und vor allem Heather macht eine beeindruckende Entwicklung durch. Ich habe das Buch in kürzester Zeit gelesen und dabei eine wirklich schöne Lesezeit gehabt. Wer einen abwechslungsreichen Krimi sucht, der mal einen etwas anderen Plot aufweist, der ist mit Westside Blvd. wirklich gut bedient.
Torsten Hoppe
Alle Bücher von Torsten Hoppe
Westside Blvd. - Entführung in L.A.
Neue Rezensionen zu Torsten Hoppe
Die 17-jährige Heather Simms hat eine stressige Woche hinter sich. Sie ist, trotz ihres jungen Alters, Schauspielerin in einer Daily Soap namens "Westside Blvd." und freut sich jetzt auf ein drehfreies Wochenende, dass sie mit ihrem Freund Peter am Meer verbringen will. Doch jemand hat andere Pläne mit ihr. Auf dem Weg vom Studio nach Hause wird sie betäubt und entführt.
Als Heather wieder zu sich kommt, weiß sie, dass sie in ernsten Schwierigkeiten steckt, denn sie ist augenscheinlich nicht zu Hause. Warum sie entführt wurde, ist ihr nicht ganz klar, denn weder sie noch ihre Eltern verfügen über Reichtümer, sodass sich eine Erpressung nicht lohnen würde. Was will der Mann von ihr? Sie muss ihren Vater anrufen und der Entführer gibt die Forderung durch: Er muss ein Geständnis ablegen, ansonsten stirbt seine Tochter. Heather ist verwirrt, denn sie kennt niemanden, der biederer und gesetzestreuer ist, als ihr Vater.
Derweil wurde Lieutenant Steve Delaney mit der Aufklärung der Entführung beauftragt. Delaney ist seit über 20 Jahren bei der Polizei und beim Major Case Squad tätig. Ihm zur Seite bei den Ermittlungen steht ihm sein Partner Marc Turner. Auch die Polizisten können sich nicht wirklich einen Reim aus der Entführung und vor allem der Forderung des Kidnappers machen, denn dieser verlangt, dass John Simms die Vergewaltigung und Ermordung einer Jenny gesteht. Zwar können sie einen ungeklärten Mordfall mit einer Jennifer ausfindig machen, der ins Profil passt, doch ist John Simms definitiv nicht der Täter. Bei einem weiteren Anruf des Entführers wird klar, um welchen Fall es ihm genau geht, doch dies stellt die Ermittler vor ungeahnte Probleme: Nicht Paul Simms soll ein Verbrechen gestehen, sondern Heathers Vater in der Daily Soap, denn der Entführer ist der festen Überzeugung, eben jenen Mord beobachtet zu haben und nun für Gerechtigkeit sorgen zu müssen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn wenn eben jenes Verbrechen nicht gestanden und abgeurteilt wird, wird die junge Frau sterben ...
"Ein Leben für ein Leben"! Der Plot des Buches wurde detailliert und abwechslungsreich erarbeitet. Kapitelweise kann man (hauptsächlich aus Sicht von Heater und Steve) der Verlauf der Geschichte verfolgen. Die Figuren wurden authentisch erarbeitet, wobei ich jedoch nicht ganz von der Figur der Heater überzeugt war. Für eine 17-jährige war sie mir teilweise dann doch etwas zu beherrscht und reif. Sicherlich mag sie, auf Grund ihres Berufes, einen höheren Reifegrad als eine gewöhnliche 17-jährige haben, doch ich hatte zwischenzeitlich eher das Gefühl, dass sie bereits Mitte 20 wäre und nicht ein Teenager, der sie ja eigentlich ist. Den Schreibstil empfand ich als sehr angenehm zu lesen, sodass ich abschließend sagen kann, dass mir das Buch sehr angenehme Lesestunden bereitet hat.
Klappentext:
Die junge Schauspielerin Heather Simms wird in L.A. auf dem Weg nach Hause entführt. Während die Polizei verzweifelt versucht, Hinweise oder Spuren zu finden, verfolgt der Entführer seine ganz eigenen, ungewöhnlichen Pläne. Unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit stellt er Forderungen, doch Lieutenant Steve Delaney vom LAPD muss schnell feststellen, dass dieser Fall nach keinem gängigen Schema abläuft.
Während die Polizei im Zuge der Ermittlungen zu unkonventionellen Mitteln greifen muss, spürt auch Heather bereits sehr bald, dass sie in den Händen eines unberechenbaren Psychopathen gelandet ist. Sie sieht sich gezwungen, einen gefährlichen Kampf um ihr Leben zu führen. Einen Kampf, für den ihr niemand ein fertig geschriebenes Drehbuch reichen kann und dessen Regeln sie erst erlernen muss...
Einordnung:
Das Buch ist kein Teil einer Reihe.
Rezension:
In diesem Buch steckt eine wirklich gute Idee. Die beiden Protagonisten, die abwechselnd über die Geschehnisse berichten, sind das Opfer Heather Simms und Lieutenant Steve Delaney vom LAPD, dem der Fall zugeteilt wird. Der Klappentext verspricht nicht zu viel, wenn er behauptet, die Entführung würde nach keinem gängigen Schema ablaufen. Der Entführer stellt immer wieder Forderungen, auf die der Lieutenant eingehen muss, um Heathers Leben zu retten. Dabei braucht er tatkräftige Unterstützung der Schauspieler, die momentan mit Heather zusammenarbeiten. Doch jedes Mal, wenn es fast Grund zum Aufatmen gibt, werden die Forderungen des Entführers abstruser. Immer mehr muss die Polizei improvisieren und Heathers Schauspielkollegen sind nicht mehr die einzigen, die um Heathers Leben spielen müssen. Es ist jedoch ein unberechenbares Spiel, in dem es mehrfach überraschende Wendungen gibt. Der Autor hat es geschafft, mich mehr als einmal vollkommen aufs Glatteis zu führen.
Gefallen haben mir auch die ausgearbeiteten Charaktere. Besonders Lieutenant Steve Delaney hat es mir sehr angetan. Immer wieder wird die Handlung unterbrochen durch ausführliche Beschreibungen der Vergangenheit der Charaktere, sodass sie schnell an Tiefe gewinnen und Sympathien entstehen. Dazu trägt auch die Ausführung ihrer Gedanken bei.
Gleichzeitig sorgt das dafür, dass es immer wieder Szenen gibt, an denen der Leser durchatmen kann. Die spannungsgeladenen Szenen jagen sich deshalb nicht. Der Leser muss nicht durch das Buch hetzen, auch weil die Vorbereitungen auf den nächsten Anruf des Entführers oder die Erfüllung seiner Forderung immer dargestellt werden. Spätestens in der Mitte des Buches liegt dort aber auch eine Schwäche, da insbesondere die Ausführungen der zu Rate gezogenen Psychologin immer dieselben sind. Es hat mir gefallen, mehr über die einzelnen Charaktere zu erfahren und mich mehr in sie hinein versetzen zu können, doch unter anderem die Kapitel, in denen Heather erzählt, drehen sich immer mehr im Kreis. So hatte ich zwischen Seite 250 und 400 das Gefühl als würde die Geschichte gar nicht mehr enden wollen, weil sie sich unglaublich gezogen hat.
Auch sonst weist das Buch neben einer grandiosen Handlung einige Schwächen auf, vor allem im Ausdruck, aber auch in der Grammatik. Es beginnt mit den extrem vielen Metaphern und Vergleichen. Gerade am Anfang schildert kaum ein Satz einfach normal die Handlung. Alles wird blumig dargestellt, wie beispielweise: „Mein Körper zitterte so stark, dass ich in diesem Moment mit einem Cocktail-Shaker in der Hand unfreiwillig die herrlichsten Getränke hätte zaubern können.“
Diese etwas ungeschickte Ausdrucksweise findet sich auch an Stellen, bei denen der Autor im laufenden Text die Worte, die die Erzählerin in einem Hörbuch betonen oder lang ziehen würde, auch mit entsprechend vielen Vokalen schreibt. So ist ein Schauspieler beispielsweise „soooo gut“ und nach ihrer Entführung schreit Heather um „Hiiiiilfe“. Das setzt sich fort, als Heather ihren Schauspielkollegen als „total netten Typen“ beschreibt, schildert wie sie im Bett liegt und „heult“ und dass ihr Leben als Schauspielerin echt „cool“ ist. Natürlich ist sie die Ich-Erzählerin, aber selbst, wenn die Erzählweise auf das Niveau eines siebzehnjährigen Mädchens angepasst sein soll, ist das extrem anstrengend zu lesen und die ungehobelte Ausdrucksweise stört den Lesefluss gerade zu Beginn extrem.
Im Gedächtnis geblieben ist mir außerdem die zahlreiche Verwendung von Semikolons, die irgendwie willkürlich über den Text verteilt zu sein scheinen. Manchmal trennt das Semikolon zwei Sätze voneinander, manchmal folgt es auf Auslassungspunkte (wahlweise drei oder vier) und manchmal ist es einfach da.
Hinzu kommt, dass der Autor das Wort „apathisch“ in falschem Sinnzusammenhang benutzt. Prinzipiell klingt dieser Einwand nach Erbsenzählerei, allerdings taucht dieser Fehler beinahe jedes Mal auf, wenn aus Heathers Perspektive berichtet wird. Apathie bedeutet Teilnahmslosigkeit und Unempfindlichkeit gegenüber äußeren Reizen. Der Autor benutzt es jedoch als Synonym für Schockstarre, sodass Heather gleichzeitig Todesangst hat und apathisch auf ihrem Bett sitzt. Das widerspricht sich aber und ist gleichzeitig nicht möglich, sodass ich mich ein ums andere Mal daran gestoßen habe.
Fazit:
Die Geschichte ist unglaublich spannend und gut konzipiert. Einblicke in das Leben der Protagonisten verleihen den Charakteren Tiefe und verschaffen Zeit zum Durchatmen, allerdings sorgen einige dieser Szenen auch dafür, dass sich die Geschichte irgendwann in die Länge zieht. Leider lässt die sprachliche Umsetzung einiges wünschen übrig, vor allem beim Ausdruck und beim Erzählstil, was nicht zuletzt bestimmt auch der Tatsache geschuldet ist, dass der Thriller per Self-Publishing erschienen ist. Daher kann ich „Westside Blvd.“ trotz grandioser Idee mit absolut passendem Abschluss nur drei Schreibfedern geben.
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