Tove Ditlevsen

 4,4 Sterne bei 344 Bewertungen
Autor*in von Kindheit, Jugend und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die »Kopenhagen-Trilogie« mit den drei Bänden »Kindheit«, »Jugend« und »Abhängigkeit« ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Die »Kopenhagen-Trilogie« erscheint in über dreißig Sprachen und wird international als große literarische Wiederentdeckung gefeiert.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tove Ditlevsen

Cover des Buches Kindheit (ISBN: 9783746639925)

Kindheit

(138)
Erschienen am 20.09.2022
Cover des Buches Jugend (ISBN: 9783746639932)

Jugend

(76)
Erschienen am 20.09.2022
Cover des Buches Abhängigkeit (ISBN: 9783746639949)

Abhängigkeit

(69)
Erschienen am 20.09.2022
Cover des Buches Gesichter (ISBN: 9783746640648)

Gesichter

(33)
Erschienen am 14.11.2023
Cover des Buches Böses Glück (ISBN: 9783746641454)

Böses Glück

(12)
Erschienen am 15.10.2024
Cover des Buches Vilhelms Zimmer (ISBN: 9783351039370)

Vilhelms Zimmer

(5)
Erschienen am 11.11.2024

Neue Rezensionen zu Tove Ditlevsen

Cover des Buches Vilhelms Zimmer (ISBN: 9783351039370)
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Rezension zu "Vilhelms Zimmer" von Tove Ditlevsen

Booklove91
Zwischen Liebe, Verlust und Neubeginn

Meine Meinung und Inhalt

In Vilhelms Zimmer erzählt Tove Ditlevsen die Geschichte von Lise Mundus, einer Kinderbuchautorin und Mutter. Ihre Ehe mit Vilhelm ist kompliziert, und schließlich verlässt er sie für eine andere Frau. Doch sein Zimmer bleibt unangetastet, als würde er jederzeit zurückkehren. Lise muss sich nun mit ihrem Leben, ihrer Vergangenheit und ihren eigenen Wünschen auseinandersetzen.

Der Roman wurde 1975, kurz vor Ditlevsens Tod, veröffentlicht und gilt als eines ihrer wichtigsten Werke. Er beschäftigt sich mit Themen wie Ehe, Mutterschaft und der Suche nach Selbstverwirklichung. Besonders eindrucksvoll beschreibt Ditlevsen, wie Lise zwischen den Erwartungen anderer und ihren eigenen Bedürfnissen hin- und hergerissen ist.

Ditlevsens Schreibstil ist klar und eindringlich. Sie zeigt auf einfühlsame Weise die inneren Kämpfe der Hauptfigur und die Höhen und Tiefen ihrer Ehe. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt und gibt so einen tiefen Einblick in Lises Gedankenwelt.

Vilhelms Zimmer ist ein bewegender Roman über Liebe, Verlust und Selbstfindung. Er zeigt, wie schwierig es sein kann, sich selbst treu zu bleiben, und regt dazu an, über die eigenen Lebensentscheidungen nachzudenken.


Über den Autor

Tove Ditlevsen (1917–1976), geboren in Kopenhagen, galt lange Zeit als Schriftstellerin, die nicht in die literarischen Kreise ihrer Zeit passte. Sie stammte aus der Arbeiterklasse und schrieb offen über die Höhen und Tiefen ihres Lebens. Heute gilt sie als eine der großen literarischen Stimmen Dänemarks und Vorläuferin von Autorinnen wie Annie Ernaux und Rachel Cusk. Die »Kopenhagen-Trilogie« mit den drei Bänden »Kindheit«, »Jugend« und »Abhängigkeit« ist ihr zentrales Werk, in dem sie das Porträt einer Frau schafft, die entschieden darauf besteht, ihr Leben nach den eigenen Vorstellungen zu leben. Die »Kopenhagen-Trilogie« erscheint in über dreißig Sprachen und wird international als große literarische Wiederentdeckung gefeiert.

Cover des Buches Vilhelms Zimmer (ISBN: 9783351039370)
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Rezension zu "Vilhelms Zimmer" von Tove Ditlevsen

culejule
Lise und Vilhelm

Tove Ditlevsen gehört spätestens nach der Kopenhagen-Trilogie zu meinen Lieblingsschriftstellerinnen. "Vilhelms Zimmer" ist ihr letzter Roman, der 1975 veröffentlicht wurde und als "ihr Meisterwerk" betitelt wird. Ich war daher sehr gespannt, denn das Geschriebene wird auch als ihr kunstvollster und modernster Roman bezeichnet. 

Es geht um die stürmische Geschichte eines Paares - Lise und Vilhelm - sie Dichterin, er Zeitungsredakteur, der seine Frau Lise und den 15-jährigen Sohn für seine Geliebte verlässt. Plötzlich steht sie allein da - gibt jedoch den Kampf nicht auf und sucht per Zeitungsannonce einen Platzhalter für Vilhelm. 

Die Leserschaft taucht in Rückblenden in eine Beziehung voller inniger Kämpfen, Verletzungen, Trennungen und Versöhnungen ein. Ich persönlich brauchte ein paar Seiten, um in die Geschichte hereinzukommen und mich darauf einzulassen. Das Geschriebene driftete teilweise in surreale Szenen ab, wo ich mich als Leserin verloren gefühlt habe. 

Wer sich mit der Biografie der Autorin auseinandergesetzt hat, wird feststellen, dass in ihrem letzten Roman autobiografische Züge enthalten sind. Tove Ditlevsen hat mit der Geschichte ihre Trennung von ihrem Partner versucht zu verarbeiten.

Die Message des Romans: es zeigt Frauen, die an toxischen Beziehungen festhalten und den Kampf um Unabhängigkeit angehen müssen. Eine Thematik, die nicht aktueller in unser gesellschaftliches Zeitgeschehen passen könnte.

Übersetzt hat aus dem Dänischen Ursel Allenstein, von ihr gibt es auch ein Nachwort.

Ein Roman, auf den man sich einlassen muss und sollte. In meinen Augen nicht ihr stärkster - trotzdem lesenswert. 

Cover des Buches Vilhelms Zimmer (ISBN: 9783351039370)
Monsieurs avatar

Rezension zu "Vilhelms Zimmer" von Tove Ditlevsen

Monsieur
Ihr letzter Roman

Schon seit längerem habe ich mir vorgenommen, mich mit dem Werk der einflussreichen dänischen Schriftstellerin Tove Ditlevsen zu beschäftigen. Als Einstieg habe ich mich für ihren letzten Roman, „Vilhelms Zimmer“ entschieden, der bereits 1975 veröffentlicht wurde, und den Verlauf einer zerrütteten Ehe aufzeichnet.

Die Geschichte setzt an einem Punkt ein, an dem die Ehe zwischen Lise und Vilhelm bereits zerbrochen ist. Vilhelms leeres Zimmer steht als ein Sinnbild für die Tragödie, die ihr Verhältnis geprägt hat.

Ditlevsen beschreibt eine Beziehung, die zwischen Abhängigkeit, Unterdrückung und Verletzung pendelt. Die Rollenbilder der Protagonisten sind einerseits typisch für die 1970er Jahre, andererseits durch ihre Feinheiten überraschend modern.

Vilhelm ist ein dominanter Charakter, roh und selbstgerecht. Er trinkt, hat Affären und bemüht sich stets, die Kontrolle über Lise und sein Umfeld zu behalten. Seine Frau Lise hingegen ist eine komplexere Figur; sie ist sowohl Hausfrau und Mutter als auch Schriftstellerin, die Gedichte und Kinderbücher verfasst – Parallelen zu Ditlevsen selbst sind hier kaum zu übersehen. Trotz Vilhelms Grausamkeiten bleibt sie ihm emotional verbunden.

Ditlevsen verwendet eine Vielzahl narrativer Werkzeuge, um den Verfall dieser Ehe zu illustrieren. Eine zentrale Rolle spielt Kurt, ein Mieter, der nach Vilhelms Auszug in Lises Wohnung einzieht. Durch ihn wird der Leser mit den Spuren des Chaos konfrontiert, die Vilhelm hinterlassen hat. Kurts Perspektive erlaubt es, nach und nach die Vergangenheit des Ehepaars zu rekonstruieren. Ebenso bedeutend ist Vilhelms Tagebuch, das eine Chronik der unglücklichen Beziehung liefert, sowie Lises Artikel in einer Zeitung, die ihre Ehe öffentlich machen. Letzteres wirkt wie ein Spiegel des eigentlichen Romans: Ditlevsen, so scheint es, erzählt hier unter dem Deckmantel der Fiktion von ihrem eigenen leidvollen Eheleben.

Obwohl der Text fast fünfzig Jahre alt ist, liest er sich erstaunlich zeitlos. Allerdings ist Ditlevsens dichter Stil gewöhnungsbedürftig, beinahe jeder Satz liefert eine neue Information, und die Sprache wirkt oft distanziert, fast wie in einer Reportage. Diese nüchterne Darstellungsweise, gepaart mit der Perspektivvielfalt, vermittelt den Eindruck, die Autorin habe die Ehe von Lise und Vilhelm aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet und anschließend zu einem Gesamtbild verdichtet. Dadurch erhält die Beziehung eine enorme Wirkkraft, als sei sie von außergewöhnlicher Bedeutung – ein Eindruck, der auch durch das unverhältnismäßige Interesse der Nebenfiguren, etwa des Chefredakteurs, zum Ausdruck kommt.

Vollends überzeugen konnte mich der Roman jedoch nicht. Zum einen kann das Thema einer gestörten Ehe nicht den gesamten Text tragen. So intensiv die Schilderung auch sein mag, toxische Beziehungen, Alkoholismus und psychische Erkrankungen sind keine gesellschaftlichen Tabus mehr. In Literatur und Medien sind derartige Themen allgegenwärtig, und die dargestellte Härte wirkt weniger schockierend, als sie vermutlich beabsichtigt war. Zum anderen fehlt es der Geschichte wegen des dokumentarischen Stils an emotionaler Tiefe. Lises und Vilhelms Seelenleben bleibt oft im Hintergrund, wodurch es schwerfällt, echte Nähe oder Empathie zu entwickeln.

Auch hätte der Roman zweifelsohne von einer Reduktion des Personals profitieren können. Während Figuren wie Lise, Vilhelm, ihr Sohn Tom, Mieter Kurt und die integrante Nachbarin Frau Thomsen in einer spannenden Dynamik stehen, erscheinen andere Charaktere eher überflüssig. Sie lenken ab und untergraben manchmal die Ernsthaftigkeit des Textes.

Zusammenfassend ist „Vilhelms Zimmer“ ein lesenswertes Werk, das die thematische und stilistische Bandbreite Tove Ditlevsens zeigt, wenngleich meine Erwartungen nicht vollständig erfüllt wurden. Die narrative Dichte und die distanzierte Sprache erschweren den Zugang, und die Schilderung der unglücklichen Ehe bleibt zu oberflächlich, um wirklich zu berühren. Dennoch hat der Roman mein Interesse an Ditlevsens Werk geweckt. Vielleicht offenbart sich mir durch die „Kopenhagen-Trilogie“ noch ein tieferes Verständnis für diese bedeutende dänische Autorin.

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