Cover des Buches Der Neue (ISBN: 9783813506716)
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Rezension zu Der Neue von Tracy Chevalier

Gelungene Neufassung von Shakespeares Orthello

von Geschichtenentdecker vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine Geschichte, die davon erzählt was es heißt diskriminiert zu werden - eine Achterbahnfahrt der Gefühle...

Rezension

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Geschichtenentdeckervor 6 Jahren

Das Stück kreist um die Frage, was es bedeutet, Außenseiter zu sein. Dieses Gefühl kennen wir alle. Jeder von uns hat schonmal am Rand einer Gruppe gestanden und sich nichts sehnlicher gewünscht, als endlich dazuzugehören. (Zitat der Autorin)



Ein Schulhof in Washington D.C. Um 1970.

Hier hat jeder seinen Platz, seinen „Zugehörigkeitsbereich“.

Die Jungs spielen Kickball, die Mädchen springen Seil.

Es gibt die beliebten Kinder, die, die aus „gutem“ Elternhaus kommen und immer freundlich sind.

Es gibt die, die wir heute als Klassenclowns bezeichnen würden und die Rebellen, die vor nichts zurück schrecken, andere Kinder tyrannisieren und in ihre Intrigen verwickeln.

Eines haben sie jedoch alle gemeinsam – sie sind weiß.

Doch eines Tages verändert sich etwas.

Ein neuer Schüler betritt den Schulhof.

Osei, ein Diplomatensohn aus Ghana, ist ein freundlicher, warmherziger Junge, den ich von der ersten Seite an bewundert habe.

Er ist schwarz und hat durch seine vielen Umzüge oft auf schmerzhafte Weise erfahren müssen, was es heißt „der Neue“ und vor allem „anders“ zu sein.

Er freundet sich schnell mit Dee an, die ihm hilft sich in der neuen Schule zurecht zu finden, doch leider gibt es jemanden, der diese Freundschaft und vor allem Osei nicht akzeptiert.

Ian gelingt es geschickt zu intrigieren und seine Mitschüler gegen Osei aufzubringen.

Ein paar geschickt gestreute Worte und eine Reihe unglücklicher Entscheidungen reißen einen sofort mit in Strudel der sich überschlagenden Ereignisse.

Der drastische Aufbau dieses Dramas wirkt keinesfalls zu schnell oder abgehakt, auch wenn ich etwas skeptisch war, als ich die geringe Seitenzahl gesehen habe.

Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet und deutlich in „gut und böse“ unterteilt. Ich habe schnell eine starke Sympathie für Osei und Dee empfunden und eine starke Abneigung und manchmal sogar pure Wut, gegen Ian und Verbündeten.

Alles fügt sich zum Schluss zusammen. Die verschiedenen Perspektiven werden deutlich, auch wenn sie für mich nicht (alle) verständlich oder nachzuempfinden sind.


Shakespears Stück, Orthello, ist ein großartiges Werk, das uns zeigt, welche Macht Worte haben.

Ein Wort kann Berge versetzen oder Mauern bilden. Ein Wort kann tief verletzen und so giftig sein, dass man Hass damit sät.

Tracy Chavelier ist es mit ihrer geschliffenen Sprache und einer psychologischen Raffinesse gelungen, die Geschichte so bewegend und schlüssig zu erzählen, dass man sofort von ihr gefesselt ist. Dabei fällt es nicht auf Anhieb auf, dass dieses Buch „Orthello“ nachempfunden ist.

Eine wundervolle und doch tragische Geschichte, die ein Thema aufzeigt, das leider auch heute noch sehr aktuell ist!


Tracy Chevalers Neufassung von Shakespeares Orthollo erzählt auf beeindruckende Weise, was es bedeutet diskriminiert zu werden.

Mich hat diese Geschichte von der ersten Seite an auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen – die Dialoge, Gefühle, Gedanken und dann das schockierende Ende.

Ich bin immer noch sprachlos.

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