Ulrich Walter schöpft aus seiner eigenen Erfahrung als Astronaut und bietet einen spannenden, abwechslungsreichen und praxisnahen Einblick in die Raumfahrt, wobei er den Schwerpunkt auf die sich gerade entfaltende Wunderwelt des Weltraumtourismus legt.
Ich muss gestehen, dass ich etwas naiv an das Buch herangegangen bin und erst dachte, dass es vor allem um eine hypothetische Betrachtung zur augenzwinkernden Vorstellung der Raumfahrt geht. Tatsächlich sind die gegebenen Tipps jedoch sehr konkret, durchaus ernst gemeint und richten sich an künftige Weltraumtourist:innen - nur dass, auch wenn ich den Entwicklungsstand des Weltraumtourismus maßlos unterschätzt habe, die Wahrscheinlichkeit, dass auch nur ein Leser oder eine Leserin dieses Buches die Chance haben wird, ein solches Abenteuer für sich zu bezahlen, wohl noch für lange Zeit verschwindend gering sein wird. So hatte ich an ein paar Stellen das Gefühl, ein Buch zu lesen, das nicht für mich, sondern für die Multimilliardär:innen dieser Welt bestimmt ist, was meine Laune ziemlich trübte.
Aber Ulrich Walter hat auch seiner weniger vermögenden Leserschaft sehr viel zu bieten - von atemberaubenden Aufnahmen aus dem All bis hin zu ebenso atemberaubenden Beschreibungen, wie es sich anfühlt, ins All zu starten, Schwerelosigkeit zu erfahren, oder den "Overview-Effekt" zu erleben. Was mich aber auch besonders fasziniert hat, ist ein Überblick über die ersten Raumfahrtromane, die ihrer Zeit weit voraus waren (sogar noch lange vor Jules Verne verfasst!). Und gefreut habe ich mich über den neuen, erstaunlicherweise positiven Blick auf Jeff Bezos, den ich bei der Vorstellung der Unternehmen, die in diesem Bereich aktiv sind, gewinnen konnte. So hat dieses Buch meinen Blick geweitet und durch die allgemeinverständliche Präsentation ist es sehr lehrreich und gleichzeitig unterhaltsam.
Walter ist anzumerken, wie sehr er die Raumfahrt liebt. Das ist einerseits schön zu lesen, andererseits trübt es meinem Eindruck nach seinen Blick, wenn es um die negativen Auswirkungen der Raumfahrt geht. Seine Argumentation zur Frage der Klimaschädlichkeit hat mich leider überhaupt nicht überzeugen können - man kann doch nicht den CO2-Ausstoß eines Weltraumtourismus, der zurzeit nur einigen wenigen Menschen weltweit Nutzen bringt, mit dem CO2-Ausstoß der gesamten Menschheit vergleichen und so zum Schluss kommen, dass die Belastung vergleichsweise gering sei! Da wäre ein Vergleich des CO2-Ausstoßes der Weltraumreisenden mit dem CO2-Ausstoß einer äquivalenten Anzahl von Menschen auf der Erde angebrachter.
Aber natürlich werden durch diese Reisen auch Erfahrungen und technisches Wissen gesammelt, die letztendlich eines Tages uns allen zugutekommen könnten - oder auf desaströse Weise für militärische Zwecke genutzt werden könnten. Umso lesenswerter finde ich dieses Buch, das einen spannenden Blick auf die aktuellen Entwicklungen wirft und so eine erstaunliche Lücke in der Berichterstattung der Medien füllt.