Ulrich Wegst

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Cover des Buches Keine Angst vorm Verzicht (ISBN: 9783963172403)

Keine Angst vorm Verzicht

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Erschienen am 10.03.2021

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Cover des Buches Keine Angst vorm Verzicht (ISBN: 9783963172403)
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Rezension zu "Keine Angst vorm Verzicht" von Ulrich Wegst

tob82
Über die Notwendigkeit, die Hindernisse und die Chancen des Verzichts

In "Keine Angst vorm Verzicht" analysiert Ulrich Wegst die drängendsten Probleme unserer Zeit und kommt zu dem Schluss, dass wir diese ohne Verzicht als grundlegende Maxime unseres Handelns nicht mehr rechtzeitig in den Griff bekommen werden.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist längst klar: ohne einen radikalen Wandel unseres Wirtschaftens und Verhaltens wird die Zukunft für die meisten Lebewesen auf der Erde sehr schwierig werden. Der Autor schreibt dazu: "Je mehr Verzicht, desto weniger schlimme Folgen. Da wir momentan praktisch auf gar nichts verzichten, sind die Folgen zu einem Berg angewachsen wie eine Abraumhalde. Das konnte man lange ignorieren, aber heute ist der Berg einfach viel zu groß dazu. Er wirft auf nazu alles, was wir tun, einen bedrohlichen Schatten." (S. 8)

Im Buch beschäftigt sich der Autor zunächst mit den Gründen für unsere Apathie. Dabei zieht er Erklärungen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen heran. Wirtschaft, Politik und auch jeder einzelne von uns hofft dabei auf bequeme Auswege. Wir wollen unsere liebgewonnenen Gewohnheiten nicht gerne ändern. Er schreibt als Fazit: "Unser Ausflug auf die bequemen Wege - darunter Werbung, Freiwilligkeitsregelungen, Technologie und Ablasshandel - endet in Ernüchterung. Keiner dieser Wege wird uns zum Ziel bringen - schon gar nicht rechtzeitig." (S.47)

Im Anschluss schaut der Autor genauer auf die Bereiche, in denen Verzicht ein Thema ist oder werden wird. Diese sind: Klima (Urlaub, Fleischkonsum, Nationalismus), Umwelt (Agrarindustrie, Müll), Gesundheit (Zucker, Fertiggerichte, Übergewicht, Antibiotika) und soziale Gründe (Kinder, Datenschutz).

Im Hauptteil des Buches geht es um die Frage, wie Verzicht in der Praxis aussehen könnte und welche Ansätze es bereits gibt. Dabei stellt der Autor auch einige ideologische Modelle und Gedanken vor und bewertet Vor- und Nachteile dieser. Obwohl gesellschaftlich und politisch verpönt (auf die Gründe dafür geht der Autor auch mehrfach ein), wird es in der Zukunft nicht ohne Verbote gehen. Sie spielen schon immer eine wichtige Rolle für die Zivilisation und bringen tatsächlich auch eine Menge Vorteile mit sich. Ein Ausschnitt dazu: "Ohne Regeln würde das Ego das Gemeinwohl definieren. In so einer Gesellschaft möchte aber in letzter Konsequenz keiner leben. Also stellen Gebote und Verbote sicher, dass es umgekehrt ist: Gemeinwohl vor Egoismus." (S. 144)

In vielen Bereichen fehlen uns noch ganz konkrete Modelle für die Zukunft. Hier erwartet der Autor mehr Mittel für Forschungsprojekte und stellt klar, dass sich sämtliche Maßnahmen an wissenschaftlicher Evidenz zu messen haben. Für einfache Ideologien - egal welcher Couleur - gibt es keinen Platz mehr.

Trotz des aktuellen Zustandes und der vielen Widerstände ist sich der Autor sicher, dass wir alle zur Veränderung fähig sind: "Vieles am Verzicht erscheint dann am bedrohlichsten, wenn nur die Rede davon ist. Wenn man es aber tatsächlich umsetzt, verliert es seinen Schrecken. Deshalb wäre die beste Strategie, damit umzugehen: Einfach mal machen. Die ewige aufgeregte Diskussion um bestimmte Verzichtserfordernisse ist nervenzehrender als der Verzicht selbst." (S.169)

Auch wenn der Autor aus meiner Sicht gelegentlich etwas über das Ziel hinausschießt (Stichworte: Lobpreisung des Fastens und das Auf-gleiche-Stufe-stellen von "Bierbauchträgern" und "SUV-Fahrern"), gefällt mir seine radikale, aber - soweit ich das sehen kann - grundsätzlich ideologiefreie Argumentation sehr gut. Er beschreibt die Probleme, wie sie sich tatsächlich aktuell darstellen und bezieht dabei alle Akteure unserer Gesellschaft mit ein. Der Stil des Buches ist angenehm und flüssig. Der Text enthält zahlreiche Fußnoten mit Verweisen auf Artikel, Studien und Fachliteratur. Bei der Lektüre hat mir teilweise etwas der rote Faden gefehlt. Hier wäre ein einleitendes Kapitel, das die Struktur des Buches erläutert, sicher hilfreich. An manchen Stellen (z.B. die Abschnitte über ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell für die Zukunft) hätte ich mir gerne umfangreichere Darstellungen gewünscht.

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