Tsitsi Dangarembga

 3,9 Sterne bei 44 Bewertungen
Autor*in von Überleben, Aufbrechen und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Tsitsi Dangarembga ist Filmemacherin und Autorin.  Die BBC zählte sie zu den »100 Women«, die die Zukunft prägen. Seit 2009 steht sie dem Creative Arts for Progress in Africa Trust vor. 2021 erhielt sie den PEN Pinter Prize, den PEN International Award for Freedom of Expression und den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2022 gehörte sie der Jury der Berlinale an und wurde mit dem renommierten Windham-Campbell Prize 2022 der Yale University ausgezeichnet. Der erste Band ihrer Romantrilogie, »Aufbrechen«, erschien 2022 im FISCHER Taschenbuch: »Dies ist der Roman auf den wir gewartet haben … und dieses Buch wird ein Klassiker.« Doris Lessing

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Tsitsi Dangarembga

Cover des Buches Überleben (ISBN: 9783596523658)

Überleben

(18)
Erschienen am 29.01.2025
Cover des Buches Aufbrechen (ISBN: 9783596523498)

Aufbrechen

(11)
Erschienen am 30.08.2023
Cover des Buches Schwarz und Frau (ISBN: 9783869951270)

Schwarz und Frau

(4)
Erschienen am 13.02.2023
Cover des Buches Verleugnen (ISBN: 9783596708222)

Verleugnen

(3)
Erschienen am 27.09.2023
Cover des Buches Verleugnen (ISBN: 9783949545092)

Verleugnen

(1)
Erschienen am 15.09.2022
Cover des Buches Schwarz und Frau (ISBN: 9783754007891)

Schwarz und Frau

(2)
Erschienen am 13.02.2023
Cover des Buches Der Preis der Freiheit (ISBN: 9783499129568)

Der Preis der Freiheit

(3)
Erschienen am 01.02.1999
Cover des Buches This Mournable Body (Nervous Conditions) (ISBN: 9781555978129)

This Mournable Body (Nervous Conditions)

(1)
Erschienen am 07.08.2018

Neue Rezensionen zu Tsitsi Dangarembga

Cover des Buches Aufbrechen (ISBN: 9783596523498)
KarenAydins avatar

Rezension zu "Aufbrechen" von Tsitsi Dangarembga

KarenAydin
. ‚Kannst du Bücher kochen und sie deinem Ehemann vorsetzen?"

Worum geht es?

Es geht in diesem Roman um Tambu(dzú), ein junges, etwa zehnjähriges, Mädchen, das in ländlicher Gegend in Zimbabwe aufwächst. Sie hat einen Bruder, Nhamo, der eine zwanzig Meilen entfernte Missionsschule besucht, die von ihrem Onkel geleitet wird, der in England studiert hat und die Familie, die zum Volk der Shona gehört, finanziell etwas unterstützt. Sie leben in einer ganz bescheidenen Hütte und bauen Mais und Getreide an. Als der Bruder stirbt, ergibt sich für Tambu die Chance, statt ihres Bruders die Schule zu besuchen. Sie zieht zu ihrem Onkel Babamukuru und betritt somit eine völlig neue Welt.

 

Kritik

„Ich war nicht traurig, als mein Bruder starb.“ Mit diesen Worten beginnt das Buch. Und tatsächlich bedeutet es für Tambu, dass ihr Leben nun ganz anders verlaufen wird. Sie hat die Chance auf Bildung, was sie vorher nicht hatte.

„Mein Vater meinte, dies sollte mich nicht bekümmern. ‚Über so etwas macht man sich doch keine Sorgen. Ha-a-a, das ist nichts, beruhigte er mich mit seiner ewigen Bereitschaft, die einfachste Lösung zu wählen. ‚Kannst du Bücher kochen und sie deinem Ehemann vorsetzen? Bleib zu Hause bei seiner Mutter. Lerne kochen und putzen. Pflanz Gemüse.“ (24).  

Nhamo war schon seit einigen Jahren auf der Missionsschule und lebte so unter völlig anderen Bedingungen als die Familie im Dorf. Immer, wenn er zu Besuch kam, machte er – so die Ich-Erzählerin – deutlich, dass er etwas Besseres war, dass er auf vieles verächtlich herabsah. Dazu gehört zum Beispiel auch das Sprechen der englischen Sprache statt der Sprache, die die Familie spricht (Shona). Auch boykottiert er einen Versuch von Tambu, selbst Geld zu verdienen, indem sie Mais anbaut, den sie verkaufen möchte. Tambu kann nicht nachvollziehen, wie ihr Bruder sich so weit von seiner Familie entfernen konnte, wie er das „Leben der Weißen“ so favorisieren kann. Später, wenn sie selbst für einige Jahre bei ihrem Onkel gelebt hat, und selbst in ihr Heimatdorf nur zu Besuch zurückkehrt, kann sie diesen Konflikt sehr viel besser verstehen. Diese Szenen, die den Kontrast der Lebenswelten zeigen, sind herrlich eindrücklich beschrieben, ob es nun um das Essen, die Sanitäranlagen, die Dynamik zwischen den Familienmitgliedern oder die unterschiedlichen Lebensmodelle geht.

Bei ihrem Onkel lebt Tambu mit ihrer Cousine Nyasha zusammen, die auch eine Weile in England verbracht hat und „Was hatte ich nur für eine Cousine! Schockierend und komisch, respektlos und unbezähmbar.“ (125). Nyasha rebelliert und erkämpft sich ein großes Stück Unabhängigkeit, etwas, wofür sie aber von der Familie massiv kritisiert wird, das sind die schlechten Sitten der Kolonialherrscher, die sie angenommen habe. Der Onkel hat Angst, dass sie auch moralisch völlig verkommt. Zu Beginn wird ihr der Roman „Lady Shatterley’s Lover von Lawrence weggenommen. Ein deutliches Symbol – so der Onkel - für die losen Sitten der Engländer. Denn tatsächlich sind es zwei Aspekte, die Anerkennung der Autorität des patriarchalen Oberhaupts der Familie und die Sexualität, welche die größten Probleme darstellen.

Es geht in dem Roman also sehr stark um Sexismus, Rassismus, Kolonialismus. Die Autorin stammt aus Zimbabwe und der Roman hat einige autobiographische Züge. Dangaremba hat im Jahr 2021 für die Trilogie um Tambu den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhalten.  

Grundsätzlich habe ich den Roman mit großem Interesse und mit sehr viel Spannung gelesen. Gerade das Leben im Dorf, die ganzen Strukturen, die Tagesabläufe, die Hierarchien, haben mir sehr gut gefallen.

Manchmal war es mir zu viel Feminismus, der mir ins Gesicht gerufen wurde. Man hat anhand der Geschichte, der Szenen, der Konflikte der Personen die Benachteiligungen sehr gut verstanden, dafür muss man nicht einmal zwischen den Zeilen lesen. Da hätte es nicht notgetan immer nochmal wieder allgemeine Abschnitte einzufügen, in denen das Los der Frauen ganz allgemein reflektiert wird. Das liest sich etwas wie für den begriffsstutzigen Leser. Denn es sind gerade die unterschiedlichen Frauengestalten und ihre ganz individuellen Wege, die den Roman ausmachen. Die Auswirkungen des Kolonialismus auf die Männer und ihre Probleme werden durch die Ich-Erzählerin weitgehend ausgeblendet. Es ist ein weiblicher Roman.

Ein absolut lesenswerter Coming-of-Age Roman, der tiefe Einblicke in das Leben in Zimbabwe vor Erreichen der Unabhängigkeit gibt.

 

 

 

Cover des Buches Die Schwere des Seins (ISBN: 9783949545436)
E

Rezension zu "Die Schwere des Seins" von Karen Mukwasi

evaczyk
Erzählungen von Macht und Ohnmacht aus Simbabwe

Als postkoloniale Erzählungen ordnet der Verlag die Reihe der von Tsitsi Dangarembga herausgegebenen Erzählungen simbabwischer Autorinnen und Autoren ein. Damit klingt das zwar hinreichend woke, ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob diese Definition die zutreffendste ist, mal abgesehen davon, dass Simbabwe eine koloniale Vergangenheit hatte, aus der es sich befreit hat. Vor allem aber geht es um Macht und Ohnmacht, um Gewalterfahrungen, die zwar in einigen Geschichten im Unabhängigkeitskampf und dem späteren System Mugabe wurzeln, in anderen aber in patriarchalen Strukturen und systematischer traditioneller Unterdrückung von Frauen. Insofern könnten sie auch in der Zeit der Bürgerkriegs in Ex-Jugoslawien spielen, in Syrien oder überall dort, wo archaische Strukturen Ehemännern und Vätern absolute Gewalt über Frauen zubilligen.

Ziemlich harter Tobak ist der Stoff dieser Kurzgeschichten, die die literarische Umsetzung wahrer Geschehnisse sind. Im Rahmen des Projekts "Breaking the Silence" hatten die Autorinnen und Autoren Briefe und Aussagen, die Opfer von Gewalt aus verschiedenen Teilen Simbabwes und aus verschiedenen Zusammenhängen heraus geschildert hatten. Da geht es um die Mutter, die nach der Vergewaltigung ihrer behinderten Tochter um Gerechtigkeit kämpft, um den Vater, der seine Tochter erschlägt, um Folter politischer Gegner. Das Buch bringt die nicht ganz neue Erkenntnis, dass die Freiheitskämpfer von gestern die Unterdrücker und Folterknechte von morgen sein können. 

Es gibt nur wenig Hoffnung und noch weniger Gerechtigkeit in diesen Erzählungen - und die Tatsache, dass sie auf tatsächlichen Geschehnissen beruhen, macht die Texte noch deprimierender. Gleichzeitig zeigen diese Erzählungen, wie wichtig es ist, das Schweigen über Gewalt zu durchbrechen, egal, ob es auf Angst oder auf Scham beruht. 

Abgesehen von Dangarembga kannte ich die Verfasser der übrigen Texte bisher nicht und bin daher froh über die Gelegenheit, neue afrikanische Autor*innen kennenzulernen.


Cover des Buches Aufbrechen (ISBN: 9783596523498)
Mary2s avatar

Rezension zu "Aufbrechen" von Tsitsi Dangarembga

Mary2
Afrikanische Emanzipation

Das Mädchen Tambudzai wächst in den 1960er Jahren in einem Dorf in Rhodesien (heute Simbabwe) in ärmlichen, bäuerlichen Verhältnissen auf. Da die Schule teuer ist, kann Tambudzai nur drei Jahre lang eine Dorfschule besuchen, während ihr älterer Bruder im Haus eines gebildeten Onkels weiterführenden Unterricht in der Missionsschule erhält. Durch den plötzlichen Tod des Bruders ergibt sich die Möglichkeit, dass Tambudzai an seiner Stelle die erhoffte Chance auf Schulbildung bekommt.

Sehr ambivalent empfindet Tambu das Patriarchat in ihrem Heimatland, in dem der Onkel über das Schicksal der gesamten Sippe Entscheidungen trifft. Sowohl ihre Eltern als auch sie persönlich sind abhängig vom Onkel, der seine Stellung teilweise zum Wohle der Familienmitglieder nutzt, sie andererseits aber bewusst abhängig von ihm bleiben lässt. Tambus Cousine und Freundin Nyasha geht an dieser Situation fast zugrunde.

In diesem kraftvollen ersten Roman der Autorin finden sich auch autobiographische Spuren. Dangarembga ist 1959 in Simbabwe geboren, wenngleich in einer anderen Situation als ihre Protagonistin Tambu. Neben dem ergreifenden Lebensweg von Tambu haben Themen wie „westliche Mission in Afrika“, „Entfremdung von der Herkunftsfamilie“, „Emanzipation“ und „Benachteiligung Schwarzer“ Raum bekommen.

Die Autorin Tsitsi Dangarembga gilt als „die weibliche Stimme Afrikas“. Diesen Titel trägt sie zu recht! Sehr reflektiert setzt sie sich mit der Problematik des Patriarchats und der Missionstätigkeit (mit Bildungsmonopol) auseinander. Ihr Debüt-Roman, den sie im Alter von 25 Jahren veröffentlichte, hat mich sehr beeindruckt.

Schon für sich genommen ist „Aufbrechen“ fesselnd und in sich abgeschlossen. Inzwischen haben zwei weitere Bücher die Trilogie vervollständigt. Dieser Lektüre schaue ich voller Erwartungen entgegen.

Volle Punktzahl und volle Leseempfehlung für ein Buch, das meine Weltsicht erheblich erweitert hat.

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