Wer erinnert sich an den antisemitischen Doppelmord von Erlangen? Erinnert man sich überhaupt an einen Mord, der vor so langer Zeit begangen wurde? Egal, ob man damals schon am Leben war oder nicht. Es gibt Taten in der deutschen Nachkriegsgeschichte, die immer noch im Gedächtnis sind. Wenn dabei an Terroranschläge gedacht wird, geht es meistens um den Linksterrorismus insbesondere der 1970er. Antisemitische Taten oder Terrorismus von Rechts ist weniger oder kaum im Gedächtnis.
Dies arbeitet der Autor mit seinem Buch am Beispiel des Erlanger Doppelmordes Shlomo Lewin und seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke so gut wie möglich auf. Etwas fassungslos leist man, wie die Polizei akribisch im Umfeld der Opfer ermittelte und den politischen Bezug für nicht so bedeutsam hielt. Mit fundierte Aussagen belegt der Autor seine Darstellung und gibt Erläuterungen zur Entwicklung des Rechtsterrorismus in Deutschland.
Ein wichtiges Buch, nicht leicht zu lesen, aber doch sehr zum Nachdenken anregend. Man fragt sich wirklich, wie so eine Tat nicht als antisemitischer Mord in Gedächtnis eingehen konnte. Und man fragt sich auch, welche Taten so noch unter falschen Vorzeichen untersucht werden.
4,5 Sterne