Rike hatte ein schweres Leben, schon als Baby von der Mutter zurückgelassen, kommt sie mit ihrem Bruder in ein Heim. Niemand will aber beide als Pflegekinder haben und erst spät wird sie zur Adoption freigegeben. Bei ihren *neuen* Eltern erfährt sie aber auch keine Liebe und Geborgenheit und wird oft und viel verprügelt, für das Leben ihrer Mutter verantwortlich gemacht und ständig
gedemütigt.
Sie erlebt mehr Tief- als Höhepunkte und immer, wenn sie meint, es geschafft zu haben, die Täler hinter sich lassen zu können, stürzt sie wieder ab, sowohl psychisch als auch physisch.
Die Geschichte ging nicht spurlos an mir vorüber, bin ich doch nur acht Jahre später geboren als Ulrike und hatte teilweise auch eine eher strenge als liebevolle Erziehung genossen, muss wohl an der vorgehenden Generation liegen, die durch die Entbehrungen der Nachkriegsjahre nicht so konnte wie sie wollte und das dann an ihren Kindern, egal ob leiblich oder adoptiert, ausließ.
Die Autorin hat einen Schreibstil, der mich sofort in seinen Bann gezogen hat, ausführlich beschreibt sie die Baby- und Kinderzeit, die sie hauptsächlich aus Erzählungen lieber Nachbarn kennt, auch ihre Schul- und *Lehr*zeit enthält fast keine Lücken, doch je älter sie wird, desto weniger genau geht sie auf ihr Leben ein. Gerade noch war sie 22 Jahre und schwupp ist sie 31. Ich hätte mir gewünscht, dass sie auch auf ihr Dasein als Erwachsene etwas näher eingeht,
irgendwie fehlte mir etwas zwischendrin.
Nichtsdestotrotz bewundere ich Ulrike für ihre Kraft und ihren starken Willen, immer wieder aufzustehen und weiter zu machen ..... und dann auch noch alles aufzuschreiben und für interessierte Menschen lesbar zu machen.
Es ist kaum vorstellbar, dass ein Kind, das nur mit Missachtung, Liebesentzug, Ausgrenzungen, Prügeln, Verboten, .... heranwächst, ein erwachsener Mensch werden kann, der sein eigenes Kind liebevoll aufzieht und überhaupt noch lieben kann.
Ich werde wohl noch ein bisschen darüber nachdenken, was in den letzten 60, 70 Jahren in unserem Land alles so passieren konnte, weil viel zu viele - auch oder gerade staatliche und kirchliche Stellen - wegguckten.
Für Ulrike Eschenbach ein glückliches Leben, das noch viele Jahre dauern soll, fünf Sterne aus meinem Fundus für ihre überaus lesenswerte Autobiografie.