Ulrike Dotzer

 4,3 Sterne bei 24 Bewertungen
Autor*in von Goldener Boden.

Lebenslauf

Ulrike Dotzer wurde in Kiel geboren und arbeitete nach einem Aufenthalt in Montreal zunächst als Journalistin für Tageszeitungen in West- und Ostdeutschland, u.a. das "Hamburger Abendblatt", die "Kieler Nachrichten" und die "Norddeutsche Zeitung" in Schwerin. 1997 ging sie zum Norddeutschen Rundfunk, wo sie seit 2001 für Programme des Europäischen Kulturkanals ARTE verantwortlich ist. Etliche der von ihr redaktionell verantworteten Sendungen wurden mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter der Europäische Filmpreis (für "Another day of life"), der Deutsche Fernsehpreis (für "Die Nacht der großen Flut") und zuletzt 2021 der Grimme-Preis (für "Afghanistan. Das verwundete Land"). Immer wieder widmet sich Ulrike Dotzer fürs Fernsehen historischen Stoffen und macht diese mit AutorInnen und ProduzentInnen für ein breites Publikum attraktiv, z.B. in "Eine Familie unterm Hakenkreuz" (2021). Sie fördert Erzählweisen, in denen sich Fiktion und Dokumentation verweben. Ulrike Dotzer hat seit ihrer Jugend immer wieder Osteuropa bereist und fühlt sich besonders unseren polnischen Nachbarn verbunden. So unterstützt sie das Weimarer Dreieck der Frauen, das auf zivilgeschichtlicher Ebene Polinnen, Deutsche und Französinnen zusammenbringt. Lange ist sie den Spuren ihrer Familie nachgegangen, die 1945 aus Pommern nach Thüringen flüchtete und drei Jahre später aus der sowjetischen Besatzungszone nach Schleswig-Holstein. Die Lebenswege ihrer Vorfahren haben ihren ersten Roman inspiriert.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Ulrike Dotzer

Cover des Buches Goldener Boden (ISBN: 9783958905122)

Goldener Boden

 (24)
Erschienen am 27.10.2022

Neue Rezensionen zu Ulrike Dotzer

Cover des Buches Goldener Boden (ISBN: 9783958905122)
Kulturkorrespondenzs avatar

Rezension zu "Goldener Boden" von Ulrike Dotzer

Vom Wohl und Wehe einer Stolper Familie
Kulturkorrespondenzvor einem Jahr

»Selbst das Meer kann nicht alles schlucken« – wie soll es dann der Mensch vermögen? Um den Themenkomplex »Krieg – Flucht – Vertreibung« rankt sich Ulrike Dotzers Familiensaga über drei Generationen, eine Geschichte, in der Wunden und Narben schwer verheilen, in der viel Ungesagtes und Unbewältigtes schwelt, in der eigene Berufswünsche und privates Glück dem Wohl der Familie geopfert werden, was allerdings durch Fleiß und Umtriebigkeit, Geschick und Geschäftssinn – und mit einer Prise Lebenslust, Ess- und Feierlaune –kompensiert wird. Gefühle sind »Nebengleise«; nicht selten stören sie Beruf und Karriere. Mit Elan und Ehrgeiz erlernte einst Gustav Hirsch das Handwerk eines Friseurs, brachte wertvolle Einsichten und die Tomatensorte »Ochsenherz« aus New York zurück nach Hinterpommern.Als 19-Jähriger hatte er wie viele andere deutsche Auswanderer Ende des 19. Jahrhunderts sein Glück in der Neuen Welt versuchen und nebenbei den wilhelminischen Rekrutierungsbehörden entkommen wollen. Wegen des frühen Todes seiner beiden älteren Brüder sieht er sich verpflichtet, zu seiner verwitweten, mittellos gewordenen Mutter nach Stolp/Słupsk zurückzukehren. Eine weise Entscheidung, wie sich herausstellen wird. Seine Tochter Clara wird ihren vier Töchtern Rosa, Mathilda, Ursel und Sofie viele Jahre später mit Verve und Überzeugung das Erfolgsrezept ihres Vaters vortragen: »Merkt euch, eins gilt immer: Handwerk hat goldenen Boden.« Dass Clara musische Talente und intellektuelle Begabungen ihrer Töchter geflissentlich ignoriert, liegt demzufolge auf der Hand. Obwohl die Familie ihre »geliebte Heimat«, also das »Pommernland«, nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen muss, bringt ihr das Friseurhandwerk Glück. »Vor der Flucht« und »nach der Flucht« – das ist die Zeitrechnung, in der die Familienmitglieder denken und die sie mit dem Schicksal Millionen anderer Flüchtlinge und Vertriebener nach dem Zweiten Weltkrieg verbindet. Die Klammer zwischen diesen beiden »großen Kapiteln« ist die Erkenntnis, »dass Wohlstand etwas ist, das nicht nur verloren, sondern auch wiedererlangt werden kann«. Ulrike Dotzers Debütroman gelingt es, kollektive und individuelle Erinnerungen, Zeugnisse und Geschehnisse der Nachkriegszeit miteinander zu verflechten. Seit ihrer Jugend interessiert sich die in Kiel geborene Journalistin für das östliche Europa. Wie die Familie im Roman ist ihre 1945 aus Pommern nach Sachsen-Anhalt geflüchtet und zog drei Jahre später aus der Sowjetischen Besatzungszone weiter nach Schleswig-Holstein. Mit der Aufarbeitung ihrer eigenen Familiengeschichte liefert die Autorin einen kostbaren Mosaikstein zur deutschen Nachkriegsgeschichte.

Ingeborg Szöllösi 

Diese Rezension erschien im Magazin Kulturkorrespondenz östliches Europa

Ausgabe März 2023. Mehr Informationen: www.kulturkorrespondenz.de

Cover des Buches Goldener Boden (ISBN: 9783958905122)
M

Rezension zu "Goldener Boden" von Ulrike Dotzer

Familiengeschichte über drei Generationen
Maria_21vor 2 Jahren

Die Journalistin und Fernsehredakteurin Ulrike Dotzer, erzählt in ihrem Debüt zu welchem sie durch Erzählungen ihrer eigenen Familie inspiriert worden ist, eindringlich über drei Generationen hinweg deren Familiengeschichte vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte, die von Flucht, Vertreibung und Neuanfängen, geprägt ist.

Inhalt:
Mit Fleiß und Fortüne baut Gustav Hirsch in Hinterpommern Anfang des 20. Jahrhunderts ein Vermögen auf. Den Grundstock legt sein Aufenthalt in Amerika. Der 19-jährige Bauernsohn ist von Freiheitsdrang erfüllt, er flieht vor dem Kommiss und findet Arbeit bei einem deutschen Friseur in New York. An der Lower East Side lernt er eine Welt kennen, die viel härter ist als alles, was er sich hat vorstellen können – und die ihm zeigt: Nicht überall hat die Obrigkeit das Sagen, und auch ohne Befehl und Gehorsam kann sich eine Gesellschaft organisieren. Gustav findet Anschluss unter deutschen Einwanderern, und er verliebt sich in Lisbeth, die Tochter seines Chefs. Aber dann muss er zurück nach Stolp: Zwei Brüder sind tot und seine verwitwete Mutter allein.

Im März 1945 flüchtet Clara, Gustavs Tochter und jüngste Friseurmeisterin Pommerns, mit vier kleinen Töchtern über die Ostsee. Zunächst in einer Dachkammer in einem thüringischen Dorf, später in Kiel beweist sie, was das alte Sprichwort sagt: Handwerk hat goldenen Boden. Mit nichts als ihrer Hände Arbeit baut sich die Familie eine neue Existenz auf. Sie essen und trinken, erwerben Häuser und feiern Hochzeit – und doch ist zu spüren, dass etwas nicht stimmt. Denn über allem hängt der Schatten des Schweigens, das, wovon man nicht spricht: die SS-Vergangenheit von Claras Mann.

In Ulrike Dotzers Roman verdienen drei Generationen von Friseuren ihr Geld damit, Menschen schöner zu machen. Wir schauen mit ihnen und ihren Kundinnen und Kunden in den Spiegel und erblicken – auch uns selber. Denn so wie ihnen erging es im letzten Jahrhundert Millionen von Menschen: Sie bauten Wohlstand auf, verloren ihn wieder und fingen von vorne an – trotz der inneren und äußeren Wunden, die der Zweite Weltkrieg ihnen geschlagen hatte. Und so ist dies auch ein Buch über die Angst und den Schmerz in vielen von uns, über die Einsamkeit derer, die im Krieg Kinder waren, und von Erfahrungen, die fortwirken im Verhältnis zu den eigenen Kindern und Enkeln.

Meine Meinung:
Schon alleine das schöne Cover und die Gestaltung des Buches haben es mir angetan, ja mich neugierig auf die Geschichte gemacht. Dann der Titel, unter dem man sich erst einmal einiges vorstellen kann aber bei genauerem Hinsehen auf den Klappentext, handelt es sich um eine generationsübergreifende Familiengeschichte, die sich um das Kaiserreich und Auswanderung, Nationalsozialismus und Krieg, Flucht und Vertreibung, sowjetische Besatzung und Wirtschaftswunder.

Das Buch ist in zwei Teile mit je einem eigenen Personenregister aufgeteilt und beginnt mit der Geschichte von Gustav Hirsch, der 1896 vor dem Kommiss flieht und nach Amerika auswandert. Bei einem deutschen Friseur in New York findet er Arbeit, lernt das Friseurhandwerk und legt damit den Grundstock seines Lebens. Doch nach drei Jahren ruft ihn seine Mutter zurück nach Deutschland um sie nach dem Tod seiner Brüder zu unterstützen.

Im zweiten Teil – 50 Jahre später und in der Zeit des Nationalsozialismus-, erzählt die Geschichte von Clara, Gustavs Tochter und jüngste Friseurmeisterin Pommerns. Ihr Mann Rudolf ist im Regiment und der Krieg steht vor der Tür. Rechtzeitig gelingt es Clara 1945 mit ihren vier kleinen Töchtern über die Ostsee zu flüchten. Rudolf kehrt zurück und ein Nachbar bekommt mit, dass er bei der SS war. Erneut hilft nur die Flucht nach vorne und ein Neuanfang in Kiel, steht bevor. Mit nichts als ihrer Hände Arbeit baut sich die Familie wieder eine neue Existenz auf.

Fazit:
Der Autorin ist es mit ihrem ausführlichen und flüssigen Schreibstil gelungen, mich für ihre drei Generationen Familiengeschichte, die umfassend recherchiert und geschickt in die Handlungsstränge eingebunden ist, zu überzeugen.
Nach diesem Debüt, bin ich sehr gespannt auf weitere Veröffentlichungen der Autorin!
Von mir 4 Sterne und eine Leseempfehlung!

Cover des Buches Goldener Boden (ISBN: 9783958905122)
I

Rezension zu "Goldener Boden" von Ulrike Dotzer

Großartig erzähltes Stück Zeitgeschichte
Isabell47vor 2 Jahren

Der Roman erstreckt sich über einen Zeitraum von über sechs Jahrzehnten und besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil steht der 19-Jährige Gustav, der Ende des 19 Jahrhunderts nach Amerika auswandert im Mittelpunkt des Geschehens. Hier erfahre ich, unter welchen Bedingungen die Menschen lebten, arbeiteten, welche Träume sie hatten und das es immer auch ein Überlebenskampf war. Es geht um Politik, Wirtschaft, Religion ...Gustav selber lernt sehr viel in diesen Jahren und während ich noch überlege, wie es für ihn beruflich und privat weitergeht, gibt es einen harten Cut und der zweite Teil des Romans beginnt und dieser startet Mitte der 50er Jahre und springt immer wieder in die Vergangenheit – hier ist es die Vorkriegszeit, Kriegszeit und Nachkriegszeit- zurück. Mittlerweile ist Gustav ein alter Mann und seine älteste Tochter Clara mit ihrer Familie steht im Mittelpunkt des Geschehens und es spielt in Deutschland.

Die Schere auf dem Cover deutet darauf hin, womit sich Gustav und seine Familie ihr Geld verdient haben, nämlich mit dem Friseurhandwerk, was seinen Anfang in Amerika nahm und in Hinterpommern sowie auf weiteren Stationen sie ernährt hat. 

Jedoch auch wenn es um das Friseurhandwerk als solches geht und es immer wieder erwähnt wird, so spielen die politischen sowie persönlichen Ereignisse der Familie eine viel größere Rolle. Es geht um Nationalsozialismus und die Folgen, Haltung, ganz viel Leid, Angst, Trauer aber auch Mut, Hoffnung, Freundschaft und Liebe. 

Der Roman hat mich tief bewegt und auch wenn ich am Anfang es ein wenig schade fand, dass Gustav nicht die gesamte Zeit im Mittelpunkt stand und viele Jahre seines Lebens überhaupt nicht erwähnt worden sind, so passt am Ende alles sehr gut zusammen. Wohlverdiente 5 Sterne für diesen Roman und ich hätte gerne mehr vergeben.

Gespräche aus der Community

Liebe Lovelybooks-Community!

Ihr mögt Geschichten über Neuanfänge, Liebe und Familie und seid Fans von Historienromanen? Dann ist "Goldener Boden" genau richtig für euch. Ihr taucht ein in eine Familiengeschichte und begleitet ab 1945 drei verschiedene Generationen von Friseuren bei Ihrer Suche nach Freiheit; von Hinterpommern nach New York.

Bewerbt euch jetzt für eines von 30 Exemplaren!


343 BeiträgeVerlosung beendet
EuropaVerlags avatar
Letzter Beitrag von  EuropaVerlagvor 2 Jahren

Danke für die Rezension. Schade, dass dir der zweite Teil nicht gefallen hat.

Community-Statistik

in 31 Bibliotheken

auf 3 Merkzettel

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks