‚Vielmehr sind viele Symptome der Komplexen Posttraumatischen Belastungsstörung geeignet, Intrusionen und Übererregung suffizient zu verhindern. Sie bildet sich aus, um die belastende Symptomatik der Posttraumatischen Belastungsstörung mit Intrusionen, Flashbacks, Übererregung und Realitätsverlust möglichst weitgehend einzuschränken oder sogar zu verhindern.‘ (Seite 21)
‚Komplexe Traumafolgestörungen‘ setzt sich initial mit der Diagnostik auseinander (u.a. Neurobiologie komplexer Traumafolgestörungen, Grundlagen der Diagnostik, Diagnosestellung, Instrumente zur strukturierten Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Komorbidität, gutachterliche Diagnostik, kultursensibles Vorgehen in der Diagnostik).
Darauf folgt der ausführlichste Teil des Buches, der sich mit der Therapie befasst (u.a. Rahmenbedingungen, Behandlungsvorbereitung, Grundstrategien in der psychotherapeutischen Behandlung, Therapiemethoden und Behandlungstechniken, Besonderheiten bei der Behandlung verschiedener Patientengruppen wie z.B. bei bestehendem Täterkontakt, bei Tätertrauma, Geflüchteten, Psychose und Sucht).
Der Abschnitt Gesellschaft thematisiert schließlich Genderaspekte, Gewalt und sexuellen Missbrauch in Institutionen und Schweigedilemma in der katholischen Kirche.
Was für ein Buch! Ich habe mich schon etwas ausführlicher mit Traumatisierung und Traumatherapie befasst, aber dieses Buch ist eine echte Fundgrube für alles, was man zum Thema wissen möchte/muss.
Das Buch deckt eine große Bandbreite an Themen ab, geht aber stets auch in die Tiefe, vermittelt so richtig viel Wissen über die Diagnostik und Therapie von Traumafolgestörungen. Dabei fand ich bereits den Diagnostik-Teil sehr hilfreich und praxisnah, dieser Teil hat mir sehr wichtige und relevante Informationen zur Diagnosestellungen vermittelt, die für meine psychotherapeutische Tätigkeit sehr wertvoll sind. Der Therapie-Teil ist extrem gelungen und bietet für scheinbar jede Konstellation und jeden Problembereich eine Antwort.
Das Buch lässt sich zudem gut und flüssig lesen, ist sehr gut strukturiert und übersichtlich. Es eignet sich sowohl zum Komplettlesen (was ich getan habe) als auch zum Nachschlagen (was ich sicherlich sehr oft tun werde).
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass das Buch auf einem aktuellen Stand ist, z.B. was den Einsatz von traumafokussierten Techniken bei Psychose angeht:
‚Eine Vielzahl von Studien zeigt heute [...], dass traumafokussierte Behandlungsmethoden wie EMDR oder prolongierte Exposition entgegen häufiger Vorurteile in der Behandlung von Menschen mit PTBS und Psychose nicht nur sicher anwendbar, sondern auch wirksam sind - wohlgemerkt bezüglich sowohl posttraumatischer als auch psychotischer Symptome.‘ (Seite 151)
Hier werden viele ebenso spannende wie relevante Aspekte beleuchtet und wirklich sämtliche Fragen beantwortet.
Ulrich Sachsse
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Ulrich Sachsse
Traumazentrierte Psychotherapie
Selbstverletzendes Verhalten
Selbst-Verletzung: Ätiologie, Psychologie und Behandlung von selbstverletzendem Verhalten
Neue Rezensionen zu Ulrich Sachsse
Das aktuell erschienene Werk von Kottje-Birnbacher, Sachsse und Wilke ist ein "must have", wie man neudeutsch so schön sagt. Nicht nur, dass die Autoren einen gelungenen Brückenschlag zwischen der Geschichte der Katathym Imaginativen Psychotherapie (KIP) nach Hanscarl Leuner und der akutellen Anwendbarkeit erbracht haben; es ist ihnen auf einer anschaulichen und fundierten Ebene gelungen, den Leser einzufangen und mitzunehmen auf eine Reise der inneren Bilder.
Besonders gefallen hat mir der Aufbau des Buches. Zu Beginn werden kurz Grundmotive, therapeutische Techniken, die dahinter stehende Therapie sowie das Symboldrama auf dem Hintergrund der neueren Erkenntnisse zusammengefasst. Lore Kottje-Birnbacher gibt anschließend einen Einblick in die gegenwärtige psychodynamische Psychotherapie und der dortigen Verortung der KIP. Auch beleuchtet sie, welche Auswirkungen die Arbeit mit der KIP auf die Arbeit zw. Therapeut und Patient hat.
Immer wieder betont und beleuchtet - und das ist sehr löblich und sinnvoll - wird die KIP-Arbeit mit ich-strukturrell geschwächten Patienten.
Besonders erhellend fand ich in Kapitel II die Modalitäten der KIP-Arbeit: Auswahl und Häufigkeit der Motivwahl, Dauer der Imagination, sowie die therapeutische Nachbearbeitung des Katathymen Bildererlebens (KB). Auch werden an dieser Stelle Hinweise gegeben, wann das Arbeiten mit der KIP kontraindiziert scheint.
Darüber hinaus gibt das Buch Aufschluß über die Wirkfaktoren der KIP und störungsspezifische Kapitel steigen tiefer in die Arbeit mit dem imaginativen Verfahren ein. So finden sich ganze Kapitel zur Arbeit mit schwer körperlich Kranken (Hannelore Eibach), Traumapatienten (Ulrich Sachsse) oder psychosomatisch erkrankten Menschen (Eberhard Wilke).
In die Liste dieser namhaften Therapeuten reihen sich viele weitere nicht minder namhafte KIP-Therapeuten wie Edda Klessmann, Barbara Hauler, Winfried Dieter, Harald Ullmann oder Monika Schnell als Autoren einzelner Kapitel ein.
Insgesamt ist das Buch didaktisch gut aufgebaut, gut zu lesen und ebenso gut (!) anzuwenden.
Jeder, der mit dem KB arbeitet (und jeder, der es gerne würde), sollte diese Buch lesen! Es lohnt sich, macht Freude und zahlt sich aus!