Rezension zu Das Verschwinden des Philip S. von Ulrike Edschmid
Das Verschwinden des Philip S. - Ulrike Edschmid
von Ein LovelyBooks-Nutzer
Rezension
✗
Ein LovelyBooks-Nutzervor 8 Jahren
Ulrike Edschmid, 1940 in Berlin geborene Autorin, studierte Literaturwissenschaft an der Film – und Fernsehakademie Berlin. Der Ort, an dem sie auch Philip S. kennenlernte. Später arbeitete sie als Lehrerin in Frankfurt, nun lebt sie als freie Autorin wieder in Berlin.
Der durchaus als autobiographischer Text zu verstehende, aber als Roman vom Suhrkamp Verlag betitelte Text „Das Verschwinden des Philip S.“ thematisiert das Leben und die extreme Radikalisierung des Philip S. – welche Rolle Ulrike dabei spielt, wird hier ebenfalls näher erläutert.
Berlin in den 6oer. Das ist das, was Ulrike Edschmid hier näher beleuchtet und dennoch aus einer ganz anderen, persönlicheren Perspektive zur Schau stellt.
1967 treffen sich der zwanzig Jahre alte Student Philip S. und die 27 Jahre alte Ulrike Das Verschwinden des Philip SEdschmid an der Berliner Filmakademie. Innerhalb weniger Jahre schafft der junge Philip S. es vom liebenden Ersatzpapa zum radikalen „Terroristen“, rutscht in den Untergrund, bis er im Mai 1975 von der Polizei erschossen wird. Knapp vierzig Jahre später greift Ulrike Edschmid ihre alten Erinnerungen wieder auf und setzt sich in diesem Werk bewusst mit ihnen auseinander. Es entsteht ein kühler und distanter Roman, der von der 68er Bewegung über die Radikalisierung, aber auch von der Liebe zu einem Menschen erzählt, der sich vollkommen in seiner Illusion von einer besseren Welt zu verlieren scheint. Diejenigen, die also schon immer mehr über diese Zeit in Deutschland, das Pro und Contra erfahren möchten, sind hiermit gut bedient.
Ich muss ehrlich gestehen, außer eventuell im Geschichtsunterricht, habe ich mich mit diesem doch sehr revolutionärem und durchaus schwierigen Thema, nicht weiter auseinandergesetzt. Ulrike Edschmid nimmt den Leser mit in eine nicht allzu weit enfernte Zeit und gibt einen ganz privaten Einblick in ihr damaliges Leben. Auch wenn ich mich an ihren sehr monotonen und trockenen Schreibstil sehr gewöhnen musste, mochte ich einige Ansätze und Auseinandersetzungen mit diesem Thema sehr.
Am meisten erstaunt hat mich, wie spät sie selbst erst aufgehört hat, den Plan von Philip S. zu verfolgen. Spätestens nach ihrem Gefängnisaufenthalt wurde ihr klar, dass ihr Leben so nicht weitergehen konnte, allein schon wegen ihres Sohnes. Für mich eine durchaus späte Einsicht, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, obwohl ich selbst nicht sagen könnte, wie ich in derselben Situation gehandelt hätte. Eindrucksvoll beschreibt sie dennoch ihr gemeinsames Leben – vom ersten Treffen, über das weitere Kennenlernen, bis hin zum Abschied.
Oft gestört hat mich die kalte und distante Art von Philip S. zu sprechen. Nicht nur, dass sie ihn konsequent bei seinem ganzen Namen nennt, sie spricht auch sehr neutral über ihn. Weder liebevoll, noch vorwurfsvoll, fast gleichgültig. Auf der einen Seite, kann ich dieses Muster vollkommen nachvollziehen, da er sie sehr enttäuscht hat und sie nach so vielen Jahren endlich mit dem Thema abgeschlossen hat, auf der anderen Seite, spürt man keinen Funken Liebe für ihren einstigen Geliebten und engen Weggefährten.
Ingesamt eine sehr gewöhnungsbedürftige, aber spannende Lektüre, die die 60er Jahre von einer ganz anderen menschlicheren und persönlicheren Seite aufzeigen.
„Bis zu dem Tag, an dem er es tat, glaubte ich nicht, dass er es tun würde. Ich sehe, wie er das wenige, was er besitzt, aufgibt, ich nehme war, was unter meinen Augen vorgeht. Aber ich habe keinen Zugangmehr zu dem inneren Ort, an dem seine Vorstellung zum Entschluss und schließlich zur Tat reift.“ (S. 124)
Der durchaus als autobiographischer Text zu verstehende, aber als Roman vom Suhrkamp Verlag betitelte Text „Das Verschwinden des Philip S.“ thematisiert das Leben und die extreme Radikalisierung des Philip S. – welche Rolle Ulrike dabei spielt, wird hier ebenfalls näher erläutert.
Berlin in den 6oer. Das ist das, was Ulrike Edschmid hier näher beleuchtet und dennoch aus einer ganz anderen, persönlicheren Perspektive zur Schau stellt.
1967 treffen sich der zwanzig Jahre alte Student Philip S. und die 27 Jahre alte Ulrike Das Verschwinden des Philip SEdschmid an der Berliner Filmakademie. Innerhalb weniger Jahre schafft der junge Philip S. es vom liebenden Ersatzpapa zum radikalen „Terroristen“, rutscht in den Untergrund, bis er im Mai 1975 von der Polizei erschossen wird. Knapp vierzig Jahre später greift Ulrike Edschmid ihre alten Erinnerungen wieder auf und setzt sich in diesem Werk bewusst mit ihnen auseinander. Es entsteht ein kühler und distanter Roman, der von der 68er Bewegung über die Radikalisierung, aber auch von der Liebe zu einem Menschen erzählt, der sich vollkommen in seiner Illusion von einer besseren Welt zu verlieren scheint. Diejenigen, die also schon immer mehr über diese Zeit in Deutschland, das Pro und Contra erfahren möchten, sind hiermit gut bedient.
Ich muss ehrlich gestehen, außer eventuell im Geschichtsunterricht, habe ich mich mit diesem doch sehr revolutionärem und durchaus schwierigen Thema, nicht weiter auseinandergesetzt. Ulrike Edschmid nimmt den Leser mit in eine nicht allzu weit enfernte Zeit und gibt einen ganz privaten Einblick in ihr damaliges Leben. Auch wenn ich mich an ihren sehr monotonen und trockenen Schreibstil sehr gewöhnen musste, mochte ich einige Ansätze und Auseinandersetzungen mit diesem Thema sehr.
Am meisten erstaunt hat mich, wie spät sie selbst erst aufgehört hat, den Plan von Philip S. zu verfolgen. Spätestens nach ihrem Gefängnisaufenthalt wurde ihr klar, dass ihr Leben so nicht weitergehen konnte, allein schon wegen ihres Sohnes. Für mich eine durchaus späte Einsicht, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte, obwohl ich selbst nicht sagen könnte, wie ich in derselben Situation gehandelt hätte. Eindrucksvoll beschreibt sie dennoch ihr gemeinsames Leben – vom ersten Treffen, über das weitere Kennenlernen, bis hin zum Abschied.
Oft gestört hat mich die kalte und distante Art von Philip S. zu sprechen. Nicht nur, dass sie ihn konsequent bei seinem ganzen Namen nennt, sie spricht auch sehr neutral über ihn. Weder liebevoll, noch vorwurfsvoll, fast gleichgültig. Auf der einen Seite, kann ich dieses Muster vollkommen nachvollziehen, da er sie sehr enttäuscht hat und sie nach so vielen Jahren endlich mit dem Thema abgeschlossen hat, auf der anderen Seite, spürt man keinen Funken Liebe für ihren einstigen Geliebten und engen Weggefährten.
Ingesamt eine sehr gewöhnungsbedürftige, aber spannende Lektüre, die die 60er Jahre von einer ganz anderen menschlicheren und persönlicheren Seite aufzeigen.
„Bis zu dem Tag, an dem er es tat, glaubte ich nicht, dass er es tun würde. Ich sehe, wie er das wenige, was er besitzt, aufgibt, ich nehme war, was unter meinen Augen vorgeht. Aber ich habe keinen Zugangmehr zu dem inneren Ort, an dem seine Vorstellung zum Entschluss und schließlich zur Tat reift.“ (S. 124)