Rezension zu "Gott, Götter und Idole" von Tullio Aurelio
Theo, wir fahr´n nach Logos
Da ich gerade die "Götterdämmerung" behutsam renovieren durfte (anlässlich der 20-Jahre-Jubiläumsausgabe, die dieser Tage bei Rowohlt erscheint), wollte und musste ich Tullio Aurelios Gott, Götter und Idole natürlich lesen – war allerdings skeptisch, denn wenn ein Doktor der Theologie über so was schreibt, klingt der Untertitel „Und der Mensch schuf sie nach seinem Bild“ gefährlich nach Mogelpackung. Ist aber nicht. Weit gefehlt. Aurelios Buch ist herrlich. Nicht direkt gotteslästerlich, wohl aber eine Dornenhecke im strenggläubigen Auge, wehen doch durch die 288 erfrischenden Seiten wunderbar sanft Esprit und Ironie und zerstreuen den ganzen Allah-Jahwe-Christengott-Irrglauben, der uns in den vergangenen paar tausend Jahren so viel Kummer bereitet hat (und weiter bereiten wird). Aurelios Glaubensbekenntnis inklusive „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ lässt sich von fühlenden und gleichzeitig denkenden Menschen problemlos unterschreiben – man verliert zwar etwas billigen Trost, aber keineswegs die moralische Orientierung oder gar den Lebenssinn, wenn man sich bescheiden eingesteht, dass Gott nun mal keine Bücher schreibt. Das machen Menschen. Und manchmal eben kluge mit großem Herzen, so wie Tullio Aurelio.
(www.erzähler.net, 11. Juli)