Rezension zu "Die Spieluhr" von Ulrich Tukur
In dieser Novelle begegnen Leserinnen und Lesern zwei Protagonisten, die Welten trennen: Wilhelm Uhde, der großbürgerliche Preuße, und Séraphine, eine einfache Französin, die von den Bewohnern ihres Dorfes verspottet und von den Kindern mit Dreck und Steinen beworfen wird. Das Schicksal führt diese unterschiedlichen Personen zusammen, er der sensible Kunstsammler, sie die tiefgläubige Putzfrau, die Bilder eigenwilliger Schönheit malt. Als das Leben der beiden Jahre später verfilmt wird, erlebt der Schauspieler, der Wilhelm Uhde verkörpert, wie er unversehens in den phantastischen Kosmos der Putzfrau Séraphine hineingezogen wird, in ein Leben hinter den Bildern und Gobelins. So berichtet die Novelle auch von der Macht der Malerei und der Magie der Musik.
Tukur vermischt in dieser Novelle die Grenzen der Realität und Phantasie. Sein Schreibstil ist besonders, die sprachlichen Bilder sind eindrücklich und an manchen Stellen fast berauschend. In diesen Bildern malt er die so skurrile, vielschichtige Geschichte, überraschend, verwirrend und oft nicht ganz durchschaubar.
Ich habe die Novelle mit sehr ambivalenten Gefühlen aus der Hand gelegt. Die Sprache ist wunderschön und doch habe ich keinen vollständigen Zugang zu der Geschichte von Wilhelm Uhde und Séraphine bekommen. Doch ein Leseerlebnis war es aufgrund der wunderbaren Sprache auf jeden Fall