Rezension zu Shibumi oder Der leise Tod von Trevanian
Rezension zu "Shibumi oder Der leise Tod" von null null
von anderskamp
Rezension
anderskampvor 13 Jahren
Der Held dieses Thrillers ist ungewöhnlich ausgedacht: von einer schillernden russischen Adligen mit einem deutschen Grafen gezeugt, in Shanghai geboren, mehrsprachig aufgewachsen und von einem japanischen General zum Ziehsohn auserkoren, verschlägt es ihn gen Ende des 2. Weltkrieges nach Japan in eine Ausbildung zum Go-spieler. Staatenlos aber von hochherzigem Gemüt schlägt er sich durch, entwickelt sich zu einem bezahlten Mörder mit hochkultiviertem Wesen. Obwohl er sich eigentlich zur Ruhe gesetzt hat, zieht ihn eine alte Freundschaft in einen Terroranschlag hinein. Eine internationale Gesellschaft aus Öl- und Energiekonzernen, die als Überregierung fungiert, will ihn dafür strafen, rechnet aber nicht mit seiner Zähigkeit. Die haarsträubend wirkende Beschreibung dieses Plots kann der Faszination des Romans jedoch nicht gerecht werden; Trevanian schafft trotz einer gewissen Langatmigkeit eine spannende Dichte, die durch witzige Dialoge, detailreiche Beschreibungen des verschlungenen Lebensweges, eben ungewöhnliche Charaktere, Orte und Tätigkeiten und einen ironischen Chauvinismus entsteht. Wo andere Thrillerautoren ennervierende Cliffhanger und durchschaubare Muster nutzen, ist Trevanian ein eleganter, durchtriebenener Erzähler. Ein klasse Schmöker für durchwachte Nächte!