Ulrich Trebbin

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Autorenbild von Ulrich Trebbin (©privat)

Lebenslauf

Ulrich Trebbin hat in Regensburg Französisch und Latein studiert und ist nicht Lehrer geworden. Sondern Hörfunkjournalist und Gestalttherapeut. Er arbeitet beim Bayerischen Rundfunk in München und in seiner psychotherapeutischen Praxis. "Letzte Fahrt nach Königsberg" ist sein Debüt als Romanautor, eine literarische Annäherung an die ostpreußischen Wurzeln seiner Familie.

Alle Bücher von Ulrich Trebbin

Neue Rezensionen zu Ulrich Trebbin

Die NS-Dokumentation bleibt verschlossen. Man fragt sich warum – und warum gerade in Bayern?


«Es gibt in ganz Bayern keinen Ort, der wirklich - öffentlich zugänglich - an die Menschen erinnert, die da umgebracht wurden. Und das sind immerhin 1.200 Menschen.»


2014 konnte Ulrich Trebbin für den BR aufdecken, dass die seit 1945 verschollene Guillotine von München-Stadelheim jahrzehntelang im Depot des Bayerischen Nationalmuseums vor der Öffentlichkeit verborgen worden wurde. Im Königreich Bayern wurden damit Menschen hingerichtet, die aus Habgier, Hass oder Lust gemordet hatten. Der NS-Staat benutzte sie, um vor allem «Volksschädlinge» und Widerstandskämpfer zu eliminieren - oftmals für Bagatelldelikte. Bei Kriegsende ließ man sie von der Bildfläche verschwinden. Und das bis heute: Denn der Freistaat Bayern hat sie mit einem Ausstellungsverbot belegt und versteckt damit bis heute einen unbequemen Teil unserer Vergangenheit vor der Öffentlichkeit. 


Viele kennen noch die Mitglieder der «Weißen Rose» oder den «Räuber Kneißl», doch die allermeisten der insgesamt mehr als 1.300 Opfer dieses Fallbeils sind vergessen. Dieses Buch möchte an einige von ihnen erinnern und erzählt gleichzeitig ein verdrängtes Kapitel unserer Geschichte: das der Todesstrafe; insbesondere, wenn es sich um Menschen handelt, die in der NS-Zeit als unerwünschte Bürger galten. Die Münchner oder Stadelheimer Guillotine, wurde 1855 vom Turmuhr-Konstrukteur Johann Mannhardt entwickelt. Die «Fallschwertmaschine» wurde als Fortschritt gefeiert, weil Hinrichtungen so humaner und zuverlässiger ausgeführt werden sollten. Bis 1813 wurde bei einem Todesurteil in Bayern noch auf das Rad geflochten; erst 1806 wurde die Folter abgeschafft. Eine Enthauptung galt «im Gegenzug etwa zum Galgen – als ehrenvolle und schmerzarme Hinrichtungsart». Auch glühende Zangen als zusätzliches Strafmaß zu Todesurteil wurden abgeschafft. Man hatte die Todesstrafe «humanisiert». Aber auch der Henker war nicht immer gut drauf, z.B. als er bei der Dekapitation des Johann Schied 1823 ihm das Henkerbeil daneben, tief in die Schulter sauste. Bereits seit dem 12. Jahrhundert gab es ähnliche Vorrichtungen wie die Guillotine mit fallenden Klingen. Der Arzt Joseph-Ignace Guillotin forderte während der Französischen Revolution eine Strafgesetzesreform mit einer humaneren Art der Hinrichtung, und wurde vom Pariser Scharfrichter Charles-Henri Sanson dabei unterstützt. Seinen Vorstellungen entsprach es, ein mechanisches Enthauptungsgerät zu entwickeln – das so umgesetzt wurde und seinen Namen enthielt; und das im Namen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ein Blutbad anrichtete. In Frankreich übrigens fand die letzte Hinrichtung per Guillotine 1977 statt.


«Hochverrat ist: das, was uns nicht passt!» (Roland Freisler, Bayerns, Präsident des Volksgerichtshofs)


Die Münchner Guillotine kam 90 Jahre zum Einsatz. 125 Verurteilte bis zum NS-Regime, und in der kurzen Zeit danach landeten ca. 1200 Menschen hier unter dem Fallbeil, fast alles politische Gefangene. Johann Reichhart, der Scharfrichter, hatte den Ruf, der schnellste Henker der Welt zu sein. Der letzte hier Hingerichtete war der Wilderer Guerrino Bozzato aus Padua (April 1945). Angeblich hatte man die Guillotine nach dem 2. Weltkrieg in der Donau versenkt. Ulrich Trebbin fand heraus, dass dies nicht wahr sein konnte und forschte nach. Nach Regensburg zur Reparatur gebracht, verschwand die Maschine zunächst in der Versenkung, bis sie in den 70-ern dem Bayerischen Nationalmuseum angeboten wurde. Die Geschwister Scholl wurden am 22. Februar 1943 mit diesem Gerät hingerichtet, wie auch Christoph Probst, Josef Bollwein (Abhören feindlicher Radiosender), Marie Ehrlich (denunziert als Jüdin und Widerstandskämpferin), Adolf Engesser (denunziert, er hatte sich abfällig bei einem Kollegen über Adolf Hitler geäußert); der Jude Leo Katzenberger (denunziert wurde, mit einer Deutschen ein Verhältnis gehabt zu haben, der Verdacht reichte aus); oder Anna Guttenberger (sie und ihr Mann verlieren die Arbeit, weil sie als «Zigeuner» identifiziert wurden) wird beim Hausieren erwischt und wegen unerlaubten Sammelns hingerichtet. Oder Johann Dederichs, er hatte nach einem Luftangriff beim Aufräumen im Trümmerfeld zwei Laken und ein Hemd für sich behalten, anstatt es abzugeben. 


Das Museum weigert sich bis heute, dieses historische Gerät auszustellen. Zu grausam. Ulrich Trebbin wiederum kämpft dafür, dass die Guillotine gezeigt wird – mit ihrer Geschichte und den Namen der Verurteilten, den Gründen. Denn es geht darum, nicht zu vergessen, wie und warum das Nazi-System mit dieser Maschine Leben beendete hat. In diesem Buch sind alle Namen erfasst bis 1936 – fast ausschließlich Delikte wegen Mordes. Die NS-Dokumentation bleibt verschlossen. Man fragt sich warum – und warum gerade in Bayern? Das historische Sachbuch gibt einen guten Überblick über die Geschichte der Guillotine allgemein und insbesondere zur bayrischen, die hoffentlich nicht mehr lange in ihrem Versteck wortlos vergammeln muss.



Ulrich Trebbin ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk sowie Gestalt- und Traumatherapeut. Er hat zahlreiche Radiosendungen zu der Frage geschrieben, wie wir heute mit unserem nationalsozialistischen Erbe umgehen.


Nachdrückliche Argumente gegen den Hauptakteur

Kurz und schmerzlos – so würde es wohl in einem Werbeprospekt zu diesem einzigartigen Artikel stehen. Und wie es in der Werbung so ist, gibt es auch immer genauso viele Argumente dagegen. Ja, so ein Fallbeil, eine Guillotine, rauscht verdammt schnell herab, dank der Schwerkraft. Aber schmerzlos? Was ist mit denen, die zuschauen, den Angehörigen? Also das Attribut schmerzlos ist wohl hinfällig.

Autor Ulrich Trebbin widmet sich einem ganz besonderen Objekt aus der Abteilung Tötungsmaschine. Es ist die Guillotine, mit der die Mitglieder der Weißen Rose, der Widerstandsgruppe, der unter anderem die Geschwister Scholl angehörten, hingerichtet wurden. Denn diese Guillotine hat eine aufregende und lange Geschichte. Eine Geschichte, die nach dem Ende des zweiten Weltkrieges ad acta gelegt wurde. Denn das Richtbeil war verschwunden. Einfach weg. Doch es stand Jahrzehnte tief verborgen, tief unten, im Keller, im Depot des Bayerischen Nationalmuseums. Was nicht zu sehen ist, quasi nicht mehr vorhanden ist, kann auch keinen Schaden anrichten…

Und wenn die Klinge schweigt, können auch die Opfer nicht mehr wehklagen. Die Klinge würde dann von 125 Hinrichtungen sprechen, die zwischen 1855 und 1932 unter ihr das Haupt verloren. In den zwölf Jahren der Naziherrschaft, schnellte die Zahl unter dem herabschnellenden Beil auf über eintausend!

Ulrich Trebbin hat sich der Geschichte dieser besonderen Guillotine so nah gebracht wie noch niemand zuvor. Eine derart exakt und tiefgreifende Recherche ist selten. Das Ergebnis ist dieses Buch. Der Aufhänger sind die prominenten Opfer. Der „Lebenslauf“ des Todesobjektes ist spannend und nährt die Argumente, dass Tötungen von niemandem legitimiert werden sollen.

„Die unsichtbare Guillotine“ ist mehr als nur ein Hingucker im Bücherregal. Die Faktenflut im Buch erschlägt hier und da den Leser. Doch Fakten gehören unwiderbringlich zu einem Sachbuch dazu. Immer wieder lässt Ulrich Trebbin Persönlichkeiten der Zeitgeschichte zu Wort kommen. Selbst das Münchner Original Karl Valentin kam nicht umhin der Tötungsmaschine ein Denkmal zu setzen. In Aufführungen zog er die Zuschauer/Zuhörer in seine Gedankenspiele hinein. Und das vor entsprechender Kulisse…

Die Geschichte der geschichtsträchtigen Guillotine erzählt messerscharf von Menschenschicksalen, die nie vergessen werden.

‚Therapie ist also Arbeit und kein Spaziergang.‘

‚Therapie ist also Arbeit und kein Spaziergang.‘ (Seite 31)

Ulrich Trebbin richtet sich in ‚Mut zur Psychotherapie!‘ an Laien in Sachen Psychotherapie und erzählt, was vor, während und nach einer Psychotherapie wichtig ist, beantwortet Fragen und bietet Hinweise über den Ablauf und die Inhalte einer Psychotherapie.

So berichtet er z.B. über verschiedene Therapieformen, wie man den passenden Therapeuten für sich findet, wie die Beziehung zum Therapeuten aussehen sollte und wie nicht, was man mit Psychotherapie erreichen kann, was Supervision bedeutet und warum sie wichtig ist, wie mit Suizidalität umgegangen werden sollte und wie lange eine Psychotherapie dauert.  

Trebbin erzählt in seinem Buch von seiner persönlichen Vorstellung von Psychotherapie, wie er sie selbst als Klient und in seiner Praxis als Gestalt- und Traumatherapeut erfahren hat. Dies empfinde ich als sehr wichtige Information, denn zwar kann er aus eigenen Erfahrungen schöpfen und dem Leser so tatsächlich wichtige Aspekte der Psychotherapie nahebringen, wissenschaftliche Ansätze habe ich in seinem Buch aber vermisst (wobei dies aber auch nicht sein Anspruch ist).

Trebbin vermittelt in seinem Buch hilfreiche Informationen zum Thema Psychotherapie, und ich kann mir gut vorstellen, dass Einsteiger ins Thema hier viele Fragen beantwortet bekommen und ihnen Ängste und Befürchtungen genommen werden. Aus diesem Grunde möchte ich das Buch empfehlen.

Das Buch ist in einfacher Sprache geschrieben, liest sich sehr schnell, und die Fallgeschichten im Buch tragen sehr zur Veranschaulichung und zum Verständnis bei. Gut fand ich auch, dass Trebbin die Thematik recht breit abhandelt und dass er auch neuere und eher kontroverse Literaturquellen erwähnt und empfiehlt, die mich auch sehr beeindruckt und geprägt haben, z.B. ‚Die Vermessung der Psychiatrie‘ von Stefan Weinmann und der Film ‚Nicht alles schlucken - Leben mit Psychopharmaka‘.

Seinem Anspruch, einen neutralen Einblick in die verschiedenen Therapieformen zu bieten, wird der Autor meiner Meinung nach allerdings nicht gerecht, denn er fokussiert stark auf Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie. Die Verhaltenstherapie wird eher angeschnitten, und man merkt beim Lesen sehr stark, dass Trebbins eigene Therapieerfahrung nicht im Bereich der Verhaltenstherapie liegt, denn er bleibt hier oberflächlich und vereinfacht stark. Zudem erwähnt er Forschungsergebnisse zum Therapieerfolg kaum/nicht bzw. relativiert sie bezüglich der Verhaltenstherapie extrem. Dabei würde ein wissenschaftlicheres Vorgehen den klaren Vorteil der Verhaltenstherapie zeigen, der in Trebbins Buch jedoch nicht deutlich gemacht wird.

Trebbins Fokus auf Psychoanalyse und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist natürlich legitim, ich finde aber, dass man dies offener und transparenter handhaben und nicht den Eindruck vermitteln sollte, dass man sich mit vergleichbarer Sachlichkeit mit unterschiedlichen Therapieformen auseinandersetzt.

Wer sich für den Ablauf einer Psychotherapie und die allgemeinen Rahmenbedingungen interessiert, dem kann ich das Buch sehr empfehlen. Wer sich allerdings näher mit der Wissenschaftlichkeit und den tatsächlichen Erfolgen verschiedener Therapieformen auseinandersetzen möchte, der wird in ‚Mut zur Psychotherapie!‘ nicht finden, was er sucht. 

Gespräche aus der Community


Liebe Lovelybooks-Community,

wir starten, gemeinsam mit unserem Autor Ulrich Trebbin, eine Leserunde zu seinem Buch „Letzte Fahrt nach Königsberg“, zu der wir euch herzlich einladen möchten! Wir verlosen 20 Exemplare und Ulrich Trebbin wird die Bücher, auf Wunsch, signieren. Wenn ihr mit dem Autor über sein Buch diskutieren möchtet, bewerbt euch bis zum 12. April 2018. Da es in dem Roman „Letzte Fahrt nach Königsberg“ darum geht, wie es ist, seine Heimat zu verlieren, wüssten wir  von Euch gerne, was Heimat für Euch bedeutet und wie wichtig sie für Euch ist. Mit eurem Kommentar nehmt ihr an der Verlosung teil.

Unter allen Bewerbern entscheidet das Los. Die Gewinner werden am 12. April 18 (Auslosung um 9.00 Uhr)bekanntgeben und gebeten, uns eine PN mit ihrer Adresse zu schicken.

Natürlich sind auch die Leser, die das Buch schon kennen, herzlich dazu eingeladen an der Leserunde teilzunehmen.


Inhaltsangabe:

„Letzte Fahrt nach Königsberg“ ist die wahre Geschichte meiner Großmutter in den Jahren 1932 bis 1948. Erzählt wird, wie die junge Ella im letzten Kriegswinter 1945 noch ein letztes Mal in ihre Heimatstadt Königsberg in Ostpreußen zurückfährt, weil sie dort aus ihrem Keller lebenswichtige Einmachgläser mit Schweinebraten, Kohl und Zwetschgenkompott bergen und in den Westen schicken will, wo sie mit ihren beiden kleinen Kindern bei ihrer Schwester untergekommen ist. Diese Fahrt ist sehr gefährlich, weil die Russen kurz vor ihrer großen Invasion stehen und Ostpreußen zu überrollen drohen. In dem Moment als Ella in Königsberg ankommt, startet die Rote Armee ihren Angriff und innerhalb von Tagen schneiden sie den Flüchtlingstrecks den Weg ab - für viele Menschen bedeutet das den Tod.

Für Ella wird bei dieser Reise ihre Geburtsstadt ein letztes Mal lebendig, sie erinnert sich an ihre Kindheit und Jugend in Ostpreußen, und im Laufe des Romans begreift sie, dass sie ihre Heimat verlieren wird. Heimliche Protagonistin ist die Stadt Königsberg, der ich über 70 Jahre nach ihrer Zerstörung ein literarisches Denkmal setzen wollte.

„Letzte Fahrt nach Königsberg“ ist aber auch ein Familienroman und eine Coming-of-Age-Geschichte. In Rückblenden wird Ellas Kindheit und Jugend erzählt, ihre ersten Liebeleien und eine wunderbare Radtour durch die Wanderdünen der Kurischen Nehrung. Ella muss früh mit Verlusten fertig werden, und ihr Leben nimmt einen ganz anderen Weg, als sie sich das erträumt hat. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen und versucht, so viel und intensiv wie möglich zu erleben. Besonders schmerzt es sie, dass sie ihre Jugendliebe Victor verliert. Bis es dann 1948 ein Wiedersehen gibt. Sie ist bereit, sich von ihrem wenig geliebten Mann zu trennen, und hofft... 


Über den Autor:

Ulrich Trebbin hat in Regensburg Französisch und Latein studiert und ist nicht Lehrer geworden. Sondern Hörfunkjournalist und Gestalttherapeut. Er arbeitet beim Bayerischen Rundfunk in München und in seiner psychotherapeutischen Praxis. "Letzte Fahrt nach Königsberg" ist sein Debüt als Romanautor, eine literarische Annäherung an die ostpreußischen Wurzeln seiner Familie.



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Letzter Beitrag von  ArnoZischofskyvor 7 Jahren

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