Trude Simonsohn

 5 Sterne bei 2 Bewertungen

Lebenslauf

Trude Simonsohn (1921-2022) wurde im mährischen Olmütz geboren, besuchte die tschechische Grundschule und das deutsche Gymnasium. 1942 wurde sie von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Ghetto Theresienstadt gebracht, von dort wurde sie nach Auschwitz deportiert. 1945 wurde sie aus einem Außenlager des Konzentrationslagers Groß-Rosen befreit. Seit 1955 lebte Trude Simonsohn in Frankfurt. 1993 erhielt sie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt, 1996 die Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen und 2010 wurde sie mit dem Ignaz-Bubis-Preis für Verständigung gewürdigt. 2016 wurde sie als erste Frau zur Ehrenbürgerin der Stadt Frankfurt erklärt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Trude Simonsohn

Cover des Buches Noch ein Glück (ISBN: 9783835352148)

Noch ein Glück

(2)
Erschienen am 05.01.2022

Neue Rezensionen zu Trude Simonsohn

Cover des Buches Noch ein Glück (ISBN: 9783835352148)
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Rezension zu "Noch ein Glück" von Elisabeth Abendroth

TanteGhost
Kurz, aber gut

Ein ganz eigener, fast nüchterner Stil. Ein gelebtes Schicksal einer Kämpferin.


Inhalt: Trude Simonsohn beschreibt angenehm kurz ihr Leben und ihr Schicksal. Wie die Anfeindungen der Juden losgingen, wie blauäugig die Eltern am Ende waren, was für ein Schicksal die ereilt hat und wie es ihr am Ende im Lager und später auf der Flucht ergangen ist.

Der Fokus liegt hier auf dem eigenen Schicksal und weniger auf Lageralltag und Drangsal. Wie ging es nach der Hölle weiter, wie man sich ein neues Leben aufgebaut hat und wie man am Ende bei der Aufklärung und Aufarbeitung geholfen hat.


Fazit: Erworben habe ich das Buch im Rahmen eines Einkaufs, der sich rund um das Thema Juden und ihre Verfolgung dreht. Das Cover, in Verbindung mit dem Titel, haben mich irgendwie angesprochen. Die lachenden Menschen haben mich einen glücklichen Ausgang für beide hier abgebildeten Personen hoffen lassen. Und mit 98 Seiten war das Buch eher als kleines Schmankerl zwischendurch zu werten. – Ich war gespannt, was mich erwartete.


Die Autorin ist jene Person, die noch ein Glück erleben soll. Allerdings beginn sie in ihrer Schulzeit, die von normal und unbeschwert schnell zu unterdrückt und ausgegrenzt gewandelt wurde. In einfachen Worten, aber doch bildhaft und eindringlich, schildert sie alles Erlebte. Hier habe ich dieses junge Mädchen vor meinem geistigen Auge sehen können und sei schon da für ihren Willen bewundert.

Trotz dem ganzen Elend, der Ungerechtigkeit, die mich bei der Beschreibung schon komplett ergriffen gemacht haben, blickt aber auch immer wieder die Hoffnung durch. – Die hat sich auf ihre Deportation gefreut! – unfassbar für mich.

Auch wenn das Lagerleben und die Pein nicht explizit beschrieben werden, wir hier die Aufmerksamkeit auf eben jenes Einzelschicksal gelenkt. Auf die Erfahrungen bei der Flucht. Auf kurzfristige Begegnungen und brenzlige Situationen sowie das teilweise sehr soziale Verhalten der Häftlinge untereinander. 

Ich ziehe auf jeden Fall den Hut vor dieser Frau. Wie sie das Leben nach der Hölle gemeistert hat. Wie sie auch hier den Widrigkeiten getrotzt hat und sich ihren Weg gesucht hat.


Das ganze Buch ist kurz und bündig gehalten. Trude jammert nicht, Trude berichtet fast neutral von dem, was sie erlebt hat und wie sie sich da heraus gewurschtelt hat. Dazu hat sie einfache Worte benutzt. Keine Schachtelsätze geschrieben und sinnlose Ausschmückungen jeder Art einfach weg gelassen. Heraus gekommen ist dabei ein sehr objektiver Bericht eines Einzelschicksals.

In der Handlung bin ich immer wieder über die Namen von Personen und Organisationen gestolpert. Die waren eben typisch jüdisch und für mein Gehirn alles andere als geläufig. Ich musste langsam lesen, dann konnte ich das auch alles sortieren und für mich ordnen, um einen Sinn in das zu bekommen, was ich gelesen habe.

Der Verlagsstandart des EBooks war wirklich mit einer sehr großen Schrift versehen. Die Seiten wurden wirklich mehr als großzügig aufgelockert. Auf diese Weise war ich stellenweise fast nur am Blättern. – Aber durch ein paar Einstellungen an meinem EReader war dieses Problem dann auch relativ schnell behoben.

Eine geschickte Kapitelaufteilung hat am Ende sogar so eine Art Zeitleiste ergeben. Pro Kapitel ein Kernproblem, aber durch das ganze Buch hindurch, dann doch irgendwie die Geschichte eines Lebens.

Stellenweise bin ich auf eine seltsame Zeilentrennung gestolpert. Da waren Zeilenumbrüche, wo sie nicht wirklich hingehörten. Da habe ich dann ab und an mal den Kopf schütteln müssen, aber ein Weltuntergang war es dann auch nicht.

Wie es sich bei Schicksalbüchern immer wieder gut macht, hatte es auch hier einen Bildteil. Mittendrin wurden ein paar Fotos von Trude, ihren Weggefährten und Eltern und Ähnliches abgedruckt. Das wäre in einem Printexemplar von Buch sicherlich besser gekommen und hätte mehr her gemacht, aber auch so konnte man einiges daraus ablesen. 


Wer sich für das Thema Holocaust, für das Schicksal von Juden im dritten Reich und die Themen drumherum interessiert, sollte sich dieses Buch durchaus mal antun. Es ist nicht lang, angenehm zu lesen und man kann eine ganze Menge daraus mitnehmen.

Cover des Buches Noch ein Glück (ISBN: 9783835311879)
W

Rezension zu "Noch ein Glück" von Elisabeth Abendroth

WinfriedStanzick
Das beeindruckende und bewegende Lebenszeugnis einer Überlebenden


Es gibt wahrscheinlich nur wenige Menschen, die in Frankfurt so geachtet sind und so viel Bewunderung erfahren wie die 92- jährige Trude Simonsohn, die als Überlebende der Nazi-Lager seit dem Jahr 1956 in der hessischen Stadt am Main lebt und seither dort in der jüdischen Gemeinde, aber auch in vielen großen öffentlichen Debatten und Konflikten ihrer Stimme erhoben hat. Bis zu dessen Tod 1978 zusammen mit ihrem Mann Berthold, später zusammen mit Freunden wie Karl Brozik und dem Ehepaar Heydorn.

 

In ihren Erinnerungen, die sie mit Hilfe von Elisabeth Abendroth zu Papier gebracht hat, erwähnt sie als einen solchen öffentlichen Konflikt die Auseinandersetzungen um das Fassbinder-Stück „Der Müll, die Stadt und der Tod“, das der damalige Intendant Günther Rühle 1985 am Schauspiel Frankfurt aufführen wollte. Diese Pläne lösten nicht nur in Frankfurt eine heftige Debatte aus über den antisemitischen Charakter des Stücks, dessen Aufführung schließlich Mitglieder der jüdischen Gemeinde Frankfurt, deren Vorsitzende Trude Simonsohn damals war, durch eine Besetzung der Bühne verhinderten.

 

Ich selbst habe Trude Simonsohn, die ihr ganzes Leben lang eine überzeugte Anhängerin des Existenzrechtes des Staates Israel war, im Jahr 1991 in ihrer unnachahmlichen Art bei einer überaus kontroversen Debatte der Intellektuellen der Stadt um die Einschätzung des Golf-Krieges erlebt, bei der vor allem viele jüdische Intellektuelle gegen die Positionen der Friedensbewegung für ein militärischen Eingreifen auch zum Schutz Israels votierten und dafür als „Bellizisten“ diffamiert wurden.

 

Nachdem sie ihr Leben von ihrer Kindheit und Jugend an, über die traumatischen Erfahrungen in den Lagern und ihr Überleben des Holocaust reflektiert hat, sagt sie zu ihrem Leben in Deutschland nach dem Krieg: „Heute kann ich sagen, das ich vielleicht nicht in Deutschland, ganz sicher aber in Frankfurt zu Hause bin.“

 

Und sie beschreibt ihre Dankbarkeit für ein geschenktes Leben. So hat sie zusammen mit ihrem Mann jene unzählige Überlebende quälende und oft auch zerstörende Frage beantwortet, wieso sie überlebt haben und die anderen nicht.

„Warum habe ich überlebt? Wenn ich zurückschaue auf mein Leben, hatte ich viele Chancen, tot zu sein, Ich hatte Glück, trotz allem.“

 

„Noch ein Glück“ ist das beeindruckende und bewegende Lebenszeugnis einer Überlebenden, die sich bin ihr hohes Alter engagiert, in Schulen von ihrem Leben und Überleben erzählt, und die weit über Frankfurt hinaus eine hohe Achtung genießt.

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