Rezension zu "Der Hammertyp mit dem Hammerschaden" von Trisha Star
Thor hat eine Pechsträhne, seit er seinen Glücksbringer verloren hat. Er entschließt sich, professionelle Hilfe zu suchen. Er wendet sich an den Therapeuten Loki, der bald feststellt, dass sein neuer Patient ein Hammertyp mit einem Hammerschaden ist.
Ich war auf der Suche nach einem netten Liebesroman für zwischendurch. Bei diesem Buch haben mich Titel, Cover und der originelle Klappentext neugierig gemacht. Ich hoffte auf eine charmante Perle, die sich hinter der ungewöhnlichen Aufmachung verbirgt.
Erhalten habe ich einen behämmerten Liebesroman. Ich will wirklich nicht beleidigend sein, doch der Titel liefert eine Steilvorlage für diese Bezeichnung.
Thor Olsson verliert seinen Glücksbringer, einen Hammer, und hat seither durchwegs Pech. Um aus der Misere herauszukommen, versucht er eine Therapie und trifft auf Loki Jötnarson, der zumindest das Liebesglück zurück in sein Leben bringt.
Der Erzählstil der Autorinnen ist grundsätzlich einfallsreich gewählt. Die Perspektiven von Thor und Loki wechseln sich ab. Immer wenn eine endet, fährt der Zweite fort im Geschehen. Dabei hatte ich das Gefühl, dass jede der Autorinnen einen Blickwinkel geschrieben hat und sie sich auf diese Weise bis zum Ende gehangelt haben.
Das erklärt meiner Meinung nach den fehlenden Plot. Von Thematik und Aufbau her ist es ein Liebesroman, bei dem zwei Menschen zueinanderfinden. Leider fehlt diesem Hauptstrang jegliche Rahmenhandlung. Die zwei lernen sich kennen, der Hammer bzw. Glücksbringer wird zum Randphänomen und die Geschichte plätschert vor sich hin. Es gibt weder Höhen oder nennenswerte Tiefen, sondern ein Gedankengang reiht sich an den anderen, und wird kurzzeitig von erotischen Szenen unterbrochen.
Egal ob Handlung oder Erzählstil, die Autorinnen haben sich meinem Gefühl nach planlos gegenseitig den Ball zugeworfen und abgewartet, was daraus entsteht. Insgesamt ist das eine großartige, erfrischende Herangehensweise, aber eine Überarbeitung des Plots wäre im nächsten Schritt angebracht gewesen.
Beim Schreibstil ist mir aufgefallen, dass in erster Linie beschrieben wird. Da ich selbst keine Geschichten oder Romane schreibe, bin ich mit den Kniffen nicht vertraut. Doch ich habe schon öfter gehört, dass Schriftsteller nach dem Prinzip „Show, don’t tell“ agieren, damit das Geschriebene vor den Augen des Lesers zum Leben erwacht. Dieser Leitspruch wird bei „Der Hammertyp mit dem Hammerschaden“ nicht angewandt. Der Leser ist in den Gedanken des jeweiligen Protagonisten gefangen, erfährt nur deren wortreiche Einschätzung der Situation und bleibt am geschriebenen Wort haften.
Ich glaube nicht, dass das Buch ins Lektorat gegangen ist oder einen professionellen Blick von außen erhalten hat. Bisher habe ich gute Erfahrungen mit Selfpublishern gemacht. Häufig sprühen sie vor Originalität, tänzeln verrückte Wege entlang und überzeugen mit ausgefallenen Geschichten. Mit diesem Buch habe ich leider daneben gegriffen, weil es eher wie Geschreibsel von zwei Freundinnen wirkt, die sich einen Heidenspaß aus dem Schreibprozess gemacht haben.
Trotzdem sind positive Tendenzen spürbar, weil Liebe und Leidenschaft zum Schreiben erkennbar sind. So wie das Buch aktuell ist, ist es eher nicht zur Veröffentlichung geeignet. Für mich ist es eine zündende Idee für einen Roman, die mit etwas Ehrgeiz und Professionalität zu einer großartigen Geschichte werden kann.