Ulrich Chaussy

 4,4 Sterne bei 14 Bewertungen
Autor*in von Nachbar Hitler, Rudi Dutschke. Die Biographie und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Jahrgang 1952, Studium der Germanistik und Soziologie, Journalist, Autor und Moderator vor allem für den Bayerischen Rundfunk, daneben Filme, Ausstellungen, Bücher, u.a.: »Oktoberfest. Ein Attentat« (1985/2014, ausgezeichnet mit dem Internationalen Publizistikpreis), »Die Weiße Rose« (CD-ROM, 1995, ausgezeichnet mit dem Prix Moebius International des französischen Kulturministeriums), »Sophie Scholl - Allen Gewalten zum Trotz« (mit Marieke Schroeder, Dokumentarfilm 2005), bayerische Verfassungsmedaille in Silber 2014 für die Recherchen zum Oktoberfest-Attentat.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ulrich Chaussy

Cover des Buches Nachbar Hitler (ISBN: 9783861537045)

Nachbar Hitler

 (4)
Erschienen am 19.04.2017
Cover des Buches Rudi Dutschke. Die Biographie (ISBN: 9783426277522)

Rudi Dutschke. Die Biographie

 (3)
Erschienen am 01.03.2018
Cover des Buches Arthur Eichengrün (ISBN: 9783451392160)

Arthur Eichengrün

 (2)
Erschienen am 09.10.2023
Cover des Buches „Es lebe die Freiheit!“ (ISBN: 9783596189373)

„Es lebe die Freiheit!“

 (2)
Erschienen am 17.01.2013
Cover des Buches Die drei Leben des Rudi Dutschke (ISBN: 9783861530602)

Die drei Leben des Rudi Dutschke

 (3)
Erschienen am 01.01.1998

Neue Rezensionen zu Ulrich Chaussy

Cover des Buches Arthur Eichengrün (ISBN: 9783451392160)
HEIDIZs avatar

Rezension zu "Arthur Eichengrün" von Ulrich Chaussy

Sehr gute Biografie und Zeitdokument
HEIDIZvor 5 Monaten


Wer kennt Arthur Eichengrün ???
Das war der Mann, der alles erfinden konnte, nur nicht sich selbst - so sagt es der Untertitel des Buches von Ulrich Chaussy, welches im Herder Verlag erschienen ist. 
Es erzählt die Geschichte - die Biografie - des Erfinders z. B. des Aspirins, um nur eines zu nennen.
Ulrich Chaussy recherchierte zum Obersalzberg und stieß dabei auf die Person des Arthur Eichengrün. Er war sozusagen der jüdische Nachbar Hitlers. Aber wer war dieser Mann fragte Chaussy sich. Er rekonstruierte anhand intensiver Recherchen seine Biografie und stellt fest, das er es mit einem der bedeutendsten Chemiker und Erfinder der Kaiserzeit und Weimarer Republik zu tun hatte. Was er neben dem Aspirin noch alles erfunden hat ... lest selbst - ich möchte jetzt nicht zu viel vorweg nehmen.
Chaussy schafft es, diese Figur sehr komplex zu erläutern. Das Buch liest sich als Biografie, aber gleichzeitig auch als Zeitdokument und ist rundherum informativ und sehr aufschlussreich zu lesen. 
Dass Chaussy als Jude plötzlich 1933 "nur noch Jude ist" und nicht hochrangiger Chemiker ist fürchterlich, wie so viele Biografien jüdischer Menschen damals. Er konnte seine jüdische Abstammung nicht synthetisieren. 
Zahlreiche schwarz-weiß-Aufnahmen untermalen die ohnehin bildhaft formulierten Texte, die sehr kompetent und extrem umfassend recherchiert keine Frage offen lassen. 
Ich empfehle das Buch uneingeschränkt.


Cover des Buches Rudi Dutschke. Die Biographie (ISBN: 9783426277522)
Wedmas avatar

Rezension zu "Rudi Dutschke. Die Biographie" von Ulrich Chaussy

Eine sehr gut gelungene, toll geschriebene Biographie.
Wedmavor 6 Jahren

Rudi Dutschke Biographie aus der Feder von Ulrich Chaussy habe ich sehr gern gelesen und empfehle sie gern auch weiter.


Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend: „‘Achtundsechzig‘ ist in der Bundesrepublik mit dem Namen Rudi Dutschke verbunden. Er war Gesicht und Stimme der deutschen Studentenbewegung, repräsentierte Aufbruch und Generationenkonflikt wie kein zweiter. Ulrich Chaussy kennt Dutschke wie kaum ein anderer. Seine Biographie zeichnet das spannende Bild eines mitreißenden Menschen, dem nur wenige Jahre öffentlichen Wirkens gegönnt waren, bis ein Rechtsradikaler ihn bei einem Attentat schwerst verletzte.
Niemand anders hat der 68er-Bewegung so sehr seinen Stempel aufgedrückt wie Rudi Dutschke (1940-1979). Mit ihm ist die Revolte der Studenten mehr als nur verbunden – seine individuelle Biografie ist mit dem Verlauf einer kollektiven Bewegung eins geworden insbesondere durch das Attentat vom Gründonnerstag 1968, das er nur um Haaresbreite überlebte und an dessen Spätfolgen er schließlich starb.
Ulrich Chaussy kennt Rudi Dutschke wie kein zweiter Biograph. Er hat mit allen wichtigen Zeitzeugen gesprochen, hat alle relevanten Archive ausgewertet, als Ergebnis seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit Dutschke und 68 legt er diese komplett neu bearbeitete und erweiterte Biographie vor.“


Zum Autor: „Ulrich Chaussy, Jahrgang 1952, studierte Germanistik und Soziologie und war als Autor und Moderator vor allem für den Bayerischen Rundfunk tätig. Seine Bücher über die Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ und über das Oktoberfestattentat erschienen in mehreren Auflagen. Letzteres wurde unter dem Titel „Der blinde Fleck“ 2013 für das Kino verfilmt und trug zur Wiederaufnahme der Ermittlungen durch den Generalbundesanwalt bei. Sein Werk als investigativer Journalist und Buchautor wurde mit deutschen und internationalen Preisen ausgezeichnet.“

 

Wohl strukturiert, chronologisch geordnet, erzählt diese Biographie die Lebensgeschichte von Rudi Dutschke, „… von der aufbegehrenden Jugend und den revoltierenden Studenten als Vorbild bewundert, von weiten Teilen des westdeutschen Establishments als Störenfried und moskauhöriger Revoluzzer verteufelt.“


Mit seinem klaren, aussagestarken Schreibstil erwies sich Ulrich Chaussy ein vorzüglicher Erzähler, der es versteht, die Leser für seine Inhalte zu gewinnen und sie dabei prima zu unterhalten.  Auch deshalb war mir diese Bio ein Lesegenuss.  Es war unmöglich, nicht mitzugehen und nicht mitzufühlen.


Rudi Dutschke war ein kluger, belesener Mann, der auch dem heutigen Leser viel Respekt abverlangt. V.a. weil er klar und unabhängig denken konnte und für ein besseres Leben kämpfte. „Protest ist, wenn ich sage, das und das passt mir nicht. Widerstand ist, wenn ich dafür sorge, dass das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht.“ S. 457.


Seinen Pazifismus hat er bereits in der Schule in Lukenwalde mit Verve verteidigt. Er hat bereits als Schuler die richtigen Fragen gestellt, s. seinen Aufsatz im Anhang. Deutlich liest sich auch heraus, dass er gute Gründe dafür hatte, denn nach paar Jahren der Popularität der Haltung „nie wieder Krieg“, es wieder mit den militärischen Allüren in der dt Politik bergauf ging.


So wie er von Chaussy dargestellt wurde, war er Held seiner Zeit, wobei er vom bekannten Boulevardblatt stets als Terrorist verleumdet wurde. Die verklärende Rolle der Massenmedien in Sachen Volksverdummung liest sich sehr deutlich heraus. Das besagte Haus hat sich auch damals kaum mit Ruhm bekleckert, wenn es um tatsachengerechte Schilderungen ging, ein Meister in Verbreitung der alternativen Fakten und der Hetze. Laut Aussagen von Josef Bachmann wäre er ohne den Gedankengut, den das besagte Blatt an jeder Straßenecke verbreitet hatte, kaum auf die Idee gekommen, auf Dutschke zu schießen.


Wie aber Dutschke mit Bachmann danach umging ist sehr beeindruckend. Jedenfalls zeugen die Briefe Dutschkes von seiner menschlichen Größe und persönlichen Reife.


Rudi Dutschke kam auch sonst sympathisch rüber. Er war für die bessere Welt und hat dies zu seiner Lebensaufgabe gemacht. So einfach war dieser Weg aber nicht. Nach seiner Hirnverletzung musste er neu lesen, schreiben und denken lernen. Die Jahre im Exil als politischer Flüchtling, erst in London, dann in Dänemark, haben auch ihre Spuren hinterlassen. Letztendlich konnte er wieder zurück nach Deutschland, das sich politisch in der Zwischenzeit verändert hatte, die Große Koalition stand nicht mehr zur Debatte. Heute wird sie wieder als alternativlos verkauft. Und hier kommen wir zum nächsten wichtigen Punkt dieses Werkes: Die Aktualität der Aussagen dieser Dutschke Bio ist schon verblüffend. Da sind so viele Botschaften, Ideen zum besseren, selbstbestimmen Leben, etc., die heute immer noch genauso akut und aktuell sind wie zu Dutschkes Lebzeiten.


Zum Schluss stellt Ulrich Chaussy klar: „Die detaillierte Rekonstruktion von Dutschkes im kurzen Jahr der Revolte von 1967/68 proklamierte Aussagen und der von ihm getragenen Aktionen erbringt: Rudi Dutschke hat nie einem Kurs das Wort geredet oder gar danach gehandelt, der als Blaupause für das Konzept der späteren RAF angesehen werden könnte. Er lehnte die Verletzung und Tötung von Menschen ab. Christliche Ethik wie marxistische Analyse haben in ihm diese Position doppelt gefestigt, und diese Ablehnung erstreckte sich auch auf die gleichgültige Hinnahme von Kollateralschaden von Menschen.“ S. 475.


Die s/w Fotos von Rudi Dutschke und seiner Familie, von seinen Schulkameraden und später von Mitstreitern in SDS sind in den Text eingearbeitet worden. Ein Plus, denn man kann sich das alles gleich besser vorstellen und muss nicht stets hin- und rückblättern. Auch die Atmosphäre kommt mit den Fotos im Text besser rüber.


Das Buch ist sehr schön gestaltet: Festeinband in Rot, Umschlagblatt, dessen Rücken auch rot ist, der Name in weißen Buchstaben ist auch haptisch hervorgehoben. Das Lesebändchen in hellgrau, passend zum Umschlagblatt. Perfekt als Geschenk.


Fazit: Eine sehr gut gelungene, toll geschriebene Biographie, die ich sehr gern gelesen habe. Ich habe mich dabei sehr wohl und niveauvoll unterhalten gefühlt. Darin habe ich viel Spannendes und Bereicherndes entdeckt. Freue mich, meine Zeit damit verbracht zu haben. 5 wohl verdiente Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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