Troy Blacklaws

 4,5 Sterne bei 16 Bewertungen
Autor*in von Malindi.

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Cover des Buches Malindi (ISBN: 9783453434158)

Malindi

(16)
Erschienen am 09.07.2009

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Cover des Buches Malindi (ISBN: 9783935890502)
hexepankis avatar

Rezension zu "Malindi" von Troy Blacklaws

hexepanki
Melancholisch-poetische Erzählung von einem zerrissenen Jungen und einem gespaltenen Land

Douglas verliert durch einen Kricketunfall seinen Zwillingsbruder, an dessen Tod seine Familie zerbricht. Er wird aus seinem Umfeld gerissen und versucht, den Tod seines Bruders zu verarbeiten und lernt dabei die erste Liebe kennen, aber auch die Grausamkeit der Apartheid.

Der eigentliche Aufhänger des Buches, der Tod des Zwillingsbruders, wird relativ kurz und knapp erzählt, was ich zuerst etwas befremdlich fand. Doch dann wurde mir schnell klar, dass es hier um die Gefühle und Erlebnisse von Douglas geht, aus dessen Perspektive die Geschichte geschildert wird. Die Sprache ist im ersten Teil, der in Kapstadt spielt, sehr poetisch und Blacklaws findet immer wieder atemberaubende bildliche Vergleiche, die für mich eine der größten Stärken dieses Buches sind.

"Für mich bedeutet ein Zwilling zu sein, immer jemanden bei sich zu haben [...] mit dessen Gedanken ich meine eigenen vermischen konnte, um sie dann wieder zu lösen, nachdem seine darauf abgefärbt hatten. Es war das Gefühl, mit einer anderen Seele vertäut zu sein."

"Marta geht mir mit ihrem roten Haar, das zu Rattenschwänzen zusammengebunden ist, nicht aus dem Kopf. Ich wünschte, sie würde sich neben mich setzen und das klaffende Loch, das Marsdens Verschwinden gerissen hat, ausfüllen oder mit einem Farbtupfer abdecken. Aber sie überlässt mich der Leere und gibt all ihre Farbe und ihr Leben den anderen Mädchen."

Im zweiten Teil wird die Sprache härter, nur noch selten finden sich poetisch-wunderschöne Beschreibungen wie im ersten Teil. Ich habe mich erst darüber geärgert, bis mir klar wurde, dass das zu Douglas Situation in seinem neuen Umfeld passt. Insgesamt transportiert das Buch eine unheimlich melancholische Stimmung und wir sind mittendrin in Douglas Prozess der emotionalen Verarbeitung und bekommen ein Gefühl für die Stimmung und Situation in Südafrika zu jener Zeit. Die Interpretation der Gefühle und Beschreibungen wird dabei komplett dem Leser überlassen.

In diesem Buch lernen wir nicht nur die schwarz-weiße Welt der Apartheid kennen (im wahrsten Sinne des Wortes) sondern auch, dass es einige Grautöne gibt. Der scheinheilige Pfarrer, der so tut, als hätte die Apartheid nichts mit ihm zu tun und dennoch insgeheim die Meinung teilt, dass Schwarze weniger wert sind als Weiße. Der Vater, der einen rigorosen Hass auf Schwarze hat. Der Onkel, der Schwarze alle als faul und niederträchtig abtut, es sei denn sie sind gebildet und in gehobenem Umfeld aufgewachsen. Und Douglas Vater und Mutter, die ihre Kinder "farbenblind" aufwachsen lassen, weil sie keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß sehen.

Fazit: Ein sehr berührendes Buch, das lange nachhallt und dem Leser die schönen aber auch die schrecklichen Seiten Südafrikas aufzeigt. Emotional tiefgründig, aber da es mich nicht 100%-ig gepackt hat, vergebe ich 4 Sterne.

Cover des Buches Malindi (ISBN: 9783453434158)
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Rezension zu "Malindi" von Troy Blacklaws

walli007
Rezension zu "Malindi" von Troy Blacklaws

Der untote Zwilling
Der Traum des Vaters war es, dass seine Zwillingssöhne einmal in der Provinzauswahl Kricket spielen sollten. Beim Üben am Strand geschieht jedoch das schlimmste Unglück, das es für Eltern geben kann. Der Kricketball, den der Vater warf, traf den Sohn so am Kopf, dass dieser noch am Strand stirbt. Übrig bleibt der 14jährige Douglas, der nicht mit seinem Bruder sterben konnte, der überlebend untot ist. Bald verlässt die Mutter mit Douglas und Hope, dem schwarzen Dienstmädchen, Kapstadt. Ins Hinterland geht es, wo Mitte der 1970er die Apartheit herrscht. Während er in Kapstadt nur der Bruder ohne Zwilling war, kämpft sich Douglas weitab vom Meer in ein eigenes Leben zurück.

Eine harte Geschichte, doch auch voller Hoffnung. Wie fühlt man sich wohl, wenn einem der Mensch, der einem am nächsten ist, einfach wegstirbt. Als wäre eine Mauer zwischen ihm und dem Rest seines Lebens so wandelt Douglas durch die Tage. Er will nicht aus Kapstadt weg, doch als das Geld zur Neige geht, bleibt seiner Mutter nichts anderes übrig als sich eine billigere Bleibe zu suchen. Doch auch in der Fremde findet Douglas einige Menschen denen er sich öffnen kann. Dass einer davon ein Schwarzer ist, kommt nicht so gut an. Doch Douglas, der von den Eltern beigebracht bekam, dass die Apartheit nicht besonders sinnvoll ist, steht zu seinem Freund. Die Schwarzenviertel der Stadt empfindet jedoch auch Douglas als Bedrohung. Viel Gewalt herrscht in dieser Welt. Und immer gegenwärtig der Gedanke an Marsden, den verlorenen Bruder.

Fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Das Schicksal eines Teenagers vor einem politischen Hintergrund, den man sich heute kaum noch vorstellen kann. So manches Mal mag man fast nicht glauben, was geschieht. Man zweifelt an den Menschen, doch man zweifelt keinen Moment an der Authentizität. Doch lässt einen das Buch nicht verzweifelt zurück, sondern gestärkt und voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Cover des Buches Malindi (ISBN: 9783935890502)
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Rezension zu "Malindi" von Troy Blacklaws

mehrsonntag
Rezension zu "Malindi" von Troy Blacklaws

Douglas Thomas ist Vierzehn als sein Zwillingsbruder Marsden vom Kricketball getroffen wird. Und stirbt.

"..ich beobachte, wie mein Vater Anlauf nimmt und en Ball früh loslässt, sodass er einen hohen Bogen beschreibt. Einen Augenblick lang verschwindet er im weißen Sonnenglast, dann entdecke ich ihn wieder, wie er sich senkt, auf meinen Bruder zu. Ich glaube nicht, dass er ihn trifft, er holt mit dem Schläger so weit aus, dass es ihn um die eigene Achse dreht. Dann höre ich einen dumpfen Knall, wie wenn eine Schalbe gegen eine Fensterscheibe fliegt. Mein Bruder fällt in den Sand.."

Ein Buch voller Wunder, voll Nähe, Wärme, Intimität, voller Jugend, Kraft und Elan, voll Bitterkeit und Realität.

"Ich stehe am Geländer des Freibads und blicke hinunter aufs Becken. Neben mir ein Schwarzer mit seinem Sohn auf den Schultern. Ich frage mich, was der Mann da seinem Sohn sagt, dem es per Gesetz verboten ist, hier zu schwimmen. "Ishushu namhlanje" sagt der Mann zu mir und wischt sich über die Stirn. "Ewe, ishushu" antworte ich nickend.

Das Bild seines Zwillingsbruders spiegelt sich im dünnen Colaglas, überall tauchen Fetzen der Erinnerung an das gemeinsamen Leben wieder auf.
Douglas Vater geht fort, er erträgt den Schmerz nicht, der ihn langsam zugrunde gehen lässt.

Seine Mutter zieht mit Douglas, der Dee genannt wird in die Karoo, ins Hinterland. Wüste, trostlose Einsamkeit.

Chaka bellt wie blöd, "Einmal volltanken mit Super" sagt meine Mutter zu dem schwarzen Tankwart im grashüpfergrünen Overall. Ich schäme mich dafür, dass wir einen rassistischen Hund haben..

"..und wenn du deinen Führerschein hast, fahren wir die N1 runter nach Kapstadt" "Aber vier Jahre sind eine Ewigkeit." "Eine Ewigkeit vielleicht für einen Jungen, aber für einen alten Mann ziehen die Jahre so schnell vorüber wie die Fische in einem Fluss." Moses, der schwarze Tankwart, dem sein Geld und seine Papiere von Weißen geklaut wurden und dem somit im von Apartheid geprägten Südafrika jede Bewegung, quasi jede Darseinsberechtigung entzogen ist, wird zum Freund.

Ein weiterer Lichtblick in der Einsamkeit, Marika. Das Mädchen der Nachbarn, die anders ist, ganz anders, ganz besonders.

Sie befreit sich aus ihrem Kleid. "Und dich werde ich auch nie vergessen." Sie liegt nackt im Sand und zieht meinen Kopf auf ihre reife, schwellende Frucht, und ich küsse sie.

Nur weil man etwas zurücklässt, heisst das noch lange nicht, dass man es nicht liebt.

Grandios.

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