Rezension zu "Der Galgen fragt nicht, welcher Hals" von Towander Flagg
Die Handlung ist in Nebraska um 1870 herum angesiedelt. Annie ist Kopfgeldjägerin und soll die Revolverheldin Mary einfangen, die in einen Bankraub verwickelt ist. Schnell hat Annie die Gesuchte gefunden, fast genauso schnell hat sie sie eingefangen. Nun muss sie ihre "Beute" nur noch abliefern. Aber unterwegs gibt es Probleme, denn andere Kopfgeldjäger wollen ihr die Delinquentin abspenstig machen, um selbst das Kopfgeld zu kassieren. Ich zitiere jetzt vom Klappentext: "Zudem erfährt Annie nach und nach, dass Dippin, die ihr inzwischen gar kein so schlechter Mensch mehr erscheint, den Mord, für den sie hängen soll, gar nicht begangen haben will." Hmm.
Das Buch ist im Prinzip gut geschrieben, wobei ich mich allerdings bei manchen Dialogen fragen musste, ob die hartgesottenen Frauen in diesem Western wirklich so hochgestochen parliert haben. Wohl eher nicht. Die Autorin hat abgesehen davon dennoch glaubwürdige Charaktere mit ebenso glaubwürdigen Vorgeschichten erfunden. Wer einen Western mit einer lesbischen Kopfgeldjägerin reizvoll findet, sollte das Buch unbedingt lesen, denn es erfüllt vermutlich alle Erwartungen, die jemand an so einen Western haben kann.
Ich persönlich habe eine knackige Liebesgeschichte vermisst. Für mich ist die Liebesgschichte nämlich der Hauptgrund, weshalb ich Bücher dieser einschlägigen Verlage kaufe. Ansonsten könnte ich ja zu jedem x-beliebigen Buch greifen, und dass irgendeine Person zufällig lesbisch ist, reicht mir da halt nicht. Obendrein benutzt Annie Prostituierte wie ein Mann. Da hilft es auch wenig, dass sich die Autorin (siehe Nachwort) zur Sexarbeit offenbar beraten hat lassen, um da insgesamt politisch korrekt zu bleiben - ein Vorsatz bei einem Buch, den ich persönlich als etwas anstrengend erachte.
Wie schon gesagt, sicher ein gutes Buch für LeserInnen, die Western mögen, aber mir wurde emotional zu wenig rüber gebracht.