Dieser Roman von Tove Alsterdal aus dem Jahre 2012 ist in vieler Hinsicht ein typischer Norrland-Krimi. Hauptfigur ist nämlich wieder eine Person, die Journalistin Kristine, die aus dem Tornedal im äußersten Norrland stammt, aber von dort so schnell wie möglich in die große weite Welt aufgebrochen ist, was meistens zunächst heißt, nach Stockholm gezogen ist. Katrine lebte sogar zuletzt in London. Sie kommt aus familiären Gründen zurück, wie so oft in den Norrland-Krimis, weil die Mutter dement wird. Untypisch ist jedoch das starke Einbeziehen historischer Geschehnisse. In diesem Roman ist es die Geschichte der sogenannten Kiruna-Schweden, die sich später auch als Teil der Lebensgeschichte von Katrines Mutter zeigt. Dabei handelt es sich um Menschen, die in der Zeit der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre in die Sowjetunion gegangen sind. Dies taten sie zum Teil als überzeugte Kommunisten, aber zum Teil auch aus Abenteurertum oder weil Russland nicht weit weg war. In Russland landeten sie aber in Misswirtschaft und Terror der Stalin-Zeit. So starben viele Kiruna-Schweden in Stalins Terrorlagern, egal, ob sie überzeugte Kommunisten waren oder nicht. Diejenigen, die es zurück nach Nordschweden schafften, waren aber für die meisten Einheimischen verabscheuungswürdige Kommunisten, egal, woran sie jetzt glaubten oder was ihnen in der Sowjetunion passiert war. Ich denke, man kann ohne Übertreibung sagen, dass Tove Alsterdal den Kiruna-Schweden ein literarisches Denkmal gesetzt hat.
Tove Alsterdal
Lebenslauf
Tove Alsterdal, 1960 geboren, hat als Journalistin und als Autorin für Theater und Film gearbeitet, sie zählt zu den renommiertesten schwedischen Spannungsautorinnen. Ihre Romane erscheinen in zwanzig Ländern und wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Schwedischen Krimipreis 2014.
Quelle: Rowohlt Verlag
Neue Bücher
Sturmrot
Alle Bücher von Tove Alsterdal
Sturmrot
Erdschwarz
Nebelblau
Blinde Tunnel
Die einzige Zeugin
Tödliche Hoffnung
Tödliches Schweigen
Die Verschwundenen von Jakobsberg
Neue Rezensionen zu Tove Alsterdal
Obwohl ich das Ende ziemlich überfrachtet empfunden habe, so ist diese 3. Folge der Eira-Sjödin-Trilogie für mich doch der beste Teil. Der Grund: Die Autorin wagt es dieses Mal, historischen und politischen Zusammenhängen eine größere Bedeutung zukommen zu lassen als in den ersten beiden Bänden. Man erfährt etwas über die Rivalität zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten im traditionell linken Norrland sowie über die Aufnahme von amerikanischen Deserteuren aus dem Vietnamkrieg in Schwden. An der zufällig im Wasser entdeckten Leiche hängt also mehr als an einem "gewöhnlichen" Mord im Milieu krimineller Banden. Das es am Ende wieder eine dramatische Verbindung zum ersten Fall aus "Sturmrot" gibt, ist aus meiner Sicht etwas zuviel des Guten. Dennoch: Eine spannende Reihe mit einem würdigen Schlusspunkt.
Nachbemerkung zur Vorleserin:
Leider hat sich die Vorleserin nicht der Mühe unterzogen, die doch überschaubare Zahl an schwedischen Orts- und Eigennamen richtig, also schwedisch, auszusprechen. Sie spricht sie allerdings auch nicht auf deutsche Weise aus, sondern "erfindet" ein Phantasie-Schwedisch, bei der beispielsweise das Kringel-A (å) systematisch wie ein deutsches "a" ausgesprochen wird und nicht korrekt wie "o" in Ofen. So spricht sie den häufig erwähnten Ortsnamen Umeå "Ümeeaa" aus statt richtig "Ümeeoo" etc. Für die Lesung einer 30stündigen Trilogie hätte ich mehr Vorbereitung erwartet.
Wer den ersten Band der Eira-Sjöding-Trilogie gelesen hat (Sturmrot), der kennt nicht nur die Ermittlerin, sondern auch ihre famliären Zusammenhänge und die Gegend rund um Kramfors, östlich von Sundsvall, in der tiefen Provinz von Västernorrland. Auch hier gibt es wieder ganz persönliche Bezüge zwischen der Ermittlerin und dem Fall, auch wenn dies erst später deutlich wird. Ausgangspunkt sind zwei Fälle, in denen ein Mann in den Keller eines entlegenen und verlassenen Hause eingesperrt und sich selbst überlassen wurde, einmal mit tötlichem Ausgang. Erst spät ergibt sich eine Spur, die den Zusammenhang zwischen diesen Fällen belegt. Für mich ist dieser zweite Fall noch etwas spannender konstruiert als der erste.
Gespräche aus der Community
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Darf man jetzt Bücher nicht mehr kritisieren, weil man mit der Hauptfigur nicht mitfühlen kann, weil man sie unsympathisch findet, weil man ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen kann ????
Wann darf man Deiner Meinung nach denn dann Bücher kritisieren?
Zusätzliche Informationen
Tove Alsterdal wurde am 28. Dezember 1960 in Malmö (Schweden) geboren.
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