Ulla de Herrera

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Cover des Buches Straßen von gestern (ISBN: 9783895614866)
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Rezension zu "Straßen von gestern" von Silvia Tennenbaum

schokoloko29
Eine frankfurter Familie

Es geht hier um die jüdische Familie Wertheim, die in Franfurt am Main lebt und von der Judengasse (welches früher das jüdische Ghetto war) aufgestiegen sind zum frankfurter Westend. Sie haben eine gut gehende Firma, die Wollprodukte verkauft und handelt.


Es geht eigentlich um die vier Brüder Eduard, Siegmund, Gotthard und Nathan und deren Familie und Schicksale. Wobei eigentlich Nathans Familie mehr im Vordergrund steht. Diese Schicksale sind mit der deutschen Geschichte eng verbunden.


Es wird gut beschrieben, wie sie alle zusammen Weihnachten feiern und wie sie dem jüdischen Glauben und seine Riten immer weniger interessiert und praktiziert. Es werden eher die Menschen mit Argwohn betrachtet, wenn diese sie weiter aus üben. Auch wird gut der Snobismus dieser Familie beleuchtet. Sie halten sich für etwas besseres und für die eigenen Kinder müssen die Eheanwärter schon etwas darstellen. Die Religionsangehörigkeit spielt da nicht so eine große Rolle.


Dies ändert sich durch die Machtergreifung Hitlers. Es wird genau beschrieben, wie sich Teile der Familie in Sicherheit bringt und wie drei Mitglieder in Konzentrationslager gelangten und starben.




Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen. Zwar habe ich eine Zeit gebraucht um mit den einzelnen Familienmitglieder vertraut zu werden. Auch das behäbige Erzählen hat mir etwas Geduld eingefordert. Doch das Buch ist wirklich lesenswert. Da es wirklich sehr gut die damalige Zeit wider gibt und auch wie gut die deutschen Juden sich einfach in Deutschland assimiliert hatten. Sie fühlten sich eigentlich mehr deutsch als jüdisch.



Cover des Buches Straßen von gestern (ISBN: 9783895614866)
leseleas avatar

Rezension zu "Straßen von gestern" von Silvia Tennenbaum

leselea
Ein Meisterwerk!

"Die jüdischen Buddenbrooks" titelt die FAZ und fängt damit den Inhalt des Buches treffend ein - und doch bietet dieses Buch so viel mehr, dass es mir schwer fällt, seinen Sog, den es auf mich ausübt, in Worte zu fassen und meine fünf Sterne (ich würde mehr geben, wenn ich könnte) für potentiell interessierte Leser angemessen zu begründen.

Straßen von gestern ist die Geschichte der jüdischen Familie Wertheim, deren Mitglieder in diesem Buch vier Generationen umfasst und mit denen der Leser alle (jedoch auf unterschiedlich starke Weise) in Berührung kommt. Gleichzeitig ist Straßen von gestern aber auch eine Geschichte über das 20. Jahrhundert, eine Geschichte über Deutschland in dieser Zeit und speziell der Stadt Frankfurt. Es thematisiert den wirtschaftlichen Aufschwung, zwei Weltkriege, die Judenverfolgung, aber auch die sozialen Veränderungen, die über die Generationen hinweg sichtbar werden und fängt die kulturelle Atmosphäre, die Bohème der 1920er Jahre ein. Der Leser wird "bombardiert" mit einem Kaleidoskop von menschlichen Charakteren, menschlichen Lebensweisen und den unterschiedlichen Facetten der "jüdischen Identität". Dabei ist das Buch jedoch nie aufdringlich oder erdrückend: Die Sprache ist klar und einfach, leicht verständlich und verzichtet weitgehend auf poetische Formulierungen. Sie schafft es mühelos das Frankfurt des 20 Jahrhunderts und die einzelnen Mitglieder der Familie Wertheim eindringlich vor den Augen der Leser zu erschaffen - und letztendlich auch zu zerstören.

Das Buch ist über 650 Seiten lang, die Seiten sind dünn, die Schrift klein und trotzdem ist hier, meiner Meinung nach, kein Wort zu viel und keine Szene überflüssig. Von der ersten bis zur letzten Seite ist alles so, wie es sein soll und zum Ende hin setzen sich alle kleinen Teile zu einem großen Ganzen zusammen, sodass der Leser schließlich das Monument eines ganzen Jahrhunderts in den Händen hält.

Ich kann jedem, der sich für die oben geschildete Zeit und die oben skizzierte Thematik interessiert, empfehlen: Lest dieses Buch! Ich hoffe, es hinterlässt bei euch einen ähnlichen unfassbaren Eindruck wie bei mir!

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