Das Buch von Ulrike Dietmann hat mich sehr berührt. Aus Schreibseminaren kenne ich die Heldenreise als Möglichkeit, Geschichten oder Bücher zu strukturieren, auch Hollywoodfilme sind ja nach diesem Schema „gestrickt“. Aber hier geht es nicht um die Geschichte irgendeines erfundenen Protagonisten, sondern um viel mehr: Um den Leser persönlich – wenn er sich darauf einlässt.
Oder besser gesagt um den lesenden Autor, um den Schriftsteller, der sich auf die große Heldenreise begibt, aus dem Herzen seiner Kreativität zu schöpfen und ein Buch zu schreiben.
Doch welche Gefahren lauern auf dem Weg? Welche Ängste keimen beim Schreiben auf, welche Befürchtungen schlagen meine Kreativität in Ketten oder führen mich ins Dickicht der Schreibblockaden?
Der Ruf zum Schreibabenteuer kommt mit der Entdeckung der eigenen Tiefe. Die tiefen Gefühle sind es, die wahrgenommen und transformiert werden wollen, die ihren Platz in den Geschichten finden wollen.
Aber wie schreibt man emotional, wie lässt man Traurigkeit oder Freude auf dem Papier so lebendig werden, dass es den Leser fesselt und mitten ins Herz trifft? Wie kann man etwas von seiner eigenen Kraft in eine fiktionale Geschichte fließen lassen? Gibt es dafür ein Rezept?
Nein. Nur die Selbsterkenntnis, die eigenen Licht- und Schattenseiten, Gefühle, geliebt und ungeliebt, führen weiter. So lernt man sich im Laufe der Heldenreise selbst kennen und betritt sein inneres Dickicht zunehmend ohne Angst.
Nach jedem Kapitel fügt Ulrike Dietmann Aufgaben an, mit deren Hilfe man die Essenz der jeweiligen Station für sich selbst nochmals auf den Punkt bringen kann.
Kurzum: Dieses Buch hat mich fasziniert. Ich habe das Schreiben plötzlich aus einer anderen Warte betrachtet – nicht das „Wie soll ich schreiben?“ ist der wesentliche Knackpunkt, sondern das „Was will durch mich geschrieben werden, was ist authentisch?“ Schreibenden Selbstentdecker_innen kann ich das Buch von Ulrike Dietmann wärmstens empfehlen.