Rezension zu "Projekt Rahanna" von Uli Wohlers
Ich war bei den Aachener Krimitagen auf einer Lesung mit Uli Wohlers, und das, was er vorgetragen hat, hat mir gut gefallen, ich fand es auch sehr witzig und habe das Buch deshalb gekauft.
am Anfang war auch soweit noch alles gut - herrlich absurde Situationen, wenn die wilden Wikinger über die spießig-normalen Menschen auf der Insel herfallen. Der Humor ist ziemlich schräg, aber wenn man sowas mag, hat man am Anfang doch öfter mal was zu Lachen. Leider lässt das Buch dann aber in meinen Augen nach.
Erstens ist es m.E. kein Krimi (auch wenn eine der Hauptfiguren ein Kriminalkommissar ist), es gibt keinen wirklichen Fall, der zu lösen wäre. Das Überleben eines Überfalls von wild gewordenen Öko-Fightern (als solche stellen sich die Wikinger heraus) hat nichts mit einem Krimi zu tun.
Das hätte mich aber gar nicht sehr gestört, wenn das Buch nach dem ersten Drittel nicht stark nachgelassen hätte. Es war danach nur noch an wenigen Stellen witzig (Willumsen ist noch echt zum Lachen, das war's dann aber auch), und irgendwie geht es dann nur noch um Blut, Sch..., Sex und Gewalt. Das an sich wäre noch nicht unbedingt schlimm - wenn es nicht einfach nur langweilig wäre oder man irgend einen weiteren Sinn darin erkennen könnte.
Die Kritik an der modernen Konsumgesellschaft, der wahrscheinlich irreversiblen Schädigung unseres Planeten und dem ungleich verteilten Wohlstand auf dieser Erde ist rundum berechtigt. Und so ein Buch ist immer eine Chance, solche Themen über ein schönes Leseerlebnis auch mal außerhalb der Nachrichten zu transportieren und Menschen evtl. zum Nach- und/oder Umdenken zu bewegen. Mit diesem Buch ist das m.E. allerdings nicht gelungen.
Fazit: Kein Krimi und leider nicht durchgehend so gut wie der viel versprechende Anfang. Für mich enttäuschend, wirklich schade.
Und noch etwas, wofür der Autor nichts kann: Die gebundene Ausgabe ist im Prinzip ein Taschenbuch mit festem Einband. Als ich an der Kasse stand und es hieß "€ 20" hat es mich fast aus den Schuhen gehauen. (Ein Taschenbuch scheint es derzeit noch nicht zu geben). Da ärgert man sich bei so einem enttäuschenden Leseerlebnis natürlich umso mehr.