Ein amüsantes, leicht zu lesendes Buch, gerade weil die Anekdoten vorherrschen und nicht tiefschürfende Erörterungen. Man erfährt etwa, wie dämlich sich Seneca bei seinem Selbstmord anstellte, und dass Kant beim Spazierengehen verbissen den Mund geschlossen hielt aus lauter Furcht, sich zu erkälten.
Muss man das wissen? Wahrscheinlich nicht, aber es macht Spaß und auch Pilosophen hatten den ihren an Klatsch und Tratsch, wie Marquardt zeigt. Philosphie-Cracks mögen Marquardts Ansatz seicht finden, aber sein großes Verdienst ist doch, dass er Hemmschwellen abbaut. Der ein oder andere Laie, der den Menschen hinter dem großen Denker sieht, verliert vielleicht seine Scheu, sich mit seinem Werk zu beschäftigen und sei's auch nur auf dilettantische oder rudimentäre Weise. Das ist doch schon was, in einem Pisa-gebeutelten Land, das einstmals als das der Dichter und Denker gepriesen wurde.
Rezension zu "Spaziergänge mit Sokrates" von Udo Marquardt